Die Rache trägt Prada. Der Teufel kehrt zurück
nicht mal so unangenehmen Vanilleduft ein, den der von der Decke baumelnde Lufterfrischer verströmte. Zum ersten Mal seit Wochen roch sie etwas, von dem ihr nicht sofort speiübel wurde. Ein paar tiefe Atemzüge, dann klingelte ihr Handy.
»Hi«, sagte sie und hoffte bloß, dass Max nicht wieder von dem Meeting anfangen würde. Sie freute sich auf den heutigen Abend, wo sie allen Familienmitgliedern verkünden wollten, dass Nachwuchs unterwegs war, und hatte keine Lust, ständig weiter an Miranda zu denken.
»Wo warst du denn? Ich habe es dauernd bei Agatha versucht. Wie ist das Meeting gelaufen?« Seine Stimme klang gepresst.
»Wie’s mir geht? Ach, ganz gut, danke der Nachfrage. Du hast dir sicher Sorgen gemacht«, sagte Andy. Mit ihrem nervösen Gezappel im Vorfeld des Meetings hatte sie Max die halbe Nacht wachgehalten.
»Im Ernst jetzt, Andy, wie war es? Sie wollen euch kaufen, oder?«
Mit einem Mal saß sie kerzengerade. »Ja, ganz richtig. Woher weißt du das?«
»Was hätten sie sonst schon von euch gewollt?«, trompetete er triumphierend. »Ich hab’s gewusst, ich hab’s doch gewusst! Miles und ich haben eine Wette laufen für wie viel. Ihr zwei seid bestimmt total aus dem Häuschen.«
»So würde ich es nicht unbedingt bezeichnen. Starr vor Schreck trifft es schon eher.«
»Ihr könnt stolz wie Oskar sein, Andy! Ihr habt’s geschafft. Du und Emily, ihr habt das Unmögliche möglich gemacht, habt das Ganze von A bis Z selbst aufgebaut, und jetzt will die angesehenste Zeitschriftenverlegerin der Welt euch das Ding abkaufen. Besser geht’s doch gar nicht.«
»Es ist eine Ehre«, sagte Andy. »Aber es gibt da definitiv ein paar ziemlich bedenkliche Details.«
»Mit denen werdet ihr schon fertig. Ich kann euch einen Superanwalt empfehlen, seine Kanzlei ist auf Unterhaltungsrecht spezialisiert, und wir arbeiten regelmäßig mit ihnen zusammen. Die räumen euch sämtliche Probleme aus dem Weg.«
Andy knetete ihre Hände durch. Aus Max’ Mund hörte es sich an, als sei schon alles unter Dach und Fach, dabei lag doch gerade mal das Angebot auf dem Tisch.
»Und, wann kommen die Gäste?«, fragte sie, um das Thema zu wechseln. »Meinst du, sie ahnen was?«
»Ich hab alles unter Kontrolle, das weißt du doch. Das Küchenteam ist schon vor Ort, ein nettes Pärchen, und die zaubern hier in null Komma nichts ein Schlemmermahl. In einer Stunde sind alle da. Wenn sie das mit dem Baby hören, flippen sie sowieso total aus, und dann noch diese absolut unglaubliche Neuigkeit …«
»Nein, ich will nicht, dass irgendwer was von …«
»Andy? Ich hör dich ganz schlecht. Schätzchen, ich muss noch ein paar Leute anrufen. Bis dann, okay?«
Es klickte, und sie ließ den Kopf wieder zurücksinken. Schon klar, ihr Mann war ein Investor, und zwar ein hochkarätiger. Völlig verständlich, dass ihn das Ganze in Hochstimmung versetzte; damit stand er quasi als Finanzgenie da und füllte zudem auch noch die Schatztruhen der Harrisons auf. Aber sie war noch nicht so weit, um die Neuigkeit unters Volk zu bringen. Das Baby – ja, dergleichen frohe Botschaften teilte man gern künftigen Großeltern mit, auch wenn Menschen wie Barbara Harrison dazugehörten. Aber einen ganzen Abend lang über Miranda Priestly diskutieren? Schönen Dank auch.
Trotz ihrer anfänglichen Vorbehalte musste Andy gegen zehn zugeben, dass der Abend ein voller Erfolg war. Alle amüsierten sich offenbar immer noch prächtig. Bei ihrer eigenen Familie überraschte sie das nicht weiter, aber von Barbara hätte sie das nicht erwartet, die als Gast stets ein Muster an Ordnung und Rücksicht war und sich beizeiten nach einem Dank an die Gastgeber wieder verzog. Mit Ausnahme von Eliza, die vor einer Stunde aufgebrochen war und noch Freunde treffen wollte, saßen alle noch im Wohnzimmer beisammen, unterhielten sich angeregt, tranken, was das Zeug hielt, und gackerten wie die Teenager.
»Ich freue mich ja so sehr für euch beide«, sagte Mrs Harrison in einem Ton, der nichts von ihren wahren Gefühlen verriet. Aber vielleicht meinte sie es ja tatsächlich so? Vielleicht brachte ein Baby – die Aussicht auf ein neues Mitglied der Familie Harrison – Andy ein gewisses Maß an Respekt und Anerkennung ein? Sie saß neben ihrer Schwiegermutter auf der Chaiselongue. »Ein Enkelkind, na, so was. Ich hatte natürlich immer darauf gehofft, aber schon so bald! Was für eine Überraschung.«
Andy versuchte, das »schon so bald« auszublenden. Max hatte
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