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Die rätselhaften Worte

Die rätselhaften Worte

Titel: Die rätselhaften Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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er Anfang des Sommersemesters hätte abgeben müssen. Aber der Junge hat sie nicht vorgelegt, und ein paar Tage später wurde er in seinem Zimmer tot aufgefunden. Überdosis. Kein Abschiedsbrief. Die Unterlagen für seine Arbeit lagen über den ganzen Fußboden verstreut. Es sah ganz so aus, als hätte er versucht, sich aufzuputschen, um endlich fertig zu werden, und sich ein bißchen zuviel des Guten genehmigt. Aber Johnson war anscheinend überzeugt, daß es Selbstmord sei, und hat sich die Sache sehr zu Herzen genommen – so sehr, daß er um jeden Preis einen Tapetenwechsel wollte. Schließlich konnte er dank einer Ausnahmegenehmigung die Stelle an der Universität von Mid-Yorkshire annehmen, obwohl er die Kündigungsfrist nicht eingehalten hatte.«
    »Ist das tatsächlich alles?« fragte Pascoe. »Kein Wort über Roote?«
    »Die haben ihn nicht erwähnt, und ich sollte ihn doch auch nicht aufs Tapet bringen, oder?«
    »Du hättest ein bißchen tiefer bohren können«, meinte Pascoe ungnädig. »Das könntest du immer noch.«
    »Hör mal, Pete, ich habe alles, was sie mir geben konnten. Ursprünglich ging es doch um den Gemütszustand eines mutmaßlichen Selbstmörders, stimmt’s? Das war gerade noch nachvollziehbar. Aber jetzt, da wir wissen, daß Johnson definitiv auf das Konto des Wordman geht, spielt der Gemütszustand keine Rolle mehr. Wenn du einen Hinweis findest, daß Roote in diese ganzen Mordfälle verwickelt ist, verleiht dir unser Boß einen Orden. Aber du darfst nicht so verbohrt sein. Im Krankenhaus haben wir auch kein Glück. Falls ihnen Midazolam abhandengekommen ist, dann haben sie es vertuscht und sorgen dafür, daß es auch nicht rauskommt. Mein Rat ist daher, vergiß Sheffield.«
    Pascoe hätte sich beinahe zu einem scharfen Tadel samt Hinweis auf seinen Dienstgrad hinreißen lassen, aber glücklicherweise konnte er sich gerade noch zurückhalten. Wields Freundschaft war ihm wichtig, und er wußte, daß der Sergeant vor Außenstehenden peinlich darauf bedacht war, niemals seine Kompetenzen zu überschreiten. Ihre stillschweigende Übereinkunft sah aber auch vor, daß er seinerseits unter vier Augen nie den Vorgesetzten herauskehrte. Das würde ihr gutes Verhältnis ein für allemal kaputtmachen.
    Aber seine Laune besserte sich nicht, und als Bowler wiederkam, sagte er: »Haben Sie Ihre private Geschichte mit Ripleys Schwester geklärt?«
    »Ja, Sir. Sie hat nur angerufen, um sich von mir zu verabschieden, weil sie am Wochenende wieder zurück in die Staaten reist.«
    »Sie müssen aber einen starken Eindruck bei ihr hinterlassen haben, wenn man bedenkt, daß sie Sie auf der Beerdigung zum ersten Mal gesehen hat«, meinte Pascoe.
    »Es war nur, weil ich Jax so … ganz gut kannte«, verbesserte sich Hat. Mein Gott, das bestätigt doch alle Verdächtigungen, daß ich nicht dichtgehalten hätte, dachte er.
    Vielleicht war es an der Zeit, das aufzuklären.
    Die Tür ging auf, und George Headingley kam herein. Er sah viel unbeschwerter aus als sonst in letzter Zeit. Jetzt, da er nur noch ein paar Tage hat, sieht er allmählich Licht am Ende des Tunnels, er glaubt, er kommt doch noch ungeschoren davon, überlegte Hat. Da konnte er noch ein böses Erwachen erleben!
    Aber als er bemerkte, wie Headingleys von Natur aus gutmütigen Züge langsam wieder ihre alte Frische gewannen, wußte er, daß er es bestimmt nicht fertigbringen würde, ihm den Todesstoß zu versetzen.
    »Ich habe über diese Dialoge nachgedacht«, erklärte dann Headingley.
    »Nett von dir, daß du dir die Zeit nimmst, George«, sagte Pascoe, auf dessen überfülltem Schreibtisch ein Großteil der Arbeit gelandet war, die durch die körperliche wie geistige Abwesenheit des Inspectors liegengeblieben war. »Und?«
    »Sie werden nach wie vor in der Bibliothek gesichtet, obwohl der Literaturwettbewerb schon vorbei ist. Möglicherweise war nicht einmal der erste unter den Geschichten, die an die
Gazette
geschickt wurden. Vielleicht wurde er immer in den Sack gelegt, nachdem er in der Bibliothek eingetroffen war, und zwar von jemandem, der dort arbeitet oder häufig dort ist. Ich meine, wo sonst sollte man einen Wordman finden?«
    Ein Geräusch – es klang wie eine im Orkan flatternde Zeltleinwand – lenkte die Blicke aller zur Tür. Dort stand Dalziel und applaudierte. »Bravo, George. Freut mich, daß du deinen Kopf nicht schon vor deinem Körper in Rente schickst. Laß dir das eine Lehre sein, mein Junge …« (er wandte sich

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