Die Rache trägt Prada. Der Teufel kehrt zurück: Roman (German Edition)
sinnlos an einer Lache aus Erbrochenem herum, die langsam an ihrer Schulter trocknete.
»Mal sehen, ob du nicht auch die Krise kriegst, wenn ich dir sage, dass es mit der Hochzeit Essig ist. Paff! Aus und vorbei! Ich sitze hier im Biltmore mit sage und schreibe achthundert Hochzeitsgästen – und es ist weit und breit keine Braut in Sicht!« Emily wurde mit jedem Wort lauter.
»Was meinst du damit, keine Braut?«
»Sie hat die Trauung heute schon zweimal nach hinten verschoben. Und sie ist nicht hier. Kein Schwein hat sie bisher gesehen!«, fauchte Emily.
Andy schnappte nach Luft. Nicht gut. Ganz und gar nicht gut.
»Wir haben es mit Olive Chase zu tun«, sagte sie und zwang sich, ruhig zu klingen. »Sie hat den Mann ihres Lebens gefunden. Meinst du nicht, dass sie einfach ein bisschen spät dran ist?«
»Scheiße noch mal, sie ist jetzt zwei Stunden drüber, Andy! Es sind vorher schon Gerüchte durch die Gegend geschwirrt, sie hätten sich gestern Abend gestritten und bis heute Morgen noch nicht wieder versöhnt. Nichts Konkretes. Aber irgendein Gast ist gestern noch spät mit so einem Grashüpfer von L.A. hergeflogen und hat behauptet, er hätte am Flughafen von Santa Barbara Olive, ihre Mutter und ihre Visagistin beim Einchecken gesehen für einen Flug zurück nach L.A. Es ist aus, Andy. Sie haben es noch nicht offiziell verkündet, aber ich sag’s dir hiermit: Sie ist weg, und damit können wir unsere gesamte Ausgabe in die Tonne treten.«
»Was machen wir jetzt?«, wisperte Andy von Panik überwältigt.
»Ich sehe zu, dass ich schleunigst nach New York zurückkomme, und wir werfen alles um. Diese beiden Countrysänger, die sich in Nashville kennengelernt haben – wie heißen die noch? Die, wo er dreimal so scharf ist wie sie? Die haben vor sechs Wochen geheiratet, das können wir als Coverstory nehmen, kein Problem. Aber die ganzen Stücke, die wir rund um Olive geplant hatten, was zum Teufel fangen wir damit an? Ich raste echt noch total aus!«
Andy wusste ebenso gut wie Emily, dass jeder Artikel für die neue Ausgabe inhaltlich auf Olive abgestimmt war: vorteilhaftes Hochzeits-Make-up für die »reifere« Braut, verschwiegene Ziele für Flitterwochen, ausführliche Stadtreisetipps für Santa Barbara und für Louisville.
Andy stöhnte auf. »O Gott. Das wird ein Riesenberg Arbeit. Wie sollen wir das bloß schaffen?«
»Und dann noch die Chose mit den Anzeigen. Ich würde sagen, von den Anzeigenkunden bei dieser Ausgabe haben sechzig Prozent nur wegen der Hochzeit von Olive angebissen. Und davon sind mindestens die Hälfte Neukunden, die wir dringend halten müssen.«
Andy hörte Geräusche vom Flur, dann fiel die Wohnungstür krachend ins Schloss.
»Hallo? Wer ist da?«, rief sie und versuchte, nicht allzu panisch zu klingen. Sie erwartete um die Zeit niemanden, hatte aber eindeutig die Tür auf- und zugehen hören. Isla hatte heute frei, weil ihr Aufnahmetest fürs Masterstudium anstand, und Max war schon zum Flughafen aufgebrochen und bis zum folgenden Tag auf Dienstreise.
Andy hörte Schritte im Flur. Sie drückte Clem fest an ihre Brust und hauchte ins Telefon: »Emily, da ist jemand in der Wohnung! Ruf die Polizei! Was soll ich …«
»Jetzt entspann dich«, sagte Emily genervt. »Das ist dein Kindermädchen. Ich hab ihr gesagt, sie soll so schnell wie möglich zu dir kommen.«
»Isla?« Andy blickte nicht mehr durch. »Aber sie hat doch …«
»Den blöden Test kann sie auch wann anders machen. Wir brauchen dich jetzt im Büro!«
»Aber woher wusstest du …«
»Darf ich dich daran erinnern, mit wem du es zu tun hast? Wenn ich Miuccia Prada an Neujahr auf einer Hundeschlittentour ohne Handyempfang in den kanadischen Rockies aufspüren kann, dann werde ich wohl auch noch dein verdammtes Kindermädchen finden. Jetzt mach schon und fahr ins Büro!«
Es klickte in der Leitung, und wider Willen musste Andy lächeln.
Isla kam ins Kinderzimmer. »Hey«, sagte sie. »Wie geht es Clementine?«
»Das Ganze tut mir ja so leid!«, sagte Andy. »Ich hatte keine Ahnung, dass Emily Sie einfach so mir nichts, dir nichts anruft. Sie hat kein Recht dazu, Sie ohne meine Erlaubnis hierherzuzitieren. Ich hätte niemals …«
Isla lächelte. »Es ist schon gut, das verstehe ich vollkommen. Außerdem, sie hat ja gesagt, Sie würden mir dafür zwei Wochen Gehalt extra zahlen, und das könnte ich bei den hohen Studiengebühren gut gebrauchen. Ich bin also wirklich dankbar, dass es sich so ergeben
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