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Die rätselhaften Worte

Die rätselhaften Worte

Titel: Die rätselhaften Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Akzent, der noch ausgeprägter wird, wenn sie nicht verstehen will, was man sagt.«
    »Hat sie Geld?«
    »Nicht, daß ich wüßte. Aber sie braucht auch keins. Die Familie schätzt sie über alles, was auf Gegenseitigkeit beruht. Sie hat das Wohnrecht in einem Cottage Seiner Lordschaft und gedenkt wohl, dort ihren Lebensabend zu verbringen.«
    »Wie kommt es dann, daß Charley so ’ne elitäre Schule besucht hat, Unthank College? Hat wohl der alte Budgie bezahlt, oder?«
    »Seine Lordschaft geht nicht ganz so verschwenderisch mit dem Geld um«, meinte Thackeray trocken. »Der Junge hat sich ein Stipendium ergattert. Ich will nicht behaupten, daß Beziehungen hier keine Rolle gespielt haben, aber er war auf jeden Fall ein aufgeweckter Bursche.«
    »Und jetzt ist er ganz gut betucht, würde ich sagen. Er könnte doch leicht seiner alten Mutter irgendwo ein hübsches Häuschen kaufen.«
    »Ich glaube, das hat er ihr sogar angeboten. Soviel ich weiß, empfindet er die noble Geste von Lord Partridge eher als Beleidigung denn als Anlaß zur Dankbarkeit. Seine Mutter dagegen betrachtet England außerhalb des Haysgarth-Anwesens als totalitären Staat nach dem Muster der ehemaligen DDR und Leute wie dich als Handlanger des englischen Zweigs der Stasi.«
    »Wenn also ein Polizist anklopft und Fragen über ihren Charley stellt, wie würde sie da reagieren?«
    »Unkooperativ, nehme ich an. Sie würde ihn zum idealen Sohn stilisieren, auf den sie nichts kommen ließe, weder auf englisch noch auf deutsch.«
    »Aber wenn der alte Budgie oder einer seiner Kumpel mit ihr über Charley sprechen würde …?«
    »Wenn man andeuten würde, sie solle sich glücklich schätzen, einen Sohn zu haben, der es draußen in der großen weiten Welt zu etwas gebracht hat, würde sie wohl mit Nachdruck auf seine Pflichtvergessenheit als braver deutscher Junge hinweisen. Das weiß ich, weil ich bei meiner ersten Begegnung mit ihr diesen Fehler begangen habe.«
    »Großartig«, meinte Dalziel. »Vergiß nicht, daß die Spesen auf meine Rechnung gehen, wenn wir uns das nächste Mal im Gents sehen.«
    Das war kein Hinweis auf ein Stelldichein in einer öffentlichen Toilette, sondern auf ihre gemeinsame Mitgliedschaft im Borough Club for Professional Gentlemen.
    »Wahrscheinlich hat es keinen Sinn, dich zu fragen, was du im Schilde führst, Andy?«
    »Da hast du wie immer recht, Eden. Bis dann!«
    Dalziel legte auf und überlegte kurz. Dann griff er erneut zum Hörer und wählte.
    »Cap Marvell.«
    »Hallo, Süße. Ich bin’s.«
    »Schon wieder? Das zweite Mal in zwei Wochen, daß du mich von der Arbeit aus anrufst. Reicht das nicht schon für eine Beschwerde wegen Polizeiwillkür?«
    »Kaum. Die Leute, bei denen ich mir Polizeiwillkür erlaube, kommen nicht mehr dazu, sich zu beschweren«, erwiderte Dalziel. »Hör zu, Schatz, ich hab’ nachgedacht. Ich bin ein egoistischer Knilch und tauge nicht für eine Beziehung.«
    »Andy, geht’s dir gut? Du bist nicht zufällig hingefallen, mit dem Kopf aufgeschlagen und hast einen grellen Lichtblitz gesehen?«
    »Und da hab’ ich mir gedacht, warum gehen wir nicht zu diesem Schwof für Helden beim alten Budgie? Ist ja schon ’ne Weile her, seit wir zuletzt das Tanzbein geschwungen haben.«
    »Tut mir leid, Andy. Jetzt muß ich mich erst mal setzen. Ich werde gleich ohnmächtig.«
    »Also abgemacht? Großartig. Bis später.«
    Er legte auf und wählte noch einmal.
    »Hallo, Lily White Laundry Service. Was kann ich für Sie tun?«
    »Morgen, Fräulein«, sagte Dalziel. »Können Sie mir bis Samstag einen Kilt reinigen?«
     
    Als Pascoe an diesem Morgen eintraf, erinnerte er die anderen daran, daß Pottle und Urquhart später vorbeikommen würden, um sich den neuesten Dialog anzusehen und vorzutragen, was sie nach eingehender Begutachtung der früheren herausgefunden hatten.
    »Mein Gott«, meinte Dalziel. »Wäre ich doch auch krank.«
    »Auch?«
    »Bowler hat sich krank gemeldet«, erklärte Wield.
    »Wir leben halt in einer kranken Welt«, bemerkte Pascoe.
    »Daheim steigt wohl auch die Fieberkurve, was?«
    »Nur metaphorisch. Ellie und Charley Penn haben sich gestern abend zusammengesetzt, um endgültig die Wettbewerbsgewinner zu küren. Sam Johnson hätte auch dabeisein sollen, also war es nicht gerade ein freudiger Anlaß. Als Ellie heimkam, wollte sie wissen, warum wir mit unseren Ermittlungen noch kein bißchen weitergekommen sind.«
    »Das hast du ihr wohl so gesagt?«
    »Sie bekommt regelmäßig

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