Die Rache trägt Prada. Der Teufel kehrt zurück
Weilchen beim Aufwärmen zu und holten sich dann, auf Andys Drängen hin, weitere Stärkungen aus der exklusiven Clublounge. Andy häufte sich Garnelen mit Cocktailsauce, Krebsscheren mit warmer Butter, gegrilltes Hühnchen, Maiskolben und salziges Blätterteig-gebäck für vier auf den Teller, stellte ihn auf einem Tisch ab und versorgte sich in einem zweiten Gang mit einem Riesenbecher Cola (darauf kam es jetzt auch nicht mehr an!) und einem gigantischen Stück Schokomoussetorte.
»Du haust ganz schön rein«, bemerkte Emily nach einem zögerlichen Appetithäppchen von ihrem winzigen Rohkostteller.
»Ich bin im fünften Monat schwanger und werde sowieso bald wie ein Walfisch aussehen. Da kann ich mir doch wohl mal was gönnen«, sagte Andy und biss einer Garnele den Schwanz ab.
Emily war eigentlich vollauf damit beschäftigt, in der VIP -Lounge nach Promis Ausschau zu halten, und beachtete sie nicht weiter. Langsam und unauffällig ließ sie den Blick über die versammelten Gesichter, Taschen und Schuhe gleiten – und riss dann plötzlich die Augen weit auf.
Andy folgte ihrem Blick und schnappte so unvermittelt nach Luft, dass ihr ein Stück von der Garnele im Hals stecken blieb. Atmen konnte sie immerhin noch, aber so viel sie auch hustete, das Mistding rührte sich nicht vom Fleck.
Emily funkelte sie erzürnt an. »Geht das vielleicht ein bisschen leiser? Miranda ist hier!«
Andy sog so viel Sauerstoff ein, wie es unter den gegebenen Umständen möglich war, und hustete mit letzter Verzweiflung, bis der Happen endlich mit Schwung wieder hochkam.
»Wie eklig ist das denn?«, zischte Emily mühsam gedämpft. »Das nächste Mal kotzt du einfach quer über den Tisch, oder was?«
»Danke der Nachfrage, mir geht’s gut, ich weiß deine Anteilnahme zu schätzen.«
»Was zum Teufel hat sie bei einem Spiel der Knicks zu suchen? Miranda steht doch gar nicht auf Basketball.«
Emily sah noch einmal verstohlen hin. »Ah, jetzt ist mir alles klar. Sie hat ihren kleinen Freund dabei. Und der ist offenbar ein Basketballfan.«
Andy kniff die Augen zusammen und sah am anderen Ende der Lounge Rafael Nadal neben Miranda sitzen. Beide tranken Kaffee, und Miranda kommentierte jedes Wort aus seinem Mund mit glockenhellem Gelächter. Andy kam bis heute das kalte Grauen, wenn sie diese Frau sah. Die leichenblasse, straff gespannte Gesichtshaut, die dünnen farblosen, zu noch schmaleren Schlitzen zusammengezogenen Lippen und diese Zähne, die jederzeit zuschnappen konnten, wenn man ihnen auch nur einen Millimeter zu nahe kam … Allein bei dem Gedanken daran überlief Andy ein Schaudern.
»O Mann, er ist aber echt heiß«, schmachtete Emily und glotzte nunmehr ganz unverhohlen.
»Was meinst du, schlafen sie miteinander?«, fragte Andy.
Emilys Augenbrauen wanderten Richtung Decke. »Soll das ein Witz sein? Er ist so was wie ihre Muse. Sie hat einfach einen Narren an ihm gefressen. Den verputzt sie doch zum Frühstück.«
Andy tunkte ein Stück Krebsfleisch in die warme Butter. »Komm, gehen wir die Jungs suchen. Ich habe keine Lust, Miranda über den Weg zu laufen. Die letzten paar Tage waren aufregend genug, für mich und für dich.«
»Jetzt mach dich nicht lächerlich«, sagte Emily, stand auf und zuckte sichtlich zusammen. Sie strich sich übers Haar und zupfte eine nicht vorhandene Fluse von ihrem Kaschmirpulli. »Klar gehen wir rüber und sagen Hallo. Sie hat mir Blumen ins Krankenhaus geschickt! Es wäre mordsunhöflich, sich nicht dafür zu bedanken.«
»Die Blumen hat doch nicht sie geschickt, Emily. Weißt du nicht mehr, wie …«
Aber es war zu spät. Emily hatte Andy schon am Handgelenk gepackt und zog sie hinter sich her. »Mir nach«, sagte sie. Keine zehn Sekunden später standen sie vor Mirandas Tisch.
Andy sah auf ihr Handgelenk, das Emily immer noch im Schraubstockgriff hatte. Im Stillen betete sie um einen Feueralarm, der sie alle hier und jetzt zwingen würde, um ihr Leben zu rennen. Aber es herrschte nur verdutztes Schweigen an sämtlichen Fronten, bis der Tennisstar, der im echten Leben noch besser aussah als im Fernsehen, sich räusperte.
»Haben Sie etwas für ein Autogramm dabei? Oder soll ich einfach auf der Serviette da unterschreiben?«, fragte er Emily, da Andy beharrlich ihre Fußspitzen anstarrte.
»O nein. Nein, nein«, stammelte Emily reichlich nervös und ganz und gar nicht sie selbst.
Nadal lachte. »Wie dumm von mir. Sie beide wollen vermutlich gar kein Autogramm von mir,
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