Die Rache trägt Prada. Der Teufel kehrt zurück
als die Frau zustach. Dann ging die Hotelkrankenschwester mit ihr in ein anderes Zimmer, wo das Röntgengerät offenbar soeben wieder instand gesetzt worden war, und kam mit der unfrohen Botschaft zurück, dass es sich, wie von ihr vermutet, um eine Blinddarmentzündung handle und eine sofortige Operation nötig sei.
Bei dem Wort Operation wurde es Emily so schwummrig, dass sie um ein Haar mit dem Kopf auf den Tisch geknallt wäre, an dem sie saß. »Auf keinen Fall. Ohne mich.«
Max fragte die Hotelschwester: »Gibt es noch eine andere Klinik auf der Insel? Vielleicht … ein bisschen was Moderneres?«
Die Schwester schüttelte den Kopf. »Das hier ist nur so etwas wie eine Ambulanz. Auf Operationen sind sie nicht eingerichtet und selbst wenn, würde ich davon abraten.«
Emily weinte heftiger. Miles schien allmählich ebenfalls einer Ohnmacht nahe.
»Also, es haben doch sicherlich schon mal andere Gäste der Ferienanlage kleinere Eingriffe vornehmen lassen, oder? Was wäre denn nun unser nächster Schritt?«
»Wir müssten sie per Hubschrauber nach San Juan bringen.«
»Okay. Wie schnell lässt sich das bewerkstelligen? Haben Ihre anderen Gäste das auch so gemacht?«
»Nein, bedaure. Wir hatten einmal eine Frau mit vorzeitigen Wehen und eine andere mit einem scheußlichen Fall von Nierensteinen. Ach ja, und der ältere Herr, der einen leichten Herzinfarkt hatte, aber von denen wollte keiner nach San Juan. Sie sind alle nach Miami geflogen.«
»Wie lange kann sie mit der Operation noch warten?«, fragte Max.
»Das kommt darauf an. Je eher, desto besser natürlich, damit der Blinddarm nicht am Ende durchbricht. Aber da sie erst seit Kurzem Schmerzen hat und ihre weißen Blutkörperchen noch nicht extrem erhöht sind, würde ich sagen, es müsste reichen.«
Das war das Stichwort für Andy, um auf Planungsmodus wie damals bei Runway umzuschalten. Sie jonglierte gleichzeitig mit ihrem und mit Max’ Handy, brüllte Miles Anweisungen zu und schaffte es, binnen weniger als einer Stunde ein kleines Propellerflugzeug zu chartern, während sie auf einer Schlaglochpiste Richtung Flughafen unterwegs waren. Sie sorgte auch dafür, dass ein Rettungswagen bereitstand, wenn sie in Miami landeten, und bat einen alten Collegefreund von Alex, der mittlerweile als Chirurg im Mount Sinai in Miami arbeitete, dafür zu sorgen, dass Emily unverzüglich unters Messer kam. Der Plan sah im Weiteren vor, dass Andy und Max Miles und Emily bis in den Flieger begleiteten, dann ins Hotel zurückfuhren, um sämtliche Siebensachen zusammenzupacken, und den ersten Normalflug nach Miami nahmen, den sie kriegen konnten.
Beim Abschied sagte Max zu Andy: »Du bist echt unglaublich. Der totale Problemlösungsprofi. Ich bin völlig platt.«
»Ja, das Mädel hat’s drauf.« Emily brachte ein schwaches Lächeln zustande. »Schließlich habe ich sie persönlich ausgebildet.«
»Also bitte. Gegen Miranda bist du durchgeknallte Zicke immer noch ein laues Lüftchen«, sagte Andy und tippte Emily sacht gegen die Stirn. »Das nächste Mal denkst du dir gefälligst was Anspruchsvolleres aus.«
Die OP war unter den gegebenen Umständen halbwegs reibungslos über die Bühne gegangen. Da Emilys Blinddarm bis zu ihrem Eintreffen in Miami doch zumindest teilweise durchgebrochen war, hatten die Ärzte sie fast eine Woche dabehalten, aber es gab keine größeren Komplikationen. In den ein oder zwei Tagen, die Andy und Max ihr Gesellschaft leisteten, traf ein gigantisches Blumenbukett mit dem schlichten Begleitzettel »Aus dem Büro von Miranda Priestly« ein. Die Telefonkonferenz mit Elias-Clark musste auf unbestimmte Zeit verschoben werden, sodass sich Andy eine Woche lang fröhlich und unbeschwert einfach nur ihren journalistischen Aufgaben widmen konnte. Außerdem checkte sie diverse Baby-Boutiquen in ihrem Viertel ab, unternahm Testfahrten mit verschiedenen Buggys und fand schließlich das ultimative geschlechtsneutrale Bettzeug – ein absolut hinreißendes Elefantenmuster in Lindgrün und Weiß. Als Emily sie zwei Minuten nach der Landung in JFK anrief und verkündete, Miles habe für sie alle »Behindertenplätze« für das Spiel mit den Knicks an ebendem Abend ergattert, war Andy einigermaßen verdattert. Wer stieg schon aus einem Flugzeug, nachdem ihm oder ihr wenige Tage zuvor der Bauch aufgeschnitten worden war, begab sich umgehend zu einem Basketballspiel – und sah dazu auch noch so unverschämt gut aus?
Sie schauten dem Team noch ein
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