Die Räder der Welt - Lake, J: Räder der Welt - Mainspring
seines Lebens wie Jahre auf sich ruhen. »Gott hat mich verschont, um diesen Platz zu erreichen, damit ich unter die Erde gehen und meine Aufgabe erledigen kann.« Er fürchtete sich bei dem Gedanken. »Ich ...«
»Niemand will in das Feuer gehen«, sagte Arellya leise. Sie hatte seine Hand ergriffen. »Aber jemand muss es tun, und wenn es nur darum geht, die Asche zu retten.«
Hethor musste lachen. »Was soll das bedeuten?«
Arellya lachte ebenfalls, und die anderen stimmten mit ein. »Das sagen Mütter, um ihre Kinder zu beruhigen.«
»Mütter sind auch nur Narren«, entgegnete Hethor, und das schreckliche Gefühl der Todesangst war verschwunden.
Dann rannten die acht jungen Männer los, die für ihn, einen Fremden, bis zum Ende der Welt gereist waren. Sie machten Luftsprünge und johlten laut, als wäre sie nach Hause gekommen. Sie rannten zur Welle, hüpften durch die Blumen, stießen sich gegenseitig, rangen miteinander und schubsten sich, wie alle junge Männer jeder Spezies.
Hethor stand bei Arellya und lächelte. In diesem Augenblick hätte er ein kleines Exemplar Gottes und die jungen Männer seine winzigen Geschöpfe sein können.
»Wir sind alt«, sagte Arellya. »Eure Geschichten vom Garten und der Schlange, das sind die Geschichten unseres Volkes.«
»Gott hat euch zuerst erschaffen«, sagte Hethor.
»Vielleicht. Zumindest erzählen wir es so nicht. Du könntest es, wenn du unsere Worte in deiner Sprache schreibst.«
»Was ist mit den Giganten in der Erde, von denen die Bibel spricht?«
»Die anderen haarigen Menschen. Die auf den Felswänden der Mauer leben. Sie scheinen eure Geschwister zu sein, nur dass sie mit den Nasen denken und wie Antilopen essen.«
»Wir in der Nördlichen Welt denken mit unserer Männlichkeit und essen wie ein Flächenbrand.«
Sie stupste ihn spielerisch. »Das ist gar nicht mal so schlecht.«
Hand in Hand folgten sie ihrem kleinen Trupp aus jungen Männern, aus Kains und Abels, die im blumenübersäten Eden mitten im dunklen Herzen des Winters tanzten.
***
Sie schlugen ihr Lager an der Welle auf. Das war in vielerlei Hinsicht das Ende.
»Ich befürchte, dass wir von hier nicht zurückkehren werden«, sagte Hethor.
»Dieser Gedanke überrascht dich sicherlich nicht, Bote«, meinte Tiktiktee.
»Möchtest du deine Seele hier an dieser Stelle verweilen lassen, wenn der Schnee sich wieder über uns schließt?«
Tiktiktee aß eine Maus und überdachte Hethors Frage. Als er schluckte, musste er lächeln. »Wenn deine Geschichten wahr sind, befindet sich hier das halbe Jahr lang ein Paradies aus Sonnenschein und Schönheit. Was ist es anderes als die lange Nacht, die vor dem hellen Tag kommt? Meine Seele würde sich über diese Veränderung freuen.«
»Jede Jahreszeit einen Tag lang«, sagte Hethor, »und jeden Tag eine Jahreszeit.« Nicht, dass es so einfach war, aber Tiktiktee lag nicht ganz falsch. Hethor sprach weiter. »Ich muss die Welle vorsichtig untersuchen. Irgendwo hier wird es eine Möglichkeit geben, nach unten zum Herzen der Welt zu gelangen. Dorthin führt mich meine Reise.« Er blickte jeden im Kreis des vergessenen Volkes ernst an, zuletzt Arellya. »Ich gehe allein.«
Sie lächelte ihn schweigend an. Die jungen Männer nickten oder grunzten.
»Ich kann euch keinen weiteren Rat geben«, fuhr Hethor fort. »Es gibt von hier keine Rückkehr.« Der Rest des blumenübersäten Weges hatte sich hinter ihnen aufgelöst, als sie die Wiese betreten hatten. »Es kann sein, dass der Schnee sofort kommt, wenn ich hinuntergehe. Oder wenn ich getötet werde. Selbst wenn ich überlebe und wieder an die Oberfläche gelange, weiß ich nicht, wie ich diesen Ort wieder verlassen kann.«
Tiktiktee berührte Hethor am Arm. »Schon gut, Bote. Wir wissen das alles. Du brauchst dich nicht zu entschuldigen.«
Hethor blickte nach unten. »Es ist Tradition bei meinem Volk, eine Rede zu halten, wenn wir uns in Gefahr begeben oder dem sicheren Tod ins Auge sehen.«
»Sprich so viel du willst«, sagte Tiktiktee. »Wir werden zuhören.«
»Und ich komme mit«, sagte Arellya. »Die anderen aber werden hier bleiben und auf uns warten, bis der Schnee sie überwältigt.«
»Nein!« Hethor sprang auf. »Das ist zu gefährlich.«
Arellya sah sich um und betrachtete die Mauer aus dunkler und frostiger Nacht, die an die Wiese grenzte. »Gefährlicher als hier? Mein Platz ist an deiner Seite, Hethor.«
»Das erlaube ich nicht.« Hethor ging unruhig auf und ab. »Gabriel gab mir
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