Die Rache trägt Prada. Der Teufel kehrt zurück
Handtücher, Spannbettlaken für die Wiege, Wickeldecken, Ausfahrdecken, Spieldecken mit Monogramm. Miranda hatte sogar eine Lieblingsmarke für Haarschmuck. Aber damit nicht genug: Es folgten ihre Empfehlungen für Kinderärzte (die auch Hausbesuche machten), Stillberaterinnen, Experten für Kinderernährung, für Allergien und für Zahnbehandlungen von Kindern. Weiterhin war alles aufgelistet, was man für Beschneidungszeremonien, Taufen oder Feiern zur Namensgebung brauchte: gute Synagogen, Kirchen, Beschneider, Caterer und Floristen. Auf Kinderzimmer spezialisierte Innenarchitekten. Ein Ansprechpartner bei Tiffany, wenn man das Monogramm des Babys auf silbernen Löffeln, Bechern oder Ziertellern verewigt haben wollte. Ein auf Diamanten spezialisierter Laden, in dem Daddy das perfekte Geburtsgeschenk für Mommy finden würde. Und, das Allerwichtigste: die Liste mit all denen, die bei der Aufzucht besagter Babys Hilfestellung leisten sollten: Nachtschwestern, Kindermädchen, Babysitter, Nachhilfelehrer, Sprachtherapeuten, Ergotherapeuten, Erziehungsberater und mindestens ein halbes Dutzend entsprechender Vermittlungsagenturen, von Miranda handverlesen und auf Herz und Nieren geprüft.
Als Barbara mit der Liste durch war, legte sie sie auf den Tisch. »Wie aufmerksam von Ms Priestly, dir ihre Liste zukommen zu lassen«, sagte sie und beäugte Andy mit schief geneigtem Kopf. »Du musst es ihr wirklich angetan haben.«
Andy machte nur »Mhm«, um Barbaras neue Hochachtung für sie nicht gleich wieder zu zerstören. Die Liste war von A bis Z das Werk der Assistentinnen, das wusste Andy sehr wohl; schmeichelhaft war allein die Tatsache, dass Miranda ihr Personal angewiesen hatte, sie ihr zu schicken. Das und die Nerzdecke, die Andy nun ohne falsche Bescheidenheit ihrer Schwiegermutter präsentierte.
»Himmlisch!«, hauchte Barbara, als Andy sie ihr über die Knie legte, und strich andächtig darüber. »Was für ein ausgefallenes, aufmerksames Geschenk. Clementine ist bestimmt ganz begeistert davon.«
Max goss die letzten Tropfen Champagner in Andys Glas und schenkte sich und seiner Mutter San Pellegrino ein. »Mutter, du kannst gern noch bleiben, aber Andy und ich müssen los. Der Wagen wartet unten schon seit zwanzig Minuten, und wir sind mittlerweile auch offiziell zu spät dran.«
Barbara nickte. »Das verstehe ich, mein Lieber. Ich wollte mir nur die Gelegenheit nicht entgehen lassen, mein Enkelkind zu sehen.«
Andy lächelte großmütig. »Clem hat sich auch riesig gefreut«, sagte sie. »Du bist jederzeit willkommen« – was beides gelogen war. Sie verkniff sich den Hinweis, dass Barbara ihre geliebte Enkelin heute Abend nicht mal auf den Arm genommen oder ihr wenigstens den Kopf getätschelt hatte, und zum ersten Mal konnte sich Andy ungefähr vorstellen, wie es für Max gewesen sein musste, solch eine Frau zur Mutter zu haben.
Barbara und sie erhoben sich. Andy gab ihr ein Pflichtküsschen auf die Wange und wollte sich auf die Suche nach ihrer Handtasche machen, doch da schloss sich Barbaras Hand um ihre. »Andrea, ich möchte dir etwas sagen«, verkündete sie mit ihrer versnobten Park-Avenue-Stimme.
Andy fuhr der Schreck in die Glieder. Max war schon halb durch den Flur, um ihre Mäntel zu holen. Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie zuletzt mit Barbara Harrison allein gewesen war, und sie war absolut nicht gerüstet für …
Barbaras Händedruck verstärkte sich, und sie zog ihre Schwiegertochter so nahe zu sich hin, dass Andy ihr zartes Parfüm in die Nase stieg und sie die Kerben um ihren Mund sah, so tief eingegraben, dass nicht einmal die neuesten und besten Unterspritzungsmittelchen etwas dagegen ausrichten konnten. Andy hielt den Atem an.
»Liebes, ich wollte dir nur sagen, also wenn du mich fragst, du bist eine wundervolle Mutter.«
Andy klappte die Kinnlade herunter. Genauso gut hätte Barbara ihr gestehen können, dass sie schwer methadonabhängig war.
Kam das jetzt nur deshalb, weil Miranda Priestly ihr die Babyliste hatte zukommen lassen? Weil sie zum illustren Kreis derer gehörte, die damit beschenkt wurden? Vermutlich. Aber das sollte Andy egal sein: Es war trotzdem nett, so etwas von ihrer Schwiegermutter zu hören, die Andy eigentlich nicht gut genug für ihren Sohn fand, und außerdem hatte Barbara recht: Klar hatte Andy ihre Schwächen wie jeder andere Mensch auch, aber sie war eine verdammt gute Mutter.
»Danka, Barbara«, sagte sie. »Das bedeutet mir sehr viel, vor
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