Die Rache trägt Prada. Der Teufel kehrt zurück: Roman (German Edition)
Vergangenheit? War sie etwa stolz auf ihre Affäre mit Christian Collinsworth? Wollte sie Max wirklich ihre Beziehung mit Alex in allen Details aufs Butterbrot schmieren? Natürlich nicht. Aber es war etwas völlig anderes, an ihrem eigenen Hochzeitstag lesen zu müssen, dass ihre zukünftige Schwiegermutter ihren Sohn anflehte, doch lieber seine Ex zu heiraten – die Frau, die er nach seinem Junggesellenabschiedstrip auf die Bermudas mit keinem Wort erwähnt hatte, obwohl er über das Wiedersehen doch anscheinend so beglückt gewesen war.
Andy rieb sich die Stirn. Sie zwang sich zum Nachdenken. Wann hatte Barbara den gehässigen Brief geschrieben? Warum hatte Max ihn nicht sofort in den Müll geworfen? Und was hatte es zu bedeuten, dass er Katherine vor sechs Wochen getroffen und seitdem kein Sterbenswörtchen davon hatte verlauten lassen? Obwohl er sich in aller Ausführlichkeit über jede Golfpartie, jedes blutige Steak, jedes Sonnenbad ausgelassen hatte? Dafür musste es eine Erklärung geben. Fragte sich bloß, welche.
2
Liebe auf den zweiten Blick: die Hamptons 2009
Jahrelang hatte Andy sich regelrecht etwas darauf eingebildet, dass sie so gut wie nie in die Hamptons fuhr. Der Verkehr, die vielen Menschen, der Zwang, sich aufzustylen und in den angesagtesten Locations zu verkehren … Das alles entsprach nicht gerade ihrer Vorstellung von einem Erholungsurlaub. Da blieb sie im Sommer doch lieber gleich in New York und streifte über die Straßenmärkte, legte sich im Central Park auf die Wiese oder radelte am Hudson River entlang. Um die Sommerwochen in der Stadt zu genießen, brauchte sie nichts weiter als ein gutes Buch und einen Eiskaffee. Sie hatte nie das Gefühl, irgendetwas zu verpassen. Aber das konnte und wollte Emily ihr einfach nicht abnehmen. Einmal im Jahr verschleppte sie Andy deshalb für ein Wochenende in das Sommerhaus ihrer Schwiegereltern und nahm sie zu »Weißen Festen« mit und zu Polospielen, bei denen die Frauen ihre edle Designerkluft spazieren trugen. Hinterher schwor Andy sich jedes Mal, sich das nie wieder anzutun, aber dann packte sie im nächsten Sommer doch wieder brav ihre Tasche, quetschte sich in den Überlandbus und tat so, als gäbe es nichts Schöneres auf der Welt, als sich auch noch in ihrer Freizeit mit den gleichen Leuten zu umgeben, denen sie bei Firmenevents in der Stadt sowieso dauernd über den Weg lief. Aber dieses Wochenende war anders: Es würde möglicherweise über ihre berufliche Zukunft entscheiden.
Es klopfte einmal kurz an der Tür, dann stand auch schon Emily im Zimmer. Der Anblick, der sich ihr bot, schien ihr ganz und gar nicht zu gefallen. Andy lag auf dem Bett, ein Handtuch um das noch feuchte Haar geschlungen, das andere um den frisch geduschten Körper gewickelt, und starrte ratlos in ihren überquellenden Koffer hinunter.
»Wieso bist du noch nicht fertig? In ein paar Minuten stehen die ersten Gäste auf der Matte!«
»Ich hab nichts anzuziehen!«, rief Andy. »Ich passe nicht in die Hamptons. Ich gehöre nicht hierher. Alles, was ich mitgebracht habe, kann ich vergessen.«
»Andy …« Emily schob die Hüfte vor. Sie trug ein knallpinkfarbenes Seidenkleid und um die Taille einen dreifachen, in sich verschlungenen Goldgürtel, der bei den meisten Frauen nicht einmal um den Oberschenkel gepasst hätte. Ihre megaschlanken, tief gebräunten und unendlich langen Beine endeten in goldenen Gladiatorensandalen, aus denen ihre makellos lackierten Zehennägel in einem schimmernden Rosa hervorlugten, das exakt auf die Farbe ihres Kleides abgestimmt war.
Andy betrachtete das perfekt geföhnte Haar ihrer Freundin, die schimmernden Wangenknochen und den mattpinken Lipgloss und knurrte: »Hoffentlich ist das ein Glimmerpuder und nicht etwa dein angeborener Glamour. Kein Mensch hat es verdient, so verboten gut auszusehen.«
»Andy, du weißt, wie wichtig der heutige Abend für uns ist! Miles musste seine ganzen Beziehungen spielen lassen, um alle zusammenzutrommeln. Ich schlage mich seit einem Monat mit Caterern, Floristen und meiner Schwiegermutter herum. Hast du überhaupt eine Vorstellung, was für ein Akt es war, bis ich sie weichgeknetet hatte, dass wir das Dinner in ihrem Haus veranstalten dürfen? Bei den Benimmregeln, die sie aufgestellt hat, könnte man meinen, wir wären siebzehnjährige Komasäufer, die eine Fassbierparty schmeißen wollen. Und was verlange ich von dir? Dass du hier antanzt, dich hübsch machst und dich von deiner charmantesten
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