Die Rache trägt Prada. Der Teufel kehrt zurück
alle das Glas auf die harte Arbeit, die Andy da hineingesteckt hat.«
Nicht einer der Gäste erhob das Glas. Alle redeten gleichzeitig los.
Andys Vater: »Elias-Clark? Also wieder du-weißt-schon-wer?«
Barbara: »Das hätte wirklich zu keinem günstigeren Zeitpunkt kommen können! Damit bist du dieses kleine Hobbyprojekt los und kannst dich erfüllenderen Aufgaben zuwenden, beispielsweise, für das Kind da zu sein. Und vielleicht könnte ich dich auch noch in ein paar Komitees unterbringen …«
Jill: »Wow, gratuliere! Auch wenn ihr nicht an sie verkaufen wollt, das Angebot allein ist ja schon eine Riesenehre.«
Andys Mutter: »Was für eine grässliche Vorstellung – das bedeutet, du arbeitest wieder für … für … ach, wie heißt sie noch mal? Die, die dich ein Jahr lang gequält hat?«
Granny: »Was denn, da schuftet ihr so lange, um das verdammte Ding aufzubauen, und jetzt wollt ihr es mir nichts, dir nichts verkaufen? Verstehe einer die Jugend von heute.«
Andy behielt Max finster im Blick, bis er zu ihr ging und die Arme um sie schlang. »Fantastisch, oder? Ich bin so stolz auf sie.«
Jill hatte Andys Miene wohl bemerkt, denn sie war mit einem Satz auf den Beinen und erklärte der versammelten Mannschaft, für einen Abend sei es nun der Aufregungen genug, und alle sollten unverzüglich aufbrechen, damit Andy und Max zum Schlafen kämen.
»Ich ruf dich morgen vom Flughafen aus an, okay?«, sagte Jill und stellte sich zur Umarmung auf die Zehenspitzen. »Ich freu mich so wahnsinnig für euch zwei. Das ist echt der Hammer. Und ich mach dir nicht mal die Hölle heiß, weil ich es gleichzeitig mit deiner Schwiegermutter erfahren habe. Keine Sorge, ich bin nicht sauer.«
»Gut«, sagte Andy und grinste. »Schwangere können nämlich nichts falsch machen, das habe ich schon festgestellt.«
Jill schlüpfte in ihren Daunenmantel – es war selbst für November klapperkalt – und sagte: »Genieß es. Das große Bohei gibt es nur beim ersten Kind. Beim zweiten bietet dir keiner mehr einen Sitzplatz an, auch wenn du im neunten Monat und kurz vorm Platzen bist. Und beim dritten?« Sie schnaubte. »Da fragen sie dich frech ins Gesicht, ob das noch geplant war oder nicht. Als könnten sie sich nicht vorstellen, dass irgendwer das aus freien Stücken macht …«
Andy lachte.
»Nicht dass wir es aus freien Stücken gemacht hätten …«
»So genau will ich’s gar nicht wissen.« Andy strich Jill eine Strähne hinters Ohr. Sie hatte schon fast vergessen, wie es war, ihre Schwester mal ein paar Minütchen in Ruhe für sich zu haben. Seit sie am anderen Ende des Landes lebte, sahen sie einander eher selten und wenn, dann waren die Kinder und Kyle sowie Max und Andys Mutter meistens auch dabei. In ihrer Jugend hatten sie einander nicht besonders nahegestanden – dank der neun Jahre Altersunterschied war Andy noch ein Kind gewesen, als Jill von zu Hause auszog und aufs College ging –, aber seit fünf, sechs Jahren telefonierten sie regelmäßig miteinander und versuchten, häufigere Besuche einzuplanen. Und seit Andys Verlobung hatten sie noch mehr zu bequatschen, von Hochzeitsplänen bis zu dem unerschöpflichen Thema, was für nervige, rätselhafte Wesen Ehemänner und Verlobte doch sein konnten. Doch nichts würde sie so sehr verbinden wie Andys Schwangerschaft, das fiel ihr jetzt auf, als sie zusah, wie ihre Schwester in langschäftige braune Stiefel schlüpfte. Die letzten zehn Jahre hatte sich für Jill alles um ihre drei Jungs gedreht, was Andy vom Kopf her durchaus begriff, letztlich aber doch nicht richtig nachvollziehen konnte. Nun, da sie selbst ein Baby erwartete, hatte Andy das Gefühl, dass sie und Jill bald mehr gemeinsam haben würden als je zuvor, und auf einmal konnte sie es kaum noch erwarten, sich mit ihrer Schwester darüber auszutauschen.
Die Gäste brauchten weitere zwanzig Minuten, um in Schuhe und Mäntel zu kommen, sich mit ausgiebigen Umarmungen zu verabschieden und ein letztes Mal zu gratulieren. Als die Tür endlich hinter ihnen zufiel, war Andy einem Zusammenbruch nahe.
»Müde?«, fragte Max und knetete ihre Schultern durch.
»Ja. Aber glücklich.«
»Sie haben alle angemessen erfreut gewirkt. Und deine Großmutter war ja heute Abend in Topform.«
»Ein bisschen überdreht, finde ich. Aber ja, stimmt, sie waren alle begeistert von der Nachricht.« Sie drehte sich zu Max um, der hinter der Couch stand, und beschloss, nichts zu seiner Ankündigung wegen Elias-Clark zu sagen.
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