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Die rätselhaften Worte

Die rätselhaften Worte

Titel: Die rätselhaften Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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nicht zu gewinnen lohnt. Er betrachtete das Paronomania-Brett. Es war sternförmig wie jenes, das er in Penns Wohnung gesehen hatte, aber die Verzierungen waren anders. Diese hier schienen von einer alten Landkarte zu stammen, mit Wind pustenden Putten, spritzenden Walen, aufragenden Eisbergen, sich tummelnden Seejungfrauen. Das Spiel war recht weit fortgeschritten, es lagen schon viele Spielsteine, aber keine der Buchstabenkombinationen ergab für Hat einen Sinn. Und es waren drei Bänkchen mit Spielsteinen in Gebrauch, je eines vor den beiden Spielern, das dritte stand zwischen ihnen. Ein Spiel für zwei, hatte Rye ihm erzählt. Warum sollte sie ihm etwas Falsches erzählen? Es sei denn, sie war die dritte Spielerin, in einer verrückten
ménage à trois
mit den beiden?
    Der Gedanke war so abstoßend wie ein Silberfischchen in einer Salatschüssel, aber bevor er ihn verscheuchen konnte, ertappte er sich bei der Suche nach Fluchtwegen, die Rye genommen haben könnte, als er kam.
    Es gab keinen. Nicht einmal ein Fenster zum Hinausklettern. Mein Gott, Bowler! Du bist auf dem besten Weg, ein bekloppter Schnüffler zu werden, tadelte er sich wütend.
    Charley Penn beantwortete die Frage, die er laut gestellt hatte.
    »Mit Zufall hat das wenig zu tun, Constable. Erstens dachten wir alle, es muß der Wordman gewesen sein, als wir gestern erfuhren, was mit dem armen Sam passiert ist. Dann ging das Gerücht vom Selbstmord um. Das wäre natürlich eine Möglichkeit. Aber je länger ich darüber nachdachte, um so unwahrscheinlicher kam es mir vor. Ich habe ihn nicht lange gekannt, aber mir schien er nicht so labil. Damit liege ich richtig, oder? Wenn dieser Umschlag, den Dick erwähnt hat, tatsächlich einen weiteren Dialog enthält, muß er von Sam Johnson handeln, stimmt’s?«
    »Kein Kommentar«, sagte Hat. »Mr. Dee, ist Rye da?«
    »Tut mir leid, da haben Sie Pech. Sie hat sich diesen Grippevirus eingefangen, der gerade umgeht. Gestern hat sie so krank ausgesehen, daß ich sie heimgeschickt und ihr klargemacht habe, daß sie erst wiederkommen soll, wenn es ihr besser geht und sie keine Gefahr mehr für unsere Leser darstellt.«
    »Gut. Vielen Dank.«
    Als Hat sich umdrehte, fragte Dee: »Möchten Sie vielleicht ihre Telefonnummer? Bestimmt wird es ihr guttun zu hören, daß Sie sich nach ihr erkundigt haben.«
    Das ist nett, dachte Hat, denn vor nicht allzu langer Zeit hatte sich der Bibliothekar noch außerstande gesehen, Ryes Nummer herauszurücken. Bestimmt hatte sie angedeutet, daß ihre Beziehung sich ein wenig weiterentwickelt hatte.
    Bevor er antworten konnte, höhnte Penn: »Sie haben ihre Nummer noch nicht, junger Mann? Sie machen ja nicht gerade große Fortschritte, was?«
    Hat verkniff sich die Antwort, er mache sehr wohl Fortschritte, von denen Gruftis nur träumen könnten, und sie habe ihm ihre Nummer unaufgefordert gegeben. Statt dessen zog er sein Notizbuch heraus und sagte: »Das wäre sehr freundlich, Mr. Dee. Ich habe anscheinend meinen Stift verlegt. Darf ich mir einen von Ihnen leihen?«
    Er trat an den Schreibtisch, nahm sich einen Bleistift und hielt sich bereit.
    Aus diesem Blickwinkel konnte er die Buchstaben auf dem dritten Bänkchen sehen.
    Es waren sechs. J O H N N Y.
    Dee, dessen leises verschwörerisches Lächeln darauf hindeutete, daß er die Farce durchschaute, gab ihm die Nummer. Sorgfältig notierte Hat
Johnny
.
    »Vielen Dank, Mr. Dee«, sagte er. »Ich werde mich auf jeden Fall erkundigen, wie es Rye geht. Guten Tag.«
    Er ging, ohne Penn eines Blickes zu würdigen. Jetzt allerdings begriff er, wenn auch widerwillig, warum Rye Dick Dee in Schutz nahm. Der Mann strahlte eine beinahe naive Liebenswürdigkeit aus. Doch jede Milderung seiner Empfindungen gegenüber dem Bibliothekar wurde mehr als aufgewogen durch die stetige Zunahme seines Widerwillens gegen den Schriftsteller. Aufgeblasener Wichser!
    Und er ertappte sich bei der Vorstellung, wie schön es wäre, beweisen zu können, daß Penn der Wordman war. Und ihn dann am Schlafittchen packen zu können.
    Solche Gefühle sind gefährlich, ermahnte er sich streng. Nachdem er nun beim Superintendenten einen Stein im Brett hatte, durfte er nicht riskieren, sich durch persönliche Abneigung den Verstand vernebeln zu lassen.
    Als er die Bibliothek verließ, griff er nach seinem Handy, um Rye anzurufen. Aber noch bevor er wählen konnte, läutete es. »Bowler.«
    »Pascoe. Wo sind Sie?«
    »Ich komme gerade aus der Bibliothek,

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