Die Rache trägt Prada. Der Teufel kehrt zurück
Jetzt führte kein Weg mehr daran vorbei. Bis hierher und nicht weiter.
Sie nahm das Telefon und rief ihre Schwester an.
»Andy? Kann ich dich morgen zurückrufen? Jared hat gerade in die volle Badewanne gekackt, Jake hat Fieber, Jonah findet es irrsinnig komisch, Kackewasser aus der Wanne ins Klo zu spritzen, und Kyle ist heute Abend bei einem Geschäftsessen.«
Andy zwang sich, ganz normal zu klingen. »Ja klar, dann rufe ich dich …«
»Super, danke. Hab dich lieb!« Und schon war Jill aus der Leitung.
Als Nächstes versuchte Andy es bei ihrer Mutter, erinnerte sich dann aber, als es durchklingelte, dass die ja am Dienstagabend immer ihren Lesekreis hatte und erst viel später wieder zu Hause sein würde, beschwipst vom vielen Wein und belustigt, weil die drei Stunden wieder einmal ohne jede Erwähnung eines Buchs vergangen waren.
Lily hatte bestimmt mit Bear und Skye alle Hände voll zu tun, weswegen Andy ihrer Freundin eigentlich kein langes und sicher tränenreiches Gespräch antun wollte, aber ihr blieb keine andere Wahl. Als Lily nach dem ersten Klingelton abhob und munter wie immer »Na, du?« sagte, schossen Andy wieder die Tränen in die Augen.
»Andy? Ist alles okay mit dir? Schätzchen? Sag doch was!«
»Ich hätte nie Ja sagen sollen!«, wimmerte Andy und wusste selbst, dass das hinten und vorne keinen Sinn ergab, aber sie konnte nicht anders. Stanley sprang zu ihr aufs Bett und schleckte ihr die Tränen vom Gesicht.
»Ja wozu? Andy, was ist denn los?«
Sie erzählte ihr alles.
Als Lily die Sprache wiedergefunden hatte, sagte sie: »Es tut mir so unendlich leid, Andy. Das ist ein ungeheuerlicher Verrat.«
»Er hat gegen mich Partei ergriffen«, sagte Andy immer noch fassungslos. »Er hat sich eine juristische Formalität zunutze gemacht und mir meine eigene Firma unter dem Hintern weggekauft. Jetzt mal im Ernst, welcher Mensch tut denn so was?« Ihre Wangen waren nass von Tränen, ihre Kehle dagegen fühlte sich strohtrocken an. Sie goss sich ein Glas Wasser ein, kippte es auf einen Schluck hinunter und füllte Weißwein nach.
»Ach Andy, ich weiß überhaupt nicht, was ich sagen soll.«
»Und dabei habe ich noch gar nicht genauer darüber nachgedacht, was es heißt, dass Emily – angeblich eine meiner engsten Freundinnen – sich mit meinem eigenen Mann gegen mich verschworen hat. Das geht über meinen Verstand.«
Sie hörte die Wohnungstür aufgehen und bekam Magenbeklemmungen. Wie sollte sie die nächste Viertelstunde überstehen?
»Er ist gerade nach Hause gekommen«, flüsterte sie ins Telefon.
»Ich bin da, Schätzchen. Die ganze Nacht, jederzeit. Okay? Ruf mich an, wann immer es nötig ist.«
Andy dankte Lily und hatte gerade aufgelegt, als Max in der Tür stand – mit einem Blick wie ein geprügelter Hund, in der einen Hand einen Strauß orangefarbener Tulpen, in der anderen eine Einkaufstüte von Pinkberry. Der Anblick genügte, um Andys Tränen erneut fließen zu lassen. Doch diesmal wurden sie von der scheußlichen Erkenntnis begleitet, dass das da nicht mehr ihr Mann war. Sie zog Stanley noch näher zu sich heran und vergrub die Finger in seinem Fell.
»Ich schwöre beim Leben von Clementine, dass ich dich niemals verletzen wollte«, sagte er schlicht und ohne sich vom Fleck zu rühren. »Bei ihrem Leben, Andy. Ich schwöre es dir. Auch wenn du mir sonst nichts mehr glaubst, das bitte musst du mir glauben.«
Und das tat sie auch. Egal, wie schwer es war, seinen Worten noch zu vertrauen – sie wusste, dass er niemals beim Leben seiner Tochter etwas schwören würde, was er nicht aufrichtig so meinte. Andy nickte. »Das ist gut«, sagte sie und wischte sich die Tränen ab. »Aber es ändert nichts.«
Max legte die Blumen auf die Kommode und setzte sich ans Fußende des Betts. Mantel und Schuhe behielt er an, als wüsste er schon, dass er nicht länger bleiben würde. Aus der Tüte holte er einen großen Becher Frozen Yogurt mit Erdnussbutter- und Schokoladencreme und einem Häubchen aus Oreo-Keksen. Er hielt ihn Andy hin, doch sie sah ihn nur unverwandt an.
»Das ist deine Lieblingssorte.«
»Entschuldige, wenn ich im Moment keinen großen Hunger habe.«
Er griff in die Manteltasche und gab Andy ihr Handy. »Den Buggy habe ich auch wieder mitgebracht.«
»Super.«
»Andy, ich kann dir gar nicht sagen, wie …«
»Dann lass es bleiben. Erspar uns beiden noch mehr Szenen.« Sie hustete. Ihre Kehle war rau und schmerzte. »Ich will, dass du auf der Stelle gehst«,
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