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Die Räder der Zeit: Roman (German Edition)

Die Räder der Zeit: Roman (German Edition)

Titel: Die Räder der Zeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jay Lake
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werden, der unter einem vertrockneten Pfirsichbaum meditierte.
    Nicht dies .
    Die Südliche Hemisphäre lag vor ihr, und die Rundung des Planeten ließ sich aus der schwindelerregenden Höhe ihres Wegs an der Mauer gut erkennen. Vor ihnen lag ein großer Steinbuckel, und Ming bemühte sich, einen Weg über ihn hinweg zu finden, weil sie sonst zurückgehen und einen anderen suchen müssten, was sie mehrere Tage kosten würde. Er hatte sich mithilfe eines Seils an einem vielversprechenden Punkt der nach außen geneigten Felswand nach oben gearbeitet, aber wie sie ihn bei einem Sturz retten sollte, war ihr schleierhaft.
    Der Schimmer war schwer wie Blei: Die neue Taschenuhr, die sie auf dem brennenden Luftschiff gefertigt hatte, als sie vor dem todbringenden Mauersturm fliehen mussten. Die neue Taschenuhr, mit der sie Hunderte, vielleicht Tausende Menschen getötet hatte. Sie hatte sich nach der Explosion in Straßburg geschworen, nie wieder mit dem Tod zu tun haben zu wollen, obwohl sie sich selbst, die Männer auf der Five Lucky Winds , al-Wazir und diese seltsame englische Bibliothekarin Childress mit ihren Fähigkeiten gerettet hatte. Jene Fähigkeiten, die für die Explosion verantwortlich gewesen waren, als ob sie selbst die Lunte angezündet hätte.
    Allerdings könnte sie sich und Ming auch einfach von der Mauer wegbewegen .
    Als sie den Schimmer das letzte Mal dazu verwendet hatte, waren Hunderte bei den darauf folgenden Erdbeben umgekommen. Die Welt gab sich alle Mühe, nach einem solchen Affront das Gleichgewicht wiederherzustellen. Was jedem klar denkenden Mann und jeder klar denkenden Frau deutlich machte, wie Magie wirklich eingesetzt werden sollte.
    Nämlich gar nicht .
    Sie musste sich unbedingt ihrer Macht entledigen, ohne dabei selbst zugrunde zu gehen.
    Ming rief etwas herunter und riss sie aus ihren Gedanken. Er hing hoch oben und winkte ihr zu, bevor er sich an den langsamen Abstieg zum Sicherungspunkt machte. Paolina beobachte ihn dabei aufmerksam und merkte sich alle Punkte, an denen sich der Matrose mit Händen und Füßen festhielt. Sie hatte zwar längere Arme und Beine als er, aber er war wesentlich kräftiger als sie.
    Genug , dachte sie. Wenn man keine Wahl hat, dann muss das getan werden, was getan werden muss. Wenn sie etwas von den traurigen, stillen Frauen ihrer Kindheit in Praia Nova gelernt hatte, dann das.
    Bald schon hatte sie sich mit einem Seil gesichert und kletterte nach draußen. Paolina klebte wie eine Klette am Fels und drängte sich dicht an die Mauer, damit die uralte, grausame Magie der Schwerkraft sie nicht zu unpassender Zeit in die Tiefe reißen konnte. Das Gestein war feucht und grobkörnig und viel zu weich, um sich darauf zu verlassen. Die Muskeln in ihren Armen, übersäuert und überbeansprucht, brannten bald wie Feuer. Sie kämpfte sich langsam voran, immer an drei Punkten Halt suchend, während sie sich mit dem vierten einige Zentimeter weiterwagte.
    Wieder rief Ming ihr etwas zu. Paolinas Mauerabschnitt lehnte sich weit nach außen, wie ein Hund, der sich eines nervigen Insekts zu entledigen versuchte.
    Eine Bronzeklinge wurde in den Fels neben ihr Gesicht gerammt und verpasste es nur knapp. Der wuchtige Stoß hätte ihr den Schädel gespalten. Paolina drehte sich um und sah einen der geflügelten Wilden vor sich – diese fliegenden Monster, von denen al-Wazir in seinen Fieberträumen auf der Heaven’s Deer gemurmelt hatte.
    Er schielte sie lüstern an. Sein Gesichtsausdruck stand im widerwärtigen Gegensatz zu den leeren schwarzen Augen und dem Gestank des Todes, der ihn umgab. Er zog sein Schwert zurück, während sich seine Flügel hoben und senkten, um ihn weit über hundert Kilometer über den wogenden Ozeanen der Südlichen Hemisphäre in der Luft zu halten.
    Sie könnte loslassen. Sie könnte sich fallen lassen. Sie könnte sich in der Luft drehen, den Schimmer aus seinem Lederbeutel holen, die Zeiger an die richtigen Stellen bringen, um dieses Monster zu verscheuchen und sich selbst zu retten. Und Ming , fügte Paolina schnell schuldbewusst hinzu. Sich selbst und Ming.
    Wobei sie vermutlich diesen gesamten Mauerabschnitt mit sich in die Tiefe reißen würde.
    »Du bist nichts«, sagte sie zu dem geflügelten Wilden und ließ los.
    Der Stein, der ihn am Kopf traf, überraschte sie beide. Paolina fiel schreiend in den Abgrund, und ihr Verstand setzte aus, bevor sie ihre Hände auch nur in die Nähe ihrer Rettung bringen konnte, während der geflügelte

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