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Die Räder der Welt - Lake, J: Räder der Welt - Mainspring

Die Räder der Welt - Lake, J: Räder der Welt - Mainspring

Titel: Die Räder der Welt - Lake, J: Räder der Welt - Mainspring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Lake
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den Auftrag, den Schlüssel der Ewigen Bedrohung zu suchen. Er wies mich an, die Antriebsfeder aufzuziehen. Ich weiß, dass es ein böses Ende nehmen wird. Ich will nicht dafür verantwortlich sein, wenn dir etwas zustößt.«
    »Du hast die Möglichkeit, dich deiner Verantwortung zu entziehen, schon vor vielen Tagen und Meilen verpasst«, sagte Arellya.
    »Es gibt Teufel, Dämonen und geflügelte Wilde.« Hethor hörte, wie seine Stimme sich überschlug, spürte das Gefühl der herben Enttäuschung und schmeckte die bitteren Tränen, für die er an der Lateinschule in New Haven ausgelacht worden war.
    »Auf der Reise mit dir habe ich mich alldem schon gestellt«, sagte Arellya.
    Ihre Gelassenheit erinnerte Hethor an Bibliothekarin Childress. Auch sie war auf seltsame Weise unbeugsam gewesen, was ihn bis heute irritierte, denn sie hatte seine Vorstellung von Frauen ziemlich durcheinander gebracht. Und nun stand Arellya hier bei ihm und war dabei, seine letzten Zweifel zu beseitigen.
    »Nein«, sagte er. »Keine Diskussionen.«
    Sie lächelte nur.
    Er legte sich wieder auf die Mohnblumen und blickte zum Himmel. Was gab es noch zu diskutieren?
    »Ich ruhe mich jetzt aus«, verkündete er, ohne dabei jemandem in die Augen zu schauen. »Um für meine Reise nach unten bereit zu sein.«
    Er lag Stunden dort, während Blumen ihn im Gesicht kitzelten, das vergessene Volk sich um ihn herum bewegte und sich leise unterhielt.
***
    »Die jungen Männer haben deinen Eingang gefunden.« Arellya lag neben Hethor auf den Mohnblumen und kitzelte sein Gesicht mit ihren haarigen Fingern.
    »Ich habe ihnen doch gesagt ...«, begann er, unterbrach sich dann aber.
    War er eingeschlafen?
    Anscheinend ja.
    »Du hast ihnen verboten, mit dir nach unten zu gehen. Keiner von ihnen hat seinen Fuß auf die Treppe gesetzt, die unter die Welt führt. Sie haben sie lediglich für dich gefunden. Hast du dich ausgeruht, Bote?«
    »Ja«, antwortete er und war überrascht, dass es stimmte.
    Sie reichte ihm die Knolle einer glücklosen Blume. »Das hilft gegen den Hunger. Für später habe ich Fleisch.«
    Fleisch bedeutete Mäuse und ein gelegentliches Kaninchen, aber Hethor hatte schon seit geraumer Zeit allen Anschein abgelegt, bei seinem Essen wählerisch zu sein. »Danke«, sagte er. Er setzte sich und zerteilte die Knolle. Sie schmeckte wie ein milder Vetter des Knoblauchs oder der Zwiebel und hatte dünne Fasern, die zwischen seinen Zähnen hängen blieben. Das Essen ließ seine Lippen und seine Zunge kribbeln. Er achtete nicht darauf.
    Es waren nur wenige Schritte über die Mohnblumenwiese hinüber zur Welle. Aus der Nähe wirkte der Messing wie eine Mauer. Die Rundung war so sanft, dass sie den Eindruck einer flachen, geraden Oberfläche vermittelte. Die Welle drehte sich mit einem leise surrenden Geräusch. Das laute Poltern, das Hethor vor einigen Tagen gehört hatte, hatte ihn etwas anderes erwarten lassen. Da sich die Welle sehr schnell drehte, ließ sie die Luft wie eine Frühlingsbrise wehen. Tief unter der Erde musste es ein riesiges Reduktionsgetriebe geben, um diese Geschwindigkeit auf die würdevollen Drehungen der Erde bei ihrem Orbit um die Sonne zu übertragen. Die Oberfläche vor ihm strahlte Kälte ab, die wahrscheinlich aufgrund der Länge des Metalls, das sich weit in die Polarnacht erhob, von oben heruntergeleitet wurde.
    Hand in Hand folgten Hethor und Arellya der Rundung der Welle im Uhrzeigersinn. Der große Metallpfeiler verschwand in einer Felsöffnung, die sich mitten auf der Blumenwiese befand. Wenn man die unglaubliche Größe dieses Objekts bedachte, musste die vorhandene Toleranz ein Wunder sein.
    Hethor lächelte gen Himmel, als würden Gott oder seine Engel ihm zuschauen.
    Das vergessene Volk wartete bereits auf ihn. Tiktiktee und die anderen jungen Männer hatten sich vor dem Eingang versammelt. Als Hethor sich ihnen näherte, wichen sie in einer geschmeidigen Bewegung zurück.
    Die Stufen waren schlicht und führten in ein Loch im blumenübersäten Rasen, das einem offenen Grab ähnelte. Es war ein Stück von der Welle zurückgesetzt. Vielleicht, um die Freigabe zu ermöglichen, dachte Hethor. Doch es lag außerhalb seiner Vorstellungskraft, weshalb die göttliche Schöpfung einen Kontrollzugang benötigte.
    Es gab keinen Hinweis auf den Zugang, aber da die Welle sich direkt daneben befand, war auch keiner nötig. Hethor blieb vor der ersten Stufe stehen und blickte hinunter. Ein Schacht führte in die Erde, der

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