Die Rache trägt Prada. Der Teufel kehrt zurück: Roman (German Edition)
Andy ermahnte sich nochmals, nur ja nicht zu eifrig zu wirken. Sie hatte keine Ahnung, warum Olive ihr Dinge anvertraute, von denen niemand sonst etwas wusste, aber sie wollte den Redefluss um Himmels willen nicht unterbrechen.
»Tja, wir haben dann vielleicht so fünf, sechs Wochen lang täglich miteinander telefoniert, und er wusste mittlerweile, dass ich in Los Angeles wohne und hart an meiner Schauspielkarriere arbeite. Und dann wollte er mich besuchen kommen, aber mir war das Risiko zu groß, ständig von Fotografen gejagt zu werden. Abgesehen davon, dass mein Haus ihn vielleicht ein bisschen eingeschüchtert hätte. Deswegen bin ich nach Louisville geflogen.«
»Tatsächlich?«
»Ja. Und zwar ganz normal mit Linie und Umsteigen in Denver, das volle Programm. Ich hatte Angst, dass am Flughafen Paparazzi warten könnten, deshalb habe ich mich nicht von ihm abholen lassen. Er ist zu mir ins Hotel gekommen.«
»Gibt es in Louisville nicht so ein ganz entzückendes, berühmtes altes Hotel, das neulich …«
»Ach was, ich bin im Marriott abgestiegen.« Olive lachte. »Kein Penthouse, keine Präsidentensuite und keinen Privatbutler, keinerlei Sonderbehandlung. Einfach nur ein falscher Name und ein stinknormales Zimmer im Marriott.«
»Und?«
»Und es war sensationell! Also nicht dass wir uns missverstehen, das Bad war ziemlich eklig, aber unser erstes Treffen war unglaublich. Ich hab ihn gleich zu mir aufs Zimmer gebeten, damit mich nicht am Ende noch jemand im Foyer erkennt, und er hat am Telefon gewitzelt, ich käme ja wohl gleich zur Sache, aber als er an die Tür klopfte, wusste ich einfach, dass alles gut werden würde.«
Andy nippte an ihrem Wasser.
»Und, war es so?«
Olive quietschte fast vor Freude. »Es war mehr als gut, es war perfekt! Natürlich wusste er sofort, als er mich sah, wer ich bin« – irgendwie, Andy hätte nicht sagen können, wie genau, schaffte es Olive, diese Bemerkung rüberzubringen, ohne total unausstehlich zu wirken – »aber ich hab ihm einfach erklärt, dass ich trotzdem die Frau bin, mit der er all die Wochen Mails gewechselt und telefoniert hat. Er war natürlich überrascht oder vielleicht auch total verdutzt – er hatte nämlich Alpträume gehabt, dass ich ein Dreizentnerkloß sein könnte oder so. Doch dann haben wir eine Flasche Wein aufgemacht und weiter über die gleichen Sachen geredet wie bis dahin am Telefon – wohin wir gerne mal verreisen würden, über unsere Hunde, seine Beziehung zu seiner Schwester, meine Beziehung zu meinem Bruder. Wir waren irgendwie total offen zueinander, wie wir uns da so in echt gegenübersaßen. Ich wusste gleich, dass ich ihn heiraten will.«
»Wirklich? Gleich da? Das ist ja erstaunlich.«
Olive beugte sich wieder vertraulich näher zu ihr hin. »Na ja, nicht gleich und sofort, aber definitiv ein paar Stunden später nach dem besten Sex, den man sich nur vorstellen kann.« Sie nickte, als wolle sie sich selbst beipflichten. »Ja, da wusste ich es.«
»M-hm«, murmelte Andy mit einem Blick auf ihre Notizen. Sie betete, dass ihr Handy auch ja alles klar und deutlich aufnahm, denn sonst würde ihr das hier kein Mensch abnehmen. Sie musterte Olives halbvolle Margarita und fragte sich, ob ihre Interviewpartnerin wohl schon vorher etwas getrunken hatte, aber sie wirkte eigentlich nüchtern. Andys Handy klingelte. Sie drückte den Anruf weg und bat um Entschuldigung.
»Gehen Sie dran, um Himmels willen, ich bitte Sie!«, sagte Olive. »Da sitze ich und rede Ihnen ein Loch in den Bauch. Andere haben auch eine Chance verdient.«
»Ach, alles okay. Es ist sicher nichts Wichtiges.«
»Nun gehen Sie schon dran!«
Ein Blick auf Olive, die ihr 1000-Watt-Hollywood-Lächeln aufgesetzt hatte, sagte Andy, dass Widerstand zwecklos war. Sie drückte auf die grüne Taste und meldete sich, aber der Anrufer hatte schon aufgegeben.
»Offenbar genau verpasst«, sagte sie und schaltete das Handy wieder auf Aufnahme.
»Und, sind Sie verheiratet? Ungeplant schwanger geworden? Single mit Samenspender? Ich war ganz knapp davor, es selbst mit diesem Samenspendendings zu versuchen.«
Andy lächelte und musste sofort an ihre Großmutter denken. »Nein, ganz langweilig und altmodisch verheiratet. Obwohl, ja, man könnte schon sagen, dass ich ungeplant schwanger geworden bin.«
»Wie, das heißt, Sie haben nichts dagegen unternommen und trotzdem allen erzählt, Sie würden es nicht drauf ankommen lassen? Das habe ich ja besonders gern. Ich sag immer,
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