Die Rache trägt Prada. Der Teufel kehrt zurück
kleine Würmchen sah, das Max und sie erschaffen hatten, das bald in ihr Leben treten würde und dem sie, wenn Gott wollte, solange sie lebten, gute Eltern sein wollten, verblassten sie bis zur Unkenntlichkeit. Nachdem die Ärztin hinausgegangen war, um im Besprechungszimmer auf sie zu warten, konnte Max sich vor unbändiger Freude kaum noch halten. Er rief so laut »Ich liebe dich!«, dass Andy lachen musste. Zusammen würden sie es schaffen. Sie würde ihm verzeihen und ihre Zweifel ein für alle Mal begraben. Nur so konnte sie gemeinsam mit ihm in die Zukunft gehen. Das war sie ihrem Kind schuldig.
11
Genauso berühmt wie Beyoncé – oder eher doch nicht?
Das Gebäude, in dem sich die Redaktionsräume von The Plunge befanden, hatte zum Glück keinerlei Ähnlichkeit mit der Konzernzentrale von Elias-Clark. Genauso wenig wie mit dem aufzuglosen Backsteinkasten im West Village, in dem Happily Ever After gemacht wurde. Es war ursprünglich eine Sägemühle gewesen und hatte im Laufe der letzten einhundertzwanzig Jahre so manche Veränderung erlebt – von der Fleischfabrik über ein Stofflager zur Möbeltischlerei –, bevor es, wie nicht anders zu erwarten, zum großzügigen Loft umgebaut wurde mit deckenhohen Fensterfronten, freigelegten Backsteinwänden, einem abgebeizten Holzfußboden und einem (wie es im Immobilienjargon hieß) einmaligen Blick auf den Hudson River (bzw. auf Jersey City, wenn man ehrlich sein wollte). Andy erinnerte sich noch gut, wie aufgeregt Emily gewesen war, als ihnen der Makler vor drei Jahren die Büroräume an der Ecke Vierundzwanzigster Straße und Eleventh Avenue aufgeschlossen hatte. Ihre eigene Begeisterung hielt sich anfangs eher in Grenzen. Sicher, das festungsartige Gebäude wirkte imposant, aber war die Gegend nicht vielleicht doch ein bisschen zu … heruntergekommen? »Heruntergekommen?«, hatte Emily sich empört, während sie vorsichtig über einen Betrunkenen hinwegstieg, der neben dem Eingang lag. »So was nennt man Charakter! Und genau das brauchen wir: Charakter.« Gegen diese Schwelgerei kam Andy mit ihrem Wunsch nach einer funktionierenden Heizung und einer zuverlässigen Klimaanlage nicht an. Auch mit dem Argument, dass sie nicht unbedingt jeden Abend Angst haben wollte, auf dem Nachhauseweg ermordet zu werden, stieß sie bei Emily auf taube Ohren. Obwohl für Andy diese Bedenken noch immer nicht ganz ausgeräumt waren, konnte sie nicht bestreiten, dass die Büroräume tausendmal schöner waren als alle anderen, die sie besichtigt hatten. Und billiger noch dazu.
Sie betrat den Aufzug und zog die Gittertür zu. Dieses kleine Kunststück beherrschte sie inzwischen aus dem Effeff, selbst wenn sie mit jeder Menge Kaffeebechern beladen war. Jeden Tag schwor sie sich, die Treppe zu nehmen. Sobald sie im Aufzug stand, dachte sie: Morgen aber bestimmt. Im dritten Stock angekommen lächelte sie der aktuellen Empfangssekretärin zu, wieder einmal eine überqualifizierte Uniabsolventin, die es nicht lange bei ihnen aushalten würde, sodass Emily und sie dauernd Bewerbungsgespräche führen mussten.
Es war ein gutes Gefühl, ausnahmsweise mal nicht als Erste in der Redaktion zu erscheinen.
»Morgen, Andrea«, sagte Agatha. Sie trug ein marineblaues Kleid mit cremefarbener Strumpfhose und klobigen High Heels aus rotem Lackleder. Beileibe nicht zum ersten Mal fragte Andy sich, wie es ihre Assistentin schaffte, stets mit den allerneuesten Modetrends Schritt zu halten. Sie stellte es sich ziemlich anstrengend vor.
»Einen wunderschönen guten Morgen!«, trällerte Andy.
Agatha lauerte wie ein Wachhund neben der Tür zu Andys Büro, einer etwas größeren verglasten Ausgabe der anderen Arbeitsplätze, und kläffte: »Kommen Sie mit.« Anscheinend klang ihr das selbst eine Spur zu barsch, denn sie fügte mit einem gekünstelten Lachen hinzu: »Falls Sie einen Augenblick Zeit hätten. Emily ruft alle paar Minuten durch, dass sie Sie sprechen will. Ich hab ihr versprochen, Sie gleich zu ihr reinzuschicken, sobald Sie da sind.«
»Sie weiß doch, dass ich heute ein bisschen später komme. Zum ersten Mal seit sechs Monaten ist sie vor mir in der Redaktion, und da wird sie gleich hysterisch?« Wahrscheinlich drehte sie immer noch wegen des Anrufs von Elias-Clark am Rad. »Okay, ich bin schon unterwegs. Würden Sie alle Anrufe, die mit der Harper-Mack-Hochzeit zu tun haben, in ihr Büro legen?«
Agatha nickte. Sie wirkte zutiefst gelangweilt.
Eine Gemeinsamkeit gab es zwischen The
Weitere Kostenlose Bücher