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Die Rache trägt Prada. Der Teufel kehrt zurück

Die Rache trägt Prada. Der Teufel kehrt zurück

Titel: Die Rache trägt Prada. Der Teufel kehrt zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Weisberger
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weniger hysterisch aufzuführen. Ihre Wut machte ihr selbst Angst, sie war stärker als der Schock und die Trauer und drohte sie zu überwältigen. » Mein bestes Interesse hast du keine Minute im Sinn gehabt, sonst hättest du nichts von alldem gemacht. Dir ging es um dich, um das Unternehmen deines Vaters und um den guten Namen deiner Familie. Nicht mehr und nicht weniger.«
    Max sah zu Boden und blickte ihr dann in die Augen. »Das Unternehmen unserer Familie«, sagte er leise. »Und der gute Name unserer Familie. Ich habe das alles für uns getan. Und auch für Clementine.«
    Ohne das Kind im Arm wäre Andy schwer in Versuchung gewesen, Max eine reinzuhauen. So jedoch drückte sie ihre Tochter fest an sich und sagte: »Wie krank ist das denn?«
    Emily seufzte, als habe sie die Schnauze gestrichen voll. »Andy, jetzt reg dich doch nicht so künstlich auf. Es ändert sich gar nichts im kommenden Jahr, vielleicht auch auf längere Sicht nicht. Du bist immer noch die Herausgeberin, ich bin immer noch die Verlegerin, und unser Team zieht bestimmt gern mit. Wir haben weiterhin alle Fäden in der Hand. Und Miranda werden wir vermutlich überhaupt nie zu Gesicht bekommen. Wir sind einfach nur eine von einem Dutzend Zeitschriften in ihrem Stall.«
    Andy sah zu ihr hin. Über ihrer Wut auf Max hatte sie fast vergessen, dass Emily auch noch da war. »Du warst doch dabei, Emily. Du hast doch gesehen, wie sie sich aufgeführt hat. Was meinst du, wie das künftig aussehen wird? Dass sie in der Mittagspause zum Yoga in unser Büro kommt oder zur Fünf-Uhr-Pediküre? Dass wir Mimosas zusammen trinken und uns über irgendwelche heißen Typen einen ablachen?«
    Ihr Sarkasmus kam bei Emily durchaus an, doch sie lächelte unverdrossen. »Es wird sogar noch besser, versprochen.«
    »Du kannst von mir aus versprechen, was du willst: Ich bin raus. Das wollte ich dir eigentlich morgen beim Mittagessen sagen, aber offenbar konntest du nicht mehr so lange warten.«
    »Andy …«, setzte Max an.
    »Kein Wort mehr«, sagte sie mit mühsam gebändigtem Zorn, die Augen zu Schlitzen verengt. »Das ist meine Zeitschrift, meine Karriere, und du kommst mir hier mit irgend so einem Scheiß von wegen, es ginge ja gar nicht um dich, und du müsstest mich vor mir selbst retten … haust mich übers Ohr, um das Unternehmen zu sanieren, das deine Familie so gut wie in den Sand gesetzt hat. Soll ich dir was sagen? Nicht mit mir. Scher dich zum Teufel.«
    Emily hustete. Zum ersten Mal seit Beginn des Gesprächs schienen ihr Bedenken zu kommen.
    Andy sah zu ihr hin. »Entweder sagst du ihnen, dass ich raus bin, oder ich tue es selbst. Den Deal kann ich ja wohl nicht mehr rückgängig machen, aber dafür scheide ich als Herausgeberin aus und zwar mit sofortiger Wirkung.«
    Emily begegnete ihrem Blick, und die Luft knisterte plötzlich. Ihre wechselseitige Wut war förmlich mit Händen zu greifen. Emily stand offenbar kurz vor einer vernichtenden Antwort, machte den Mund dann aber wieder zu. Ohne einen Gedanken an den Buggy, ihr Handy oder sonst irgendetwas, nur mit dem Baby in den Armen, machte Andy kehrt und marschierte zur Tür hinaus.

22
Es geht zur Sache
    Völlig erschöpft, weil sie fast den ganzen Weg gerannt war, und am Rande eines kompletten Nervenzusammenbruchs schaffte Andy Clementines Zubettgeh-Zeremonie nur mit Mühe und Not: Nach einem improvisierten Bad in der Küchenspüle verpackte sie ihre Tochter in eine Nachtwindel und einen Pyjama mit Füßchen und gab ihr ihre Flasche – alles, ohne zu weinen. Erst als Clem wohlbehalten in ihrem Gitterbett lag, die Lichter aus und das Babyphon an waren, ließ Andy den Tränen freien Lauf. Die eine Stunde, die sie wieder zu Hause war, kam ihr jetzt schon vor wie ein Jahrzehnt, und sie fragte sich, wie sie den langen Abend überstehen sollte, der ihr bevorstand. Max durfte sie nicht weinen sehen; also sperrte sie sich im Bad ein, stand zwanzig, vielleicht auch dreißig Minuten unter dem heißen Wasserstrahl, der sich mit ihren Tränen mischte, und heulte wie ein Schlosshund.
    Max war immer noch nicht zu Hause, als sie endlich aus der Dusche stieg und sich von Kopf bis Fuß in Flanell hüllte. Ein kurzer Blick in den Spiegel bestätigte ihren Verdacht: das Gesicht voller scheußlicher scharlachroter Flecken, die Wangen geschwollen, die Augen puterrot. Ihre Nase lief und lief. Das Wort, das sie in dem einen Jahr ihrer Ehe weit von sich gewiesen hatte, ging ihr nun nicht mehr aus dem Kopf: Scheidung.

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