Die Rache trägt Prada. Der Teufel kehrt zurück
und so weiter, aber bei Miranda dürfen wir uns keine Nachlässigkeit erlauben. Und nicht, dass du mittendrin auf einmal reihern musst oder so.«
»Keine Bange.«
»Super. Ich geb’ dir Bescheid, wie es mit den Vera-Leuten gelaufen ist. Und vergiss nicht, dich bei St. Germain zu melden. Die erwarten deinen Anruf.«
Emily schnappte sich Trenchcoat und Tasche und winkte Andy, schon halb aus der Tür, noch einmal zu. »Und noch mal herzlichen Glückwunsch!«, rief sie laut. Andy konnte nur beten, dass sie die Neuigkeit nicht gleich in der ganzen Redaktion herumposaunen würde.
Andererseits … warum eigentlich nicht? Sie war schwanger, und wenn alles gut ging – was sie inständig hoffte –, würde sie in sechs Monaten ein Kind bekommen. Ein Kind. Das Meeting mit Miranda, der Klatsch und Tratsch im Büro, was spielte das alles noch für eine Rolle, wenn sie sich vorstellte, dass sie bald einen samtig weichen, süß duftenden Säugling im Arm halten würde? Sie legte beide Hände auf ihren Bauch und lächelte in sich hinein. Ein Kind!
12
In die Mangel genommen
Andy musste sich erst einmal an der Theke festhalten. Sie war seit zehn Jahren nicht mehr in dem Starbucks neben der Elias-Clark-Zentrale gewesen, und die bösen Erinnerungen, die dort mit voller Wucht auf sie einstürzten, waren so überwältigend, dass ihr schwindelig wurde. Nach einem raschen Blick in die Runde hatte sie sich wieder gefangen. Alle Gesichter, ob an der Kasse oder an den Espressomaschinen, waren ihr fremd. Dann entdeckte sie Emily, die ihr von einem Ecktisch aus winkte.
»Gott sei Dank, dass du endlich da bist«, sagte Emily und genehmigte sich einen Schluck geeisten Kaffee – aber mit gespitzten Lippen, um nur ja ihren Lippenstift nicht zu verschmieren.
Andy sah auf die Uhr. »Ich bin fast eine Viertelstunde zu früh dran. Wie lange sitzt du denn schon hier?«
»Das willst du gar nicht wissen. Ich bin seit heute Morgen um vier dabei, mich an- und wieder umzuziehen.«
»Klingt fast so entspannend wie Yoga.«
Emily verdrehte die Augen.
»Aber die Mühe hat sich gelohnt«, sagte Andy anerkennend. Emily trug einen Bouclé-Bleistiftrock, einen hautengen Rollkragenpullover und atemberaubend hohe Stiletto-Stiefeletten. »Du siehst umwerfend aus.«
»Danke. Du aber auch«, sagte Emily automatisch, ohne von ihrem Handy aufzublicken.
»Ja, ich dachte mir auch, mit diesem geborgten Fetzen müsste es gehen. Nicht übel für ein Umstandskleid, oder?«
Emily riss den Kopf hoch. Die Panik stand ihr ins Gesicht geschrieben.
»Kleiner Scherz am Rande. Ich trage das Kleid, das du vorgeschlagen hast.«
»Hinreißend.«
Andy musste sich ein Lächeln verkneifen. »Was meinst du, wann sollen wir rübergehen?«
»In fünf Minuten? Oder jetzt sofort? Du weißt ja, wie allergisch sie auf Verspätungen reagiert.«
Andy genehmigte sich einen Schluck aus Emilys Tasse. Sie hatte so viel Zucker hineingerührt, dass es fast unmöglich war, die dicke Brühe durch den Strohhalm zu bekommen. »Wie kriegst du das bloß runter?«
Emily zuckte nur mit den Schultern.
»Okay. Vor dem Meeting noch einmal zum Mitschreiben: Wir sind Miranda nichts schuldig. Wir hören uns an, was sie zu sagen hat – mehr nicht. Wir sind immun gegen sie. Sie kann uns unser Leben nicht einfach mit einem Fingerschnippen zerstören.« Obwohl das alles sehr überzeugend klang, glaubte Andy es selbst nicht so recht.
»Ach, mach dir doch nichts vor, Andy. Sie ist die Chefin von Elias-Clark. Und damit die mächtigste Frau in der Zeitschriften- und in der Modebranche. Natürlich kann sie uns ruck, zuck fertigmachen. Und erzähl mir nicht, dass du nicht auch schon um drei aus dem Bett gekrochen bist.«
Andy stand auf und knöpfte ihren wattierten Daunenmantel zu. Eigentlich hätte sie gern etwas Eleganteres angezogen, aber es war ein bitterkalter Tag. Es reichte ihr, sich zu fürchten, da brauchte sie nicht auch noch zu frieren. Auf ihr Outfit hatte sie am Morgen keine Minute mehr als die auch sonst übliche halbe Stunde verwandt und einfach das Kleid mit den Epauletten angezogen, zu dem Emily ihr geraten hatte. Damit würde sie zwar niemanden vom Hocker reißen, doch es war auch nichts daran auszusetzen. »Komm, gehen wir. Je früher wir da sind, desto früher können wir auch wieder gehen.«
»Eine super Einstellung«, sagte Emily kopfschüttelnd. Aber sie stand ebenfalls auf und zog den Reißverschluss ihres knackig-knappen Pelzjäckchens hoch.
Auf dem Weg zu Elias-Clark
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