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Die rätselhaften Worte

Die rätselhaften Worte

Titel: Die rätselhaften Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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ihn lange an. »Wenn ich ein Mädel frage: ›Hat es dir Spaß gemacht, Schatz?‹ und sie sagt: ›Mehr oder weniger‹, dann krieg’ ich Zweifel.«
    »Hat hat das überprüft«, erwiderte Pascoe vorsichtig.
    »Bowler?« Dalziel musterte Hat mit abschätzendem Raubtierblick. »Du meinst, es war ein paar Stunden kostbare CID -Zeit wert, den Jungen nach Haysgarth rauszuschicken, statt die Holzköpfe vor Ort einzuspannen? Hattest du wieder eine von deinen Ahnungen, Pete?«
    »Ich habe mich freiwillig gemeldet«, bekannte Hat edelmütig.
    »Verstehe. Also eine von euren Ahnungen. Was hat denn die alte Dame erzählt?«
    »Nicht viel. Jedenfalls nicht viel, was ich verstanden hätte«, erklärte Hat bedrückt. »Anscheinend hat sie mich für einen Abgesandten der Stasi gehalten und munter auf deutsch drauflosgeplaudert. Als ich sie dann bewegen konnte, Englisch zu sprechen, war ihr Akzent so heftig, daß ich auch da kaum was verstanden habe. Alles, was ich erfahren habe, war, daß ihr Karl ein guter Junge ist und seine alte Mutti genauso liebt wie die leckeren Kuchen, die sie bäckt, weshalb er ihr kaum von der Seite weicht. Ich habe nach diesem Sonntag gefragt, und sie sagte, er sei jeden Sonntag bei ihr und auch an allen anderen Tagen, wenn er es einrichten könne. Und dann hat sie wieder Deutsch gesprochen.«
    »Sie sagt, er mag ihre Kuchen, so, so?« meinte Dalziel nachdenklich. »Also keine schriftliche Aussage?«
    »Das war nicht ohne weiteres möglich«, erklärte Hat verlegen.
    »Und auch nicht unbedingt notwendig«, sagte Pascoe. »Ich glaube, wir haben genug Zeit mit Penn verschwendet. Es sei denn, jemand kennt einen guten Grund, warum Penn ins Bild passen sollte?«
    »Wenn Roote da für dich reinpaßt, dann gibt es genug Platz für jeden anderen Trottel«, meinte Dalziel. »Wie steht’s mit dir, Wieldy? Hast du einen an der Hand, den du gern reinbringen möchtest? Nein? Gut. Dann sollten wir mal alle an einem Strang ziehen und sehen, ob wir diesen Dreckskerl nicht kriegen. Bowler, ich nehme an, sobald ich wegblicke, gondelst du zu dieser Bibliothek, für die du eine solche Schwäche hast. Also könntest du genausogut offiziell hingehen und erst wiederkommen, wenn du rausgefunden hast, wie und wann dieser Umschlag zugestellt wurde. Auch wenn das heißt, daß diese Trantüten Überstunden einlegen müssen.«
    »Ja, Sir. Bin schon unterwegs.«
    Er verschwand.
    »Schön zu erleben, daß jemand so fröhlich reagiert, wenn ich ihm einen Auftrag gebe«, bemerkte Dalziel. »Mal sehen, ob ich das bei euch zwei Trauerklößen auch noch hinkriege.«
     
    Hat freute sich tatsächlich, daß er einen Vorwand hatte, die Bibliothek zu besuchen. Am Abend zuvor hatte er mit dem Gedanken gespielt, Rye anzurufen, es sich dann aber doch anders überlegt. Er machte stetige Fortschritte, aber ein kluger Stratege wußte, wann er vorstoßen und wann er sich zurückhalten mußte. So beurteilte der tolle Hecht in ihm die Situation. Aber wenn er sich schattenhafteren Zonen des Denkens und Fühlens zuwandte, mußte er sich eingestehen: Je öfter er Rye sah, desto wichtiger wurde es ihm, sie zu treffen. Das war nicht nur ein Scharmützel in jener unermüdlichen erotischen Kampagne, zu der alle tollen Hechte während ihrer Pubertät ausziehen – anrücken, belagern, Bedingungen aushandeln, besetzen, weiterziehen. Das war … na ja, er wußte nicht recht, was es war, weil er einer Generation angehörte, die konditioniert worden war, sich über die Sprache der romantischen Liebe lustig zu machen, und das, was wir nicht benennen können, entzieht sich auch unserem Denken. Aber eins wußte er: Rye zu verlieren, indem er sie zu sehr bedrängte, wäre eine Dummheit gewesen, die er sich nie verziehen hätte.
    Jetzt aber, da er neue Geheiminformationen weitergeben konnte, hoffte er auf einen herzlichen Empfang. Nachdem nun beschlossen worden war, die Öffentlichkeit über die Existenz der beiden letzten Dialoge zu informieren, glaubte er, nach eigenem Ermessen entscheiden zu dürfen, wem er nähere Einzelheiten mitteilte. Und natürlich würde er Rye zum Stillschweigen verpflichten. Auch das war eine Form von Intimität, freute sich der tolle Hecht in ihm; und jeder derartige Schachzug war ein Schritt in die richtige Richtung. Und die führte selbstverständlich ins Bett. Aber nicht nur ins Bett. Auch zum Frühstück und darüber hinaus. Sogar die Sache mit dem Bett war anders. Er hatte sich immer mit einem gesunden jugendlichen Appetit auf Sex

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