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Die rätselhafte Reise des Oscar Ogilvie

Die rätselhafte Reise des Oscar Ogilvie

Titel: Die rätselhafte Reise des Oscar Ogilvie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Dune Park zu entkommen. Das war eine einleuchtende Erklärung. Doch dann erinnerte ichmich plötzlich, so klar wie der Tag, dass ich in der Bank die Glocken der Erlöserkirche fünf Uhr schlagen hörte und dann die Lautsprecheransage in Dune Park. Der Regionalzug nach Chicago war pünktlich um 17.04 Uhr eingefahren. Also hatte der Raubüberfall genau vier Minuten gedauert. Genau vier Minuten waren nicht genug für einen Bankraub und eine Entführung. Es war gerade genug Zeit für etwas anderes, etwas physikalisch Unmögliches. Ich war auf einen Spielzeugzug gesprungen und in einer Art Zeit-und-Raum-Traumland gelandet.
    Mir gegenüber in dem bequemen Sitz widmete sich Dutch wieder seiner Zeitung. Er hatte den Bericht über das Weihnachtsmassaker aufgeschlagen. Plötzlich ging mir ein Licht auf. Ich warf einen Blick nach links zu den zwei Damen neben uns. Sie wandten einander ihre Gesichter zu und waren in ein Gespräch vertieft. Das letzte Mal, als ich sie gesehen hatte, waren sie daumengroß und aus Zinn gewesen. Und Dutch ebenso. Er war der Zinnmann mit der Zinnbrille, der in meinem eigenen Zug in meinem eigenen Keller seine Zinnzeitung las. Und ich war der Zinnjunge auf dem Sitz gegenüber, der endlos im Kreis durch finstere Tunnels fuhr, Flüsse überquerte,die Rocky Mountains umkurvte und auf dem Rückweg Salt Lake City passierte. Ich war der Zinnjunge, der aus dem Fenster des Golden State Limited auf einen anderen, riesengroßen Oscar starrte, der vielleicht genau in dieser Minute zu mir hereinschaute.

Dutch und ich verließen den Zug in Los Angeles. Dutch hatte seinen richtigen Namen und die Telefonnummer seines Mädchens auf ein Blatt Rock-Island-Briefpapier gekritzelt. Ich faltete es zusammen und steckte es in meine Brieftasche. »Hör zu, Cowboy«, sagte er. »Du solltest lieber deinen Dad anrufen, weil ich seh hier niemanden, der dich abholt.«
    In diesem Moment umschlang ich Dutchs breite Schwimmerbrust. »Ich kann ihn nicht anrufen, Dutch«, schluchzte ich. »Ich hab keine Telefonnummer von ihm.«
    »Ich dachte, du hättest gesagt, er wird dich vom Bahnhof abholen. Ich dachte, es ist alles arrangiert!«, sagte Dutch.
    Ich schluchzte weiter. Ich schämte mich, aber ich konnte nicht aufhören. »Ich hab noch nie in meinem Leben ein Telefon benutzt, Dutch! Und ich werde meinen Dad nie mehr wiedersehen!«
    Dutch gab mir einen leichten Klaps auf die Schulter. »Wie heißt die Ranch, auf der er arbeitet, Oscar?«
    »Indian Grove.«
    »Also gut, Cowboy, wir machen uns gleich auf und rufen dort an. Wenn sich niemand meldet, schicken wir ein Telegramm!«
    »Ein Telegramm!«
    »Die Western Union Post- und Telegrafengesellschaft erreicht einen Kunden innerhalb von zwei Stunden! Das weiß ich. Ich war mal Botenjunge bei der Western Union, als ich so alt war wie du.«
    Dutch verbrachte eine Menge Zeit mit Wählen, Fragen und Warten. Schließlich wurde er mit der Indian Grove Ranch in Reseda verbunden. Plötzlich ließ Dutch den Telefonhörer fallen, als wäre er eine heiße Kartoffel. »Das Ding hat mir einen Schlag versetzt, wie ein Elektroschock!«, sagte Dutch und hielt sich sein Ohr. Aus dem Hörer war ein ohrenbetäubender Lärm gedrungen, wie das Scheppernvon Metall. Dann konnte ich hören: »Hallo? Hallo? Indian Grove hier. Hallo?«
    Dutch nahm den Telefonhörer vorsichtig wieder auf. Er fragte nach meinem Dad und buchstabierte zweimal den Namen. Ich beobachtete, wie Dutch, mit dem Hörer am Ohr, die Stirn runzelte. Er legte seine Hand auf die Sprechmuschel und flüsterte mir zu: »Er arbeitet nicht mehr dort!«
    »Können Sie fragen, wohin er gegangen ist?«, fragte ich zitternd.
    »Der Kerl spricht kein Wort Englisch«, sagte Dutch. Also versuchte Dutch es sehr langsam und laut. »Wohin ist Mr Ogilvie gegangen? Wo kann ich ihn erreichen?« Dutch wiederholte die Frage.
    Eine lange Pause folgte. Schließlich nickte Dutch, hängte den Hörer ein und versuchte es bei einer anderen Ranch in einem Ort namens Laguna Beach. Er warf noch mehr Münzen in den Schlitz und ich konnte das schrille Klingeln eines Telefons hören, weiß der Himmel wo.
    Wieder fragte Dutch nach meinem Dad und wieder wurde er, nach zehn Minuten Beratschlagens und Wartens, an eine andere Nummer verwiesen.
    Ich heftete meine Augen auf Dutchs Gesicht. Erschien zu wissen, dass mein Herz mit hundert Schlägen in der Minute klopfte. Geduldig und mit seinem liebenswürdigsten Lächeln wählte er erneut. »Aller guten Dinge sind drei, Cowboy!«,

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