Die Rache trägt Prada. Der Teufel kehrt zurück: Roman (German Edition)
hat.«
»Tja, Emily fällt wohl immer was ein«, sagte Andy fröhlich und malte sich insgeheim verschiedenste lustvolle Möglichkeiten aus, ihre Freundin vom Leben zum Tod zu befördern. Sie gab Clem einen Kuss auf die Wange und übergab die Kleine an Isla.
»Das Fieber ist gesunken, aber bitte messen Sie in ein paar Stunden noch mal, und wenn es über achtunddreißig fünf ist, rufen Sie mich an. Sie darf so viele Fläschchen mit Muttermilch trinken, wie sie will, und dazu auch noch etwas von der Elektrolytlösung, mit Wasser verdünnt. Auf jeden Fall soll sie viel Flüssigkeit zu sich nehmen. Ich komme, so bald ich kann, aber es könnte spät werden.«
Isla drückte Clem an sich und winkte Andy beruhigend zu. »Emily hat gesagt, ich soll über Nacht bleiben, deswegen habe ich eine kleine Reisetasche mitgenommen. Machen Sie sich keine Sorgen, ich habe alles im Griff.«
»Typisch Emily«, knurrte Andy. Eigentlich wollte sie dringend unter die Dusche, doch dafür blieb keine Zeit mehr. Also tauschte sie lediglich ihre vollgespuckte Bluse gegen eine saubere, band sich das Haar zum Pferdeschwanz und schlüpfte in Turnschuhe, mit denen sie unter normalen Umständen niemals zur Arbeit angetreten wäre. Keine zehn Minuten nach Emilys Anruf war sie aus dem Haus und saß kaum im Taxi, als ihr Handy klingelte.
»Hast du mir einen Chip eingepflanzt, oder was? Ich bin gerade ins Taxi gestiegen.«
»Wieso hast du so lange gebraucht?«, fragte Emily hörbar verärgert.
»Hör zu, Em, jetzt schalt mal einen Gang runter, okay?« Andy bemühte sich, möglichst locker-flockig rüberzukommen, was nicht ganz leicht war, weil Emilys rüder Ton sie allzu sehr an die Zeiten bei Runway erinnerte.
»Ich sehe zu, dass ich so schnell wie möglich von hier wegkomme und in L.A. noch den letzten Flieger für heute erwische. Morgen früh komme ich dann direkt vom Flughafen ins Büro. Den anderen habe ich Bescheid gesagt, sie sind schon unterwegs oder machen sich bald auf den Weg. Agatha bestellt für alle was zum Abendessen vom Chinesen, das geht am schnellsten. Es müsste in zwanzig Minuten da sein. Ach ja, und ich hab ihr auch noch gesagt, sie soll die entkoffeinierten Pads verstecken. Heute gibt’s für alle nur die volle Koffeindröhnung – es wird mit Sicherheit eine lange Nacht.«
»Wow. Sollen wir dir auch noch mitteilen, wer um welche Zeit die Toilette aufsucht, oder dürfen wir das selbst entscheiden?«
Emily seufzte. »Mach dich ruhig lustig, aber du weißt genauso gut wie ich, dass uns nichts anderes übrig bleibt. Ich ruf dich in fünf Minuten wieder an.«
Wieder legte sie grußlos auf, eine weitere unwillkommene Erinnerung an die schlechten alten Runway -Zeiten. Andy wusste, dass ihr keine Wahl blieb, als sich im Büro die Nacht um die Ohren zu schlagen, und Emily hatte ihr immerhin die ganze Kleinarbeit abgenommen – trotzdem wurde sie das Gefühl nicht los, dass Mirandas Exchefassistentin sie wie eh und je bevormundete und schikanierte.
Sie bezahlte das Taxi und begab sich nach oben ins Büro, wo eine sichtlich mies gelaunte Agatha vom Schreibtisch hochsah.
»Tut mir leid, Agatha, aber heute Abend wird …«
Das Mädchen hob die Hand. »Ich weiß. Emily hat es mir schon gesagt. Ich habe das Essen bestellt, die Kaffeemaschine angeworfen und alle angerufen, dass sie herkommen sollen.« Sie wirkte so abgekämpft und am Ende, dass Andy um ein Haar ihretwegen ein schlechtes Gewissen bekommen hätte. Aber schließlich traf es nicht Agatha allein, hielt sie sich vor: Sie selbst, Andy, musste ihr krankes Kind zu Hause der Babysitterin überlassen. Emily hetzte sich ab, um den letzten Flug zu erwischen, und ihnen allen stand eine endlos lange Nacht bevor. Also dankte sie ihrer Assistentin lediglich und machte die Tür zu.
Sie arbeitete fast zwei Stunden am Stück, sah den Artikel zu den beiden Countrysängern noch einmal durch und wollte gerade mit einer Mitarbeiterin die Fotoauswahl besprechen, als Max anrief. Sie sah auf die Uhr: acht. Er musste eben in Boston gelandet sein.
»Ich hab deine Mail bekommen. Meine Güte, das klingt ja nach einem Alptraum«, sagte er.
»Ist es auch. Wo bist du denn jetzt?«, fragte Andy.
»Ich bin noch am Flughafen. Ach, da kommt gerade mein Wagen. In einer halben Stunde treffe ich mich mit den Leuten von Kirby.« Er begrüßte den Fahrer, gab ihm Anweisungen und sagte dann: »Ich habe vorhin mit Isla gesprochen. Sie hat gemeint, Clem hätte kein Fieber mehr, und sie macht ihr jetzt ein
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