Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rache

Die Rache

Titel: Die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
Vom Netzwerk:
und ich weiß es auch.«
    »Ich weiß es nicht. Maxine Weir ist tot. Ansonsten suchen wir den Kanal ab, überprüfen das Blut auf dem Bett, sehen nach, ob es Rustys Blut sein könnte, und versuchen, ihn zu finden. Ich sage dir Bescheid, wenn ich glaube, daß er tot ist.«
    »Er ist tot«, erwiderte Hardy.
    Glitsky zuckte mit den Schultern. »Wie du meinst.«
    »Was soll ich also tun?«
    »Ich weiß nicht. Wovon sprichst du?«
    »Von diesem verdammten Louis Baker.«
    »Reg dich nicht so auf, Diz. Wir beenden unser Mittagessen, dann organisiere ich mir Louis’ Adresse, fahre hin und unterhalte mich ein bißchen mit ihm.«
    »Und was ist, wenn er längst mit einem Schießeisen vor meinem Haus sitzt oder sogar darin?«
    Glitsky antwortete mit unbewegter Miene: »Dann würde er gegen die Bewährungsauflagen verstoßen.« Er biß in seinen Burger, griff erneut nach Hardys Becher und nahm durch den Strohhalm einen letzten, schlürfenden Schluck. »Du tust am besten gar nichts, Diz. Wir haben was gegen Privatpersonen, die sich gegenseitig erschießen.«
    »Schön. Und ich hab’ was dagegen, abgeknallt zu werden. Sollte ich ihn in der Nähe meines Hauses sehen, werde ich zuerst schießen.«
    Glitsky lehnte sich über den Tisch. »Tu mir einen Gefallen: Laß ihn einmal schießen. Vergewissere dich, daß er bewaffnet ist.«
    »Die Vorschriften, wie?«
    Glitsky nickte. »Die Vorschriften.« Er stand auf.
    »Ich glaube nicht, daß Louis Maxine die Vorschriften erklärt hat«, sagte Hardy. »Und Rusty auch nicht.«
    Glitsky nahm Hardys Becher und kippte sich ein paar Eiswürfel in den Mund. »Ich vermute, das hat er vergessen«, erwiderte er. »Er hatte andere Dinge im Kopf.«
    »Wann bekomme ich meine Waffe zurück?« fragte Hardy.

4
     
    »Sie müssen daran denken, Sergeant, daß alle, mit denen wir hier zu tun haben, vorbestraft sind. Nicht ein paar, nicht die meisten – alle.«
    Die Leiterin der Abteilung war eine füllige Frau, der es trotz ihrer strengen Miene irgendwie gelang, Wärme auszustrahlen. Vielleicht lag es an der Oliver-Peoples -Brille mit den winzigen Gläsern, die ihre Augen – rötlich und rund wie die Eier von Rotkehlchen – stark vergrößerten. Das kleine Schild an der Tür wies sie als Miß Hammond aus, und Glitsky mochte sie vom ersten Augenblick an. Sie hatte ein Eckbüro im Hafengebäude mit Blick über das Wasser nach Treasure Island, hinüber zur Bay Bridge und bis nach Alcatraz. Es gab Leute, die drei Tausender pro Monat für ein Ein-Zimmer-Apartment mit einer solchen Aussicht bezahlten. Vielleicht war das einer der Reize ihres Jobs – er wußte, sehr viel verdiente sie nicht.
    Das Büro war sauber und funktional eingerichtet und bekam durch den Ausblick und einen kleinen Wald von Topfpflanzen eine gemütliche Note. Einundzwanzig Bewährungshelfer waren ihr unterstellt.
    »Nun, ich habe nur gemeint, daß …«
    »Nein, nein, schon gut. Es hilft einfach nur, sich daran zu erinnern, wo diese Leute herkommen. Und was sie draußen erwartet.«
    »Gut, aber es ist möglich, daß unser Mann – Louis Baker – gerade mal eine Stunde draußen war, bevor er wieder jemanden umgebracht hat.«
    Miß Hammond seufzte schwer und nickte. »Ja, auch so etwas kommt vor, fürchte ich.« Sie rollte mit dem Stuhl von dem zerkratzten grünen Schreibtisch nach hinten zu einem zerkratzten grünen Aktenschrank, blätterte eine Minute lang in irgendwelchen Unterlagen und seufzte dann erneut. »Sie werden sich an Al Nolan wenden müssen.«
    »Ist das eine schlechte Nachricht?«
    Sie sah auf die Uhr. »Es ist halb drei. Wenn er wie alle um zwölf zum Mittagessen gegangen ist, müßte er inzwischen zurück sein.«
    Glitsky fragte sich, ob die gesamte Bürokratie dem Untergang geweiht war, wenn beinahe jede Abteilung in Mißtrauen und ähnlichem Mist versank. Miß Hammond sah ihn an und zuckte die Schultern. Schulterzucken und Seufzer. Vielleicht war es ihr nicht einmal bewußt.
    »Manche brauchen mehr Überwachung als andere. Kommen Sie, ich zeige Ihnen den Weg.«
    Sie führte ihn durch einen langen Korridor, der ihn an die Korridore des Justizgebäudes erinnerte, und in ein Großraumbüro, das in kleinere Einheiten unterteilt war.
    Al Nolan, ein Weißer Ende Zwanzig, öffnete gerade eine Imbißtüte von Wendy’s und kippte den Inhalt auf seinen Schreibtisch. Er trug ein Sporthemd, auf dessen rechter Brusttasche der Name Ralph eingestickt war. Sein langes braunes Haar wirkte nicht allzu sauber und war zu einem

Weitere Kostenlose Bücher