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Die Räder der Welt - Lake, J: Räder der Welt - Mainspring

Die Räder der Welt - Lake, J: Räder der Welt - Mainspring

Titel: Die Räder der Welt - Lake, J: Räder der Welt - Mainspring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Lake
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denn die Bassett kreuzte tagelang in diesem Wind, wobei sie ihre Maschinen oft bis zur Belastungsgrenze aufheulen und sich dann wieder treiben ließ.
    Hier und da erhoben sich am Fuße der Mauer riesige, bewaldete Felsen, größer als die heimischen Berge. An anderen Stellen befanden sich zertrümmerte Abhänge, die einer der Matrosen, der von irgendeinem ziegenverseuchten Gipfel in den Baskischen Territorien stammte, als »Schutt« bezeichnete. Diese Schutthalden waren vierzig Meilen breit, so hoch wie Hügel, und wurden überdeckt von kleinen Flüssen aus rutschendem Fels. In Hethors Augen konnte die Hölle nicht schlimmer aussehen.
    Am sechsten Tag flog die Bassett über eine Stadt mit gigantischen Kais aus Stein. Kleine Häuser aus Holz und Blättern standen auf großen Blöcken, die wie Stufen geschnitten waren. Das Luftschiff befand sich zu diesem Zeitpunkt etwa tausend Meter über dem Wasser. Hethor sah, wie kleine Gestalten unter ihnen ausschwärmten, umgeben von Sprenkeln, die Hethor schließlich als unzählige Steine identifizierte, die nach ihnen geworfen wurden.
    Am achten Tag stieg das Luftschiff knapp an die Tausendmetergrenze und näherte sich einem weiteren der Felsvorsprünge an der Mauer. Auf dem Vorsprung befand sich eine Kante – so gigantisch, dass sie in Neuengland, Hethors Heimat, die Größe eines gesamten Landkreises umfasst hätte. Es gab deutliche Anzeichen dafür, dass hier früher Landwirtschaft betrieben worden war, zum Beispiel Zäune und Bewässerungsgräben, aber die Felder machten den Eindruck, als wären sie schon vor langer Zeit aufgegeben worden.
    Die Bassett fuhr langsam über diese Felder hinweg und lavierte weiterhin gegen den stets präsenten Wind. Fast alle Offiziere und Divisionsdecksoffiziere standen an der Reling und schienen unten in der Tiefe etwas zu suchen. Niemand erklärte den Matrosen, was es war, doch auch sie schauten gelegentlich nach unten, wenn sie einen Platz finden konnten, der weit genug von den wachsamen Blicken eines Befehlshabers entfernt war.
    Nach einigen Stunden rief de Troyes: »Ich habe es.«
    Ein wildes Drängeln nach Steuerbord begann, was das Gleichgewicht der Bassett erheblich störte. Hethor schloss sich dem Pöbel an, kletterte eine Webleine hinauf und hielt sich sogar noch an der Besanmastspiere fest, als die Offiziere die Hälfte der Männer nach Backbord beorderten, um das Deck nicht aus dem Gleichgewicht zu bringen.
    Unter ihnen, auf dem östlichen Ufer eines großen Flusses, befand sich ein Steinpfeil, der nach Westen zeigte, über den Fluss und parallel zum Mauerverlauf. Die Steine waren weiß getüncht, damit sie besser zu sehen waren. Daneben waren weitere Steine in einem groben Muster zusammengesetzt worden, das Hethor schließlich als Löwe und Einhorn erkannte.
    Englische Hände hatten diese Symbole an diese Stelle gelegt.
    Die Bassett schlug sich wie in Conakry nach unten durch. Nur diesmal sprangen ein halbes Dutzend Männer der Reepdivision mit ihren Seidenfallschirmen ab, darunter al-Wazir und Dairy. Sie zogen ein dünnes Seidenseil mit sich, das sich von einer großen Trommel abspulte, die zu diesem Zweck an der Steuerbordreling festgebolzt war. Ein weiterer Matrose der Reepdivision beaufsichtigte die Trommel und bremste sie sofort ab, als der Landetrupp den Boden erreicht hatte, damit das Seil sich nicht vollständig abspulte.
    Dann wurden weitere, immer größere Seile hinuntergelassen – so lange, bis der Küstenlandetrupp den Hauptanker an einem mächtigen tropischen Hartholzbaum festmachen und es der Bassett ermöglichen konnte, knapp dreißig Meter über dem Boden zu schweben. Es bestand zu keinem Zeitpunkt die Absicht, wirklich zu landen. Die Luftschiffe Ihrer Majestät berührten die Erde praktisch nie. Hethor und mehrere andere Matrosen der Decksdivision besetzten den Bootsmannsstuhl, der an der Backbordreling gegenüber der Seilwinde festgezurrt war, und ließen Kapitän Smallwood, Oberleutnant zur See Malgus, Seekadett de Troyes und den nautischen Offizier, Fregattenkapitän Dalworthy, sowie drei Marineinfanteristen zur Erkundung hinunter. Jeder, der an Land ging, war gut bewaffnet: die Offiziere mit Pistolen, die Soldaten mit Karabinern.
    Sobald Offiziere und Soldaten sicher gelandet waren, kamen die Männer der Decksdivision wieder an Bord. Dairy wurde als Erster hochgeschickt. Seine Fußgelenke waren in ein abgeschnittenes Stück braunes Seil eingewickelt.
    »Hätte mir bei der Landung fast die Füße

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