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Die Rache trägt Prada. Der Teufel kehrt zurück

Die Rache trägt Prada. Der Teufel kehrt zurück

Titel: Die Rache trägt Prada. Der Teufel kehrt zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Weisberger
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Rasierer erneut weg und betupfte sich das Gesicht mit einem Gästehandtuch. »Wenn man dich so hört, ist sie ja die reinste Soziopathin«, sagte er.
    Andy zuckte mit den Achseln. »Ich bin kein Psychodoktor. Aber sie ist wirklich so grauenhaft.«
    Max schloss Andy in die Arme, küsste sie auf die Wange und sagte: »Ich habe dir gut zugehört. Sie klingt tatsächlich grauenhaft. Und ich finde die Vorstellung grässlich, dass irgendjemand dich unglücklich machen könnte. Ich bitte dich ja nur, das Ganze nicht ganz so eng zu sehen, Andy. Es steht viel …«
    Clementines Geheul ließ ihn mitten im Satz abbrechen.
    »Ich geh schon«, sagte Andy, ließ den Morgenmantel zu Boden fallen und zog BH und Pullover an. Max schien nichts von dem begriffen zu haben, was sie ihm erklärt hatte.
    Eine halbe Stunde später hatten sie es wie durch ein Wunder bis zu Stacys Wohnung (Zwölfte Straße, Ecke Fifth Avenue) geschafft, doch Andy konnte weder die Erinnerung an Mirandas Abendeinladung abschütteln noch die Reaktion ihres offenbar reichlich begriffsstutzigen Mannes vergessen. Sie hatte das Gefühl, als würde ihr gleich der Kopf platzen. Wie sollte sie es schaffen, in den kommenden zwei Stunden einen auf netten Smalltalk zu machen?
    »Wer sind diese Leute noch mal?«, flüsterte Max, während der Portier sie telefonisch anmeldete.
    »Stacy ist eine von den Müttern aus der Gruppe. Ihr Mann heißt Mark. Ich habe vergessen, was er beruflich macht. Ihre Tochter heißt Sylvie, und sie ist ein paar Wochen jünger als Clementine. Viel mehr weiß ich auch nicht.«
    Der uniformierte Portier winkte sie weiter zum Fahrstuhl, der sie hinauf ins Penthouse brachte, wo ein übergewichtiges Hausmädchen in Schürze und Gesundheitsschuhen sie an der Tür in Empfang nahm, Clementines Buggy in der imposanten Eingangshalle parkte und sie ins Wohnzimmer führte. Genau genommen war es ein vornehmes Esszimmer, in dem sich schon jede Menge Volk tummelte. Doch Andy hatte für nichts anderes Augen als für die sieben Meter hohe Glasfassade, die den Raum auf drei Seiten begrenzte. Sie bot den fantastischsten Ausblick auf das südliche Manhattan, den sie je gesehen hatte. Ihre neuen Freundinnen begrüßten einander, stellten ihre Göttergatten vor und deponierten ihren Nachwuchs in diversen Babyschaukeln und -wippen, aber Andy war auch weiterhin völlig im Bann der Wahnsinnswohnung. Ein Seitenblick zu Max sagte ihr, dass er ebenfalls jede Einzelheit in sich aufsaugte.
    In die hohe Decke waren Oberlichter eingelassen, was im Verein mit der spektakulären Glasfassade den Eindruck eines freischwebenden Raums erweckte. Links von Andy und Max befand sich ein edler Gaskamin aus poliertem Stein, der in etwa die Ausmaße eines kleineren Schaufensters hatte. An der grauen Steinverkleidung über den malerischen Gasflammen hing ein riesiger Flachbildschirm, in dem sich das Feuer und die Herbstsonne spiegelten, was den ganzen Raum in ein geisterhaftes, fast schon überirdisch helles Licht tauchte. Die modernen niedrigen Sofas in geschmackvollem Grau und Elfenbein passten farblich perfekt zu der Leseecke mit den eingebauten Bücherregalen. Der Couchtisch war aus demselben unbehandelten wiederverwerteten Holz wie der Esstisch zur Rechten, an dem locker sechzehn Personen Platz hatten – auf irrsinnig edlen Chromstühlen mit hoher Rückenlehne und elfenbeinfarbener Lederpolsterung. Die einzigen Farbtupfer im Raum waren ein flauschiger Webteppich mit abstrakten Schlingenmustern in Kobaltblau, Rot und Lila sowie ein offenbar mundgeblasener Kronleuchter, der gute zwei Meter von der Decke herabhing – eine blaue Explosion aus gläsernen Ovalen, Schnörkeln, Spiralen und Röhren. Selbst der Hund, ein Cavalier King Charles Spaniel, in dessen Lederhalsband der Name »Harley« eingraviert war, ruhte auf einer Mini-Designer-Chaiselongue mit Füßen aus poliertem Chrom und einem prall gefüllten Lederpolster.
    »Wow«, murmelte Andy und versuchte nicht allzu offenkundig zu glotzen. »So habe ich mir das nicht vorgestellt.«
    »Ein ziemlicher Hammer«, gab Max zurück, legte ihr einen Arm um die Schulter und flüsterte ihr ins Ohr: »Da kann unsere olle Harrison-Bude nicht mithalten. Aber eines Tages wohnen wir auch in so was, wenn meine Frau zum Medienmogul aufgestiegen ist.« Es sollte ein Witz sein, doch Andy wurde sofort wieder mulmig.
    »Andy! Kann ich euch etwas anbieten? Oh, Sie sind sicher Max. Es freut mich sehr, Sie kennenzulernen«, sagte Stacy, die sich zu ihnen

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