Die Rache trägt Prada. Der Teufel kehrt zurück
verarbeiten kann.«
Emily stieß einen theatralischen Seufzer aus. »Ich geb’s zu, sie hat nicht persönlich angerufen. Aber ihre Chefassistentin Charla, eine Südafrikanerin. Sie wollte anfragen, ob wir zu einem Meeting in den Verlag kommen könnten. In zwei Wochen. Sie hat betont, dass Miranda selbst zugegen sein wird.«
»Woher weißt du, dass sie Südafrikanerin ist?«, fragte Andy, um Emily zu ärgern.
Die sah so aus, als ob sie jeden Augenblick explodieren würde. »Hast du mich nicht verstanden? Wir beide – du und ich – sind zu einem Meeting mit Miranda eingeladen!«
»Doch, ich habe dich genau verstanden. Ich muss bloß aufpassen, dass ich nicht in Ohnmacht falle.«
Emily krallte ihre Hände ineinander. »Dafür gibt es nur eine Erklärung. Es muss um eine mögliche Übernahme gehen.«
Andy steckte ihr Handy weg. »Wenn du glaubst, dass ich mitkomme, hast du dich geschnitten.«
»Natürlich kommst du mit.«
»Nein! Das kann ich meinem schwachen Herzen nicht zumuten. Von meiner Selbstachtung ganz zu schweigen.«
»Andy, die Frau ist Chefin von Elias-Clark. Sie entscheidet über das Wohl und Wehe jeder einzelnen Publikation des Konzerns. Weiß der Geier, aus welchem Grund sie uns für übernächsten Freitag um elf zu einem Meeting einlädt. Aber eins steht fest. Du, meine liebe Freundin und Mitgründerin dieser Zeitschrift, wirst dabei sein.«
»Glaubst du, sie weiß, dass wir ihren Namen benutzen, um die Promis zu ködern?«
»Das ist ihr wahrscheinlich schnurzpiepegal.«
»Hab ich nicht irgendwo gelesen, dass sie bei einem berühmten Historiker, so einem intellektuellen Geistesriesen, ihre Biographie in Auftrag gegeben hat? Vielleicht möchte sie uns fragen, ob er uns interviewen darf.«
Emily verdrehte die Augen. »Aber klar. Garantiert. Von den drei Millionen Leuten, mit denen sie im Laufe der Jahre zusammengearbeitet hat, sucht sie sich dafür ausgerecht die eine aus, die sie vor dreißig Kollegen grundlos gefeuert hat, und die andere, die ihr in Paris gesagt hat, sie kann sie am Arsch lecken. Ich bin mir sicher, dir fällt noch was Besseres ein.«
»Nein, ich stehe total auf dem Schlauch. Aber soll ich dir was sagen? Ich kann damit leben, wenn ich es nie erfahre.«
»Was soll das heißen, du kannst damit leben?«
»Dass ich es gar nicht wissen will. Ich kann ein ausgefülltes Leben führen, auch ohne herauszufinden, warum Miranda Priestly sich plötzlich mit uns treffen will.«
Emily seufzte.
»Was hast du?«
»Nichts. Aber weil ich mir ja gleich denken konnte, wie du dich anstellst, habe ich gesagt, dass wir kommen.«
»Hast du nicht!«
»Hab ich doch. Ich denke, es ist wichtig.«
»Wichtig?« Andy konnte einen leisen Anflug von Hysterie in ihrer Stimme nicht unterdrücken. »Nur für den Fall, dass du es vergessen haben solltest: Wir müssen seit Jahren nicht mehr nach der Pfeife dieser Wahnsinnigen tanzen. Wir haben unser eigenes erfolgreiches Magazin aufgebaut, und zwar ohne unsere Mitarbeiter zu terrorisieren oder ihr Leben zu zerstören. Ich werde das Büro dieser Frau nie wieder betreten.«
Emily tat ihren empörten Einwand mit einer lässigen Handbewegung ab. »Es ist nicht mal mehr dasselbe Büro. Sie residiert jetzt in einem anderen Stockwerk. Nach der Besprechung kannst du meinetwegen immer noch Stein und Bein schwören, dass du nie mehr einen Fuß in die Höhle der Löwin setzen wirst. Aber ich muss wissen, was sie von uns will, und ich kann da auf gar keinen Fall allein hingehen.«
»Warum denn nicht? Wo du doch so hin und weg von ihr bist. Du kannst mir ja hinterher von dem Meeting erzählen. Oder auch nicht. Mir ist es schnuppe.«
»Ich bin nicht hin und weg von ihr, Andy«, gab Emily leicht gereizt zurück. »Aber wenn Miranda Priestly ein Meeting will, sagt man nicht Nein.« Sie nahm Andys Hand, zog einen Schmollmund und sah sie aus tieftraurigen Augen an. »Komm, lass dich doch breitschlagen.«
Andy riss ihre Hand weg. Sie schwieg.
»Und wenn ich bitte, bitte sage? Als deine beste Freundin und Geschäftspartnerin? Als die Frau, die dich mit deinem Mann bekannt gemacht hat?«
»Du schreckst wohl vor gar keiner Erpressung zurück, was?«
»Bitte, Andy. Ich lade dich auch hinterher ins Shake Shack ein.«
»Wow. Du willst es wirklich wissen.«
»Tu’s für mich, ja? Meine ewige Dankbarkeit ist dir gewiss.«
Andy seufzte laut. Ein Treffen mit Miranda in der Konzernzentrale von Elias-Clark klang ungefähr genauso reizvoll wie ein Tag im Knast.
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