Die Rache trägt Prada. Der Teufel kehrt zurück: Roman (German Edition)
unter die lukrativsten fünfzig Geldanlagen des Jahres, und Harrison ist der Chef der Harrison Media Holdings.«
»Hat er nicht erst vor ein paar Monaten seinen Vater verloren?« Die Beerdigung war im Fernsehen übertragen worden, und Andy erinnerte sich auch noch gut an die mehr als ausführlichen Nachrufe und Würdigungen in den Zeitungen, für den Mann, der erst eines der größten Medienimperien aller Zeiten aufgebaut und es dann, kurz vor der Finanzkrise voriges Jahr, mit einer Reihe katastrophaler Investitionsfehler in eine finanzielle Schieflage gebracht hatte. Niemand wusste wirklich, wie hoch die Verluste waren, die dem Unternehmen daraus entstanden waren.
»Stimmt. Jetzt leitet Max den Konzern, und nach allem, was man so hört, macht er seine Sache gar nicht schlecht. Und wenn Max Harrison sich für irgendetwas noch mehr interessiert als für Investitionen in Start-up-Medienprojekte, dann sind es Investitionen in die Start-up-Medienprojekte attraktiver Frauen.«
»Huch, ähm … hast du mich gerade attraktiv genannt? Ich glaub, ich werde rot.«
Emily schnaubte. »Wer redet denn von dir? Also, sei bitte in fünf Minuten unten, ja? Ich brauche dich!«, sagte sie, schon halb zur Tür hinaus.
»Ja, ja. Ich hab dich auch lieb!«, rief Andy ihr hinterher, während sie bereits nach ihrem trägerlosen BH angelte.
Bei dem Dinner ging es um einiges entspannter zu, als man es bei Emilys Hysterie im Vorfeld hätte erwarten können. Durch die offenen Wände des Pavillons, der im Everett’schen Garten mit Blick auf das Wasser aufgebaut worden war, wehte eine laue Meeresbrise herein, und Dutzende kleiner Laternen sorgten für eine Atmosphäre gediegener Eleganz. Das Essen war sagenhaft: kiloschwere Hummer, Venusmuscheln in Zitronenbutter, in Weißwein gedünstete Miesmuscheln, Rosmarin-Knoblauch-Kartoffeln, Maiskolben mit Cotija-Käse, frisch gebackene Brötchen und ein scheinbar unendlicher Vorrat an eiskaltem Bier mit Limetten, kühlem Pinot Grigio und den köstlichsten Margaritas, die Andy je getrunken hatte.
Nach dem Dessert aus warmem Apfelkuchen mit Vanilleeis scharte sich die Gesellschaft satt und zufrieden um das Lagerfeuer am Rand des Rasens. Eingehüllt in federleichte Sommerdecken aus einem himmlisch weichen Bambus-Kaschmir-Gemisch gönnten sie sich noch das eine oder andere geröstete Marshmallow oder einen Becher heißer Schokolade. Es wurde getrunken, es wurde gelacht, und schon bald machte der erste Joint die Runde. Andy fiel auf, dass nur sie und Max Harrison ihn weiterreichten, ohne daran zu ziehen. Als er mit einer Entschuldigung aufstand und ins Haus ging, hielt es auch sie nicht mehr länger im Garten.
»Oh, hey«, stammelte sie leicht verlegen, als sie ihn – nicht ganz zufällig – auf der Wohnzimmerterrasse wiederfand. »Ich, äh, ich suche die Toilette.«
»Sie sind Andrea, nicht wahr?«, fragte er, als hätten sie nicht gerade erst drei Stunden nebeneinander am Tisch gesessen. Er war in ein Gespräch mit der Nachbarin zu seiner Linken vertieft gewesen, einem russischen Model, dessen Sprachkenntnisse einiges zu wünschen übrig ließen. Da sie diesen Mangel aber mit mädchenhaftem Gekicher und gekonnten Augenaufschlägen leicht wieder wettmachte, schien er sich nicht gelangweilt zu haben. Andy hatte sich mit Farooq unterhalten – beziehungsweise seinen Prahlereien von seiner griechischen Yacht und seinem Porträt im Wall Street Journal gelauscht.
»Andy, bitte.«
»Dann also Andy.« Max griff in seine Jackentasche, holte ein Päckchen Marlboro Lights heraus und bot Andy eine an. Obwohl sie seit Jahren nicht mehr geraucht hatte, griff sie, ohne zu zögern, zu.
Nachdem er ihr Feuer gegeben hatte, zündete er sich selbst eine an und sagte: »Ein wunderbarer Abend. Alle Achtung, was Sie und Ihre Freundin da auf die Beine gestellt haben.«
Andy konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. »Danke. Aber das ist hauptsächlich Emilys Verdienst.«
»Wie kommt es, dass Sie nicht rauchen? Zumindest kein Gras?«
Sie sah ihn fragend an.
»Sie und ich waren die Einzigen, die nicht gekifft haben.«
Andy fühlte sich fast ein wenig geschmeichelt, dass er sie überhaupt bemerkt hatte, wenn auch nur deshalb, weil sie den Joint nicht wollte. Sie wusste über ihn Bescheid und nicht nur, weil er seit der gemeinsamen Internatszeit einer von Miles’ besten Freunden war. Sie war ihm auch schon des Öfteren in irgendwelchen Klatschkolumnen und Medienblogs begegnet. Aber zur Sicherheit war Emily
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