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Die rätselhaften Worte

Die rätselhaften Worte

Titel: Die rätselhaften Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Flüstern die Köpfe dicht zusammenstecken mußten, ließ Dalziels Zorn, sollte er dies je herausfinden, als ziemlich belanglos erscheinen. Rye stellte ihm Fragen über Fragen, und als sie schließlich erfahren hatte, was sie wissen wollte, legte sie ihre Hand auf die seine, drückte sie und sagte: »Danke.«
    »Wofür?«
    »Dafür, daß du mir vertraust.«
    »Keine Ursache«, sagte er. »Wenn du noch ein paar Minuten Zeit hättest, könnte ich dir noch etwas erzählen.«
    Er hatte ihr sein Dilemma ohne einleitenden Hinweis auf Vertraulichkeit offenbart. Sie hatte ihm zugehört, ohne ihn zu unterbrechen, gefragt, ob sie die E-Mails sehen könne, sie gelesen, die Augenbrauen hochgezogen (wahrscheinlich an den freimütigeren Stellen) und dann gefragt: »Was willst du jetzt machen?«
    Nachdem sie seine Antwort gehört hatte, sagte sie: »Ich wäre nicht gekommen, wenn ich gedacht hätte, daß du mir irgend etwas vermiest. Hör mal, ich bin sicher, du weißt, was du tust, aber solltest du nicht als erstes überprüfen, ob er es gewesen sein könnte?«
    »Was meinst du?«
    »Ob er Jax Ripley umgebracht hat, damit sie ihn nicht verpfeifen kann. Ist ihre Schwester nicht vor allem deshalb zu dir gekommen?« Sie lehnte sich zurück und blickte forschend in sein Gesicht. Dann sagte sie: »Ah, ich verstehe. Du hast diese Möglichkeit automatisch ausgeschlossen. Dein Kollege mag vielleicht ein ehebrecherischer, treuloser Schuft sein, aber weil er ein Bulle ist, kommt er für dich als Mörder nicht in Betracht.«
    »Jetzt mach mal einen Punkt, ich kenne ihn schließlich, du nicht. Wirklich, es ist ausgeschlossen …«
    »Ausgeschlossen«, wiederholte sie. »Das hast du bestimmt schon oft genug von Ehefrauen, Ehemännern, Müttern, Vätern, Brüdern, Freunden gehört.«
    »Ja, aber …« Er hielt inne, ordnete seine Gedanken und meinte dann: »Stimmt schon, du hast recht. Ich bin immer noch der Meinung, daß Headingley auf keinen Fall etwas mit ihrem Tod zu tun haben kann – nein, warte, nicht nur, weil ich ihn kenne, sondern weil er unmöglich der Wordman sein kann, und der hat schließlich Jax umgebracht. Gut, du wirst wahrscheinlich einwenden, er hat die Dialoge gesehen und vielleicht einen gefälscht, aber der nächste verweist auch auf den Mord an Ripley, und du willst doch nicht behaupten, er hat auch noch Steel auf dem Gewissen?«
    Rye, die an einem Buttercroissant knabberte, meinte: »Bei dir könnte eine Frau allein schon vom Zuhören dick werden. Will sagen, ich brauche meinen Mund nur zum Essen aufzumachen, weil du mir ja die ganze Zeit erzählst, was ich sage und was ich nicht sage.«
    »Entschuldigung. Aber du verstehst schon, was ich meine.«
    »Vielleicht. Na gut, es klingt nicht sehr wahrscheinlich, aber Steel war doch ziemlich dicke mit Ripley, oder? Und da könnte dein Inspector geglaubt haben, daß Jax ihn in ihr kleines Geheimnis eingeweiht hat. Aber das ist ja auch egal. Ich will nur sagen, wie auch immer, du brauchst nur die eine große Frage zu lösen: Willst du den Kerl auffliegen lassen oder nicht? Er ist doch nicht dein Freund, oder doch?«
    »Bestimmt nicht.«
    »Und es hat ihn auch nicht gestört, daß dieser Yorkshire-Yeti, den du Boß nennst, gedacht hat, du hättest nicht dichtgehalten, oder?«
    »Ich habe keine Ahnung, ob er überhaupt davon wußte«, sagte Hat.
    »Du verteidigst ihn schon wieder. Warum interessiert es dich so, was aus diesem Burschen wird? Er hat seine Frau betrogen und seine Kollegen hinters Licht geführt. Also ist er offensichtlich ein Schweinehund, der bekommen sollte, was er verdient.«
    Sie sah ihn herausfordernd an.
    Er schüttelte den Kopf und sagte: »Nein, er ist kein Dreckskerl. Er ist seit dreißig Jahren dabei, und nach allem, was man hört, ein guter Polizist. Andernfalls hätte ihn der Dicke schon längst zum Teufel gejagt. Und da begegnet ihm ganz am Ende seiner Laufbahn dieses hübsche Vögelchen, halb so alt wie er …«
    »Also war sie schuld?«
    »Niemand war schuld, aber du hast doch die E-Mails gelesen. Midlife-crisis, Torschlußpanik, nenn es, wie du willst, er war leichte Beute für sie. Und was er ihr erzählt hat, na ja, so weltbewegend war es auch wieder nicht …«
    »Es hat Jax Ripley immerhin das Leben gekostet.«
    »Sie hat es drauf ankommen lassen. Und sie hat die Sache angeheizt! Bis zu diesem Zeitpunkt hatten wir nur zwei seltsame Todesfälle, und sie stellt es so dar, als ginge Hannibal Lector um! Das war nicht seine Schuld, obwohl er sich

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