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Die Rache

Die Rache

Titel: Die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
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Bett. Jemand hatte auf der Decke gelegen, als geschossen worden war. Die Spur führte wie ein dünnes Rinnsal Sirup durch den Raum zur hinteren Tür. Glitsky öffnete sie.
    Dahinter lag ein Laufsteg von etwa einem Meter Breite, der hauptsächlich als Lagerfläche benutzt worden sein mußte. Farbdosen, Pappkartons, ein Fahrrad und anderes Garagengerümpel füllten den Platz links von Glitsky bis zur Reling. Die rechte Seite des Laufstegs war zum Teil mit Kunstrasen bedeckt, und nahe bei der anderen Tür nach hinten raus, die in die Kombüse führte, stand ein großer Steingrill. Geräte zum Kochen im Freien hingen an der Wand neben der Tür.
    Das Blut zeichnete eine Linie in die Mitte dieses Vorplatzes, kam dann vom Kunstrasen ab, bildete eine Lache vor der Reling und verschwand über die Bordseite des Kahns.
    Glitsky kam wieder rein, fröstelnd trotz des Parkas. Hardy stand neben dem Bett.
    »Ein laufender Toter«, sagte Glitsky.
    »Sieh dir das an.« Hardy wußte Bescheid und hatte nichts berührt, er war einmal ein guter Polizist gewesen.
    Ein kleines Loch befand sich in der Mitte eines Blutflecks auf dem Bett, etwa auf Schulterhöhe, falls der Kopf des Opfers auf dem Kissen gelegen hatte.
    »Rusty war der erste, vermute ich«, sagte er. »Er lag auf dem Bett und hat vielleicht geschlafen. Sie war unter der Dusche, als sie den Schuß hörte, kam heraus und hat ihren Teil abbekommen.«
    Glitsky steckte die Hände tiefer in die Taschen. »Wovon zum Teufel sprichst du? Rusty Wer ?«
    »Das weißt du nicht?«
    »Nein.«
    Hardy atmete tief aus. »Ingraham. Rusty Ingraham. Er wohnt … wohnte hier. Louis Baker hat ihn erschossen.«
    Glitsky sah über Hardys Schulter, in keine bestimmte Richtung, und setzte die Teile zusammen. »Louis Baker.«
    »Und ich bin der nächste.«
     
    »Ich hätte gern einen Cheeseburger mit allem Drum und Dran zum Mitnehmen.«
    Der junge Mann hieb auf seine Kasse ein. »Möchten Sie Zwiebeln und Gurken?«
    Glitsky nickte. »Alles, bitte.«
    »Zum Hieressen oder zum Mitnehmen?«
    »Zum Mitnehmen, bitte.«
    »Also ein Cheeseburger zum Mitnehmen.« Der junge Mann betätigte noch ein paar Knöpfe, wartete, bis die Maschine aufhörte zu rattern, und blickte erleichtert auf. »Das macht zwei siebenundsechzig.«
    Hardy hatte eben dasselbe Spiel mit einer noch schwierigeren Bestellung durchgestanden – zwei Fischsandwiches, Pommes frites und Cola light. Er verdrehte die Augen. »Willst du das hier essen oder mitnehmen, Abe?« fragte er, als der Junge gegangen war, um die Bestellung zu holen.
    Glitskys Gesicht blieb unbewegt.
    Sie setzten sich an einen kleinen gelben Tisch auf dem schmalen Streifen Bürgersteig zwischen der Third Street Bridge und der Southern Pacific Station. Alle paar Minuten ertönte schrill und von weither das Signal eines Zuges.
    Es war früher Nachmittag. Der Nebel hatte sich völlig aufgelöst, und es war warm geworden. Sie hatten den Vormittag auf Rusty Ingrahams Lastkahn verbracht und gewartet, während die Leute von der Spurensicherung fotografiert, eingesammelt und gepudert hatten und der Polizeiarzt die Leiche Maxine Weirs untersucht und mitgenommen hatte und Vorbereitungen getroffen worden waren, den Kanal abzusuchen.
    Hardy öffnete seine Tüte. »Nach diesem ganzen Hin und Her habe ich Zwiebelringe bekommen. Habe ich Pommes frites gesagt, oder was?«
    Glitsky biß in seinen Burger. »Zweimal, glaube ich, vielleicht sogar dreimal.«
    »Was für ein Dummkopf«, sagte Hardy.
    »Auch nicht dümmer als einer, der in der Öffentlichkeit mit einer geladenen Waffe herumläuft. Du hättest mich vorher anrufen sollen.«
    »Und du wärst gekommen, ja?« Hardy hatte Abe erzählt, warum er auf dem Kahn gewesen war, und ihm die telefonische Verabredung mit Rusty erklärt.
    Abe kaute etwas heftiger. »Wahrscheinlich nicht.«
    »Nein, wahrscheinlich nicht.«
    Glitsky griff hinüber und nahm sich Hardys Getränk. »Darf ich?« Er sog an dem Strohhalm. »Louis Baker, was?«
    Hardy nahm den Becher. »Louis Baker macht mir angst, Abe. Das ist kein Scherz.«
    »Verstehe ich. Es würde mich auch nervös machen. Weiß Baker, wo du wohnst? Seit du bei der Staatsanwaltschaft ausgeschieden bist, bist du umgezogen, oder?«
    »Rusty auch.«
    Glitsky kaute und schluckte. »Wie hat er ihn dann gefunden?«
    »Vielleicht ist er angemeldet. Er ist praktizierender … er war praktizierender Anwalt.«
    »Hör auf, in der Vergangenheit von ihm zu sprechen, in Ordnung?«
    »Er ist tot, Abe. Du weißt es,

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