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Die rätselhaften Worte

Die rätselhaften Worte

Titel: Die rätselhaften Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Kopf.
    »Nein, Sir. Es war rein dienstlich.«
    »In diesem Fall geht es vermutlich auch mich was an. Also schießen Sie los.«
    Eine Sekunde lang überlegte Hat, ob er sich sein Problem mit George Headingley von der Seele reden sollte, aber das wäre gemein gewesen und hätte ihm sicher auch keine Pluspunkte eingebracht. Also berichtete er lieber von seinem Unbehagen in Sachen Charley Penn.
    »Sie haben Charley anscheinend auf dem Kieker«, meinte Pascoe. »Zuerst Jax Ripley, jetzt Cyril Steel. Ich hoffe, es ist nichts Persönliches?«
    »Nein, Sir. Nur, daß er ständig irgendwo auftaucht.« Dann fügte er zielsicher hinzu: »So wie Roote.«
    Pascoe sah ihn scharf an, konnte aber nichts anderes entdekken als den pflichtschuldigen Respekt des Untergebenen.
    Du hast wirklich eine fatale Ähnlichkeit mit mir, du eingebildeter Schnösel,
dachte er.
    Für den Rest der Fahrt schwiegen sie sich an.
    Die dahinjagenden Wolken, die die Herbstsonne immer wieder verdunkelten, ließen die Spiegelglasfenster des Elfenbeinturms, in dem die Anglisten untergebracht waren, aufblitzen, als wolle jemand ein SOS -Signal absetzen. Sie trafen Roote im Foyer an, wo er sich mit einem Hausmeister unterhielt, der erklärte, er könne kein Büro aufschließen, nur weil ein Student ihn darum bitte.
    »Jetzt bitte ich darum.« Pascoe zeigte seinen Dienstausweis vor. Hinauf führte ein Paternoster, der, wie Pascoe meinte, deshalb so hieß, weil selbst ein überzeugter Atheist (vor allem ein überzeugter Atheist mit Neigung zur Klaustrophobie) schlecht beraten war, einen solchen Fahrstuhl zu betreten, ohne ein Stoßgebet zum Himmel zu schicken.
    Der Hausmeister stieg ein und entschwand. Die nächste Plattform nahte, Pascoe bedeutete Bowler einzusteigen und bemühte sich, seine ganze Selbstsicherheit zu mobilisieren. Zwei weitere Plattformen zogen vorüber, und allem Anschein nach ließ ihn seine Selbstsicherheit im Stich. Er holte tief Luft und verspürte einen sanften Druck am Arm, dann machten er und Franny Roote in perfektem Einklang einen Schritt nach vorne. Der Druck ließ sofort nach. Er sah den jungen Mann scharf an, suchte nach Zeichen von Belustigung oder, schlimmer noch, von Mitleid. Aber Rootes Augen waren ausdruckslos, er schien in Gedanken versunken, und Pascoe fragte sich bereits, ob er sich die helfende Hand eingebildet hatte. Plötzlich kamen Bowlers Beine in Sicht.
    »Da sind wir«, sagte Roote, und Pascoe, der sich auf keinen Fall noch einmal helfen lassen wollte, stieg mit einem übertrieben sportlichen Sprung aus.
    Innerhalb weniger Sekunden stellte sich heraus, daß Johnsons Büro leer war. Und zwar seit dem Wochenende, wie eine ganze Reihe von Zetteln zeigte, die pünktlich zu ihrem Termin erschienene Studenten unter der Tür durchgeschoben hatten.
    »Sie sagen, Sie waren bei seiner Wohnung?« fragte Pascoe.
    »Ja«, erwiderte Roote. »Ich habe geläutet. Keine Reaktion. Und am Telefon hat sich auch niemand gemeldet. Sein Anrufbeantworter ist nicht an. Sonst hat er immer seinen Anrufbeantworter eingeschaltet, wenn er nicht da ist.«
    »Immer?« warf Hat ein. »Das wissen Sie aber sehr genau.«
    »Nach meiner Erfahrung«, ergänzte Roote stirnrunzelnd.
    »Dann wollen wir mal dort nachsehen«, entschied Pascoe.
    Wieder am Paternoster angelangt, stürzte er sich auf die erstbeste Plattform. Auf diese Weise würde wenigstens sein hektischer Abgang unbeobachtet bleiben.
    Draußen stellte sich ein Problem: Eine Fahrt zu dritt in Bowlers MG war gesetzeswidrig.
    »Ich nehme meinen eigenen Wagen«, sagte Roote. »Wollen Sie mit mir fahren, Mr. Pascoe? Ist vielleicht ein bißchen bequemer.«
    Nach kurzem Zögern meinte Pascoe: »Warum nicht?«
    Es handelte sich um einen bejahrten Cortina. Aber das Einsteigen war weniger schwierig als bei dem Sportwagen, und der Motor klang gut.
    »Haben Sie nicht gesagt, Sie hätten eine alte Kiste?« fragte Pascoe.
    Roote sah ihn mit seinem rätselhaften Lächeln an.
    »Ich habe den Motor generalüberholen lassen«, erklärte er.
    Er fuhr mit der übertriebenen Vorsicht eines Fahrschülers bei der Prüfung. Pascoe spürte beinahe körperlich den Unmut Bowlers, der hinter ihnen herzockeln mußte. Aber er merkte auch, daß es Roote nicht darum ging, ihn mit diesem Fahrstuhl auf die Palme zu bringen. Er ließ sich Zeit, weil er nicht ankommen wollte.
    Die Wohnung lag im obersten Stock eines umgebauten Stadthauses in einem viktorianischen Häuserblock, wo es nach Zeiten des Niedergangs mittlerweile

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