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Die Rache

Die Rache

Titel: Die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
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Pferdeschwanz zurückgebunden.
    »Al«, sagte Miß Hammond, »das ist Inspektor Abe Glitsky …«
    Nolan hob eine Hand. »Ich habe gerade Mittagspause. Stört es Sie?«
    Glitsky hörte, wie Miß Hammond tief Luft holte. »Ihre Mittagspause sollte zwischen zwölf und halb zwei liegen. Irgendwann in dieser Zeit, Al.«
    »Schon, aber um zwölf mußte ich mein Auto in die Werkstatt bringen, und der Bursche dort hatte nicht die leiseste Ahnung, wo der Schaden lag. Also mußte ich es dortlassen und mit dem Bus zurückfahren. Sie kennen ja die Busse.« Auch er zuckte die Schultern.
    »Wissen Sie, Al, das klingt für mich nach zweieinhalb Stunden Freizeit.«
    »Schon möglich, aber zu essen habe ich bisher noch nichts bekommen.«
    »Werden Sie dafür bezahlt?« mischte sich Glitsky ein. »Bitte entschuldigen Sie«, sagte er zu Miß Hammond.
    »He, was heißt denn das? Soll ich vielleicht nichts essen? Wir haben ein Recht auf ein Mittagessen.«
    Miß Hammond verlor allmählich die Geduld. »Und was, glauben Sie, fordert der Staat Kalifornien dafür als Gegenleistung von Ihnen?«
    Nolan kaute ein paar Pommes frites. »Als Gegenleistung für was?«
    »Als Gegenleistung für Ihre Mittagspause.«
    »He, ich arbeite mindestens genausoviel wie jeder andere hier.«
    Glitsky wartete einfach.
    Miß Hammond lächelte dünn. Ihre Wärme war verschwunden. »Sie wissen, Al, daß das nicht wahr ist.« Sie legte eine Hand auf Glitskys Arm. »Mr. Nolan hat jetzt keine Pause, Sergeant. Wenn es Sie stört, daß er ißt, wird er seine …« – sie hielt kurz inne – »… seinen Nachmittagssnack wegwerfen.« Sie wandte sich um und ging.
    Nolan verdrehte die Augen. »Hat ihre Tage«, sagte er und forderte Glitsky mit einer Handbewegung auf, sich einen Stuhl heranzurücken. »Um wen geht’s?«
    Glitsky war versucht, etwas zu erwidern. Derlei Benehmen machte ihn rasend. Er fragte sich, ob nicht Miß Hammonds reizende, großmütterliche Art schuld war. Vielleicht sollten die, die was zu sagen hatten, gleich zu Beginn harte Seiten aufziehen, um die Dinge in die richtige Ordnung zu rücken. Leuten in den Hintern treten und über alles Buch führen. Kerle wie Al Nolan an die Luft setzen. Dann erinnerte er sich daran, daß niemand an die Luft gesetzt wurde, der für die Regierung arbeitete. Bring deine Nachbarn um, komm betrunken zur Arbeit, mach dreißig Tage krank … Aber jemandem kündigen, ihm den Arbeitsplatz nehmen? Nein. Das wäre ein Angriff auf seine Menschenwürde.
    Glitsky ertappte sich bei einem Seufzer. »Louis Baker«, sagte er. »Es geht um Louis Baker.«
    »Ach ja, hab’ ihn heute morgen erst gesehen. Schien okay, ganz netter Kerl.«
    »Nun, wir meinen, er hat gestern nacht vielleicht jemanden umgebracht.«
    Nolan nahm einen Bissen von seinem Burger. »Im Ernst? Na ja, diese Burschen gehen mit manchen Dingen ganz schön locker um.«
    »Mit Mord, meinen Sie.«
    »Was auch immer. Wissen Sie, sie reden nicht mit uns. Sie tanzen hier an, erzählen Lügen über eine Arbeit oder ein Angebot, das sie haben, und dann hauen sie wieder ab.«
    »Hat Louis Baker gesagt, er habe eine Arbeit?«
    »Jetzt, wo Sie es erwähnen – nein.« Nolan schien einen Moment nachzudenken. »Immerhin ist er erst einen Tag draußen. Hat sich noch nicht zurechtgefunden.«
    Glitsky beugte sich vor. »Also – worüber haben Sie geredet?«
    »Vor allem über die Giants , glaube ich.«
    Glitsky hätte selbst darauf kommen können. Die Giants befanden sich mitten in den Punktspielen.
    »Ich glaube, sie bleiben zu Hause.«
    »Wer?«
    »Über wen sprechen wir, Mister? Die Giants natürlich. Ich meine, wir brauchen einen Punkt. Keine Chance, nach San Jose zu kommen, wenn wir nicht noch einen Punkt machen. Das Team ist hinüber. Wen hat Baker umgebracht?«
    »Wir wissen nicht, ob er überhaupt jemanden umgebracht hat. Er steht unter Verdacht, das ist alles.«
    »Wahrscheinlich hat er es getan.«
    »Warum sagen Sie das? Gerade eben haben Sie gesagt, er sei ein ganz netter Kerl.«
    Nolan zuckte die Schultern, und Glitsky fragte sich, ob die Leu te hier nicht alle Probleme mit den Schultern und dem Rük ken bekommen mußten vom dauernden Heben und Senken.
    »Ja, er ist ein netter Kerl. Das heißt, daß er sich zu benehmen weiß. Ich meine, alle sagen, Ted Bundy war der netteste Kerl, den sie je getroffen haben, und wie viele Leute hat er abgemurkst? Zwanzig, dreißig?«
    »Also nehmen Sie an, Baker hat jemanden umgebracht. Warum? Hat er Ihnen gegenüber die letzte Nacht

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