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Die Rache

Die Rache

Titel: Die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John T. Lescroart
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erwähnt?«
    »Diese schwarzen Kerle bringen sich immer gegenseitig um.«
    »Das Opfer war kein Schwarzer, Mr. Nolan.«
    »War nur eine Vermutung.«
    »Es war eine weiße Frau.«
    »Na schön, vielleicht hat er nur Dampf abgelassen nach all der Zeit hinter Gittern.« Nolan warf Glitsky einen eindeutigen Blick zu. »Sie wissen schon.« Er deutete auf seine Hoden. »Kein Sex während der Besuchszeit. Die Kerle kommen raus, und das ist das erste, was sie tun.«
    Glitsky, der sich plötzlich unendlich müde fühlte, schüttelte den Kopf. »Nein, das war es nicht.«
    Nolan kaute nachdenklich. »Na schön. Manchmal bringen sie auch Weiße um.«
     
    Es war noch früh am Nachmittag und mild. Ein leichter Wind wehte. Glitsky hatte beide Fenster des Plymouth heruntergekurbelt und fuhr die Mission Avenue hinunter, um auf den Freeway Richtung Süden nach Holly Park zu gelangen, denn er wollte versuchen, ein paar Worte mit Louis Baker zu wechseln.
    Aber Al Nolan saß ihm in den Knochen – der junge, flippige Al Nolan mit dem Pferdeschwanz und dem Ralph -Sporthemd im Stil der fünfziger Jahre, der wahrscheinlich tatsächlich dachte, er arbeite ernsthaft und sei ein besonders schlauer Kopf. Der über den Dingen stand mit seiner Drecksansicht, all die schweren Jungs würden nur ein bißchen Zeit vertrödeln, bevor sie zurück in den Knast wanderten, und sich über die Giants verbreitete. Einen Moment lang spielte Glitsky mit dem Gedanken, Al mit aufs Präsidium zu nehmen und wegen Behinderung einer Morduntersuchung einzubuchten. Mal sehen, ob er das auch lustig finden würde.
    Er trommelte mit den Fingern auf das Armaturenbrett. Und dann gab es da noch Marcel Lanier und all die anderen Beamten im Morddezernat mit ihren verdammten Golfclubs … Was hatte das Ganze für einen Sinn?
    Er versuchte, seine Gedanken wieder auf Louis Baker zu konzentrieren. Auf die Frage, warum er jetzt zu Baker unterwegs war. Gewiß, Hardy hatte seine Gründe … Aber waren das nicht die gleichen Gründe, aus denen Al Nolan Baker für schuldig hielt – weil er ein schwarzer Ex-Sträfling war?
    Es gab keinen schlüssigen Hinweis, der ihn zu einem Verdächtigen machte. Es gab nur Hardys Verdacht und Hardys Furcht. Hardy, durch und durch weiß, zeigte mit dem Finger auf Baker, durch und durch schwarz, und Abe Glitsky – ein bißchen weiß, ein bißchen schwarz – sprang auf den weißen Zug auf. Verdammter Mist, warum tust du das, Abe?
    Halt dich an die Tatsachen. Gut, Hardy ist ein Freund von dir und ein ehemaliger Polizist. Auch ehemalige Polizisten bringen Leute um. Und Hardy – vergiß das nicht – ist am Tatort mit einer geladenen Waffe verhaftet worden. Er hatte gute Gründe, dort zu sein, klar, aber warum verdächtigte Glitsky ihn nicht? Okay, er kannte Hardy. Außerdem war aus Hardys Waffe nicht geschossen worden. Und doch …
    Fang von vorn an, Abe. Wie du es schon hundertmal zuvor gemacht hast. Sieh dir das Opfer an. Noch gibt es keine zwei Opfer, trotz Hardys Aussagen und Vermutungen. Vorläufig gibt es nur ein Opfer – Maxine Weir, 964 Bush Street.
    Louis Baker und Holly Park konnten warten – sehen wir, wohin die Fakten führen.
    Er beschleunigte, fuhr an der Auffahrt auf den Freeway vorbei und wendete bei Van Ness Richtung Bush Street.
     
    Hardy fühlte sich nicht einmal im Justizgebäude sicher.
    Seit Mittag war er dort und versuchte, seine Waffe zurückzubekommen. Er hatte Moses McGuire zu Hause angerufen, um die Schichten im Shamrock zu tauschen. Dann war er zum Verhandlungssaal von Richter Andy Fowler, dem Vater von Jane, gelaufen, aber dort waren Gerichtsferien, und der Richter befand sich nicht in seinen Räumen.
    Sie stellten sich verdammt kleinlich an wegen der Waffe. Glitsky war sich nicht zu schade gewesen, seinem Freund eine kleine Lektion über buchstäbliche Gesetzestreue zu erteilen, und hatte die Pistole der zuständigen Behörde übergeben. So konnte Hardy sie nur auf dem Amtsweg zurückbekommen, und sie konnten die Lizenz überprüfen. Vielen Dank, Abe.
    Aber die Waffe war noch nicht einmal amtlich aufgenommen worden, und niemand schien es eilig zu haben, die Formalitäten zu erledigen, damit Hardy sie bald zurückbekäme.
    Als ihm schließlich klar wurde, daß er kein Glück haben würde, nahm er den Fahrstuhl hinauf in den dritten Stock, wo die Mitarbeiter des Generalstaatsanwalts ihre Büros hatten.
    Er spürte, wie er entspannter atmete, als er die langen Flure entlangging, und er hoffte, jemanden wiederzuerkennen,

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