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Die rätselhaften Worte

Die rätselhaften Worte

Titel: Die rätselhaften Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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»Das ist nun mal meine Lebensgeschichte. Es laufen jede Menge interessante Spiele, aber niemand bittet mich mitzuspielen.«
    War das ein Wink? Eine Aufforderung? Oder nur Spöttelei?
    Er trank etwas Kaffee, um seine plötzlich ausgetrocknete Kehle zu befeuchten. Dabei überlegte er, ob die Zeit reif war, zur Sache zu kommen. Sein Körper war zweifellos der Meinung, daß es soweit war. Ihm wurde richtig heiß.
    »Alles in Ordnung, Hat?« fragte Rye und sah ihn besorgt an. »Du bist ganz rot im Gesicht.«
    »Jaja, mir geht’s gut.«
    Aber noch, während er sprach, ging ihm auf, daß er sich keineswegs gesund fühlte und daß die Hitzewallungen mehr mit Unwohlsein als mit Leidenschaft zu tun hatten.
    »Du siehst nicht gut aus, es sei denn, du kriegst gegen Abend immer solche roten Flecken. Genaugenommen siehst du genauso aus, wie ich mich gestern in der Arbeit gefühlt habe.«
    »Du meinst, ich habe deine Bazillen eingefangen?« fragte Hat und unterdrückte ein Husten. »Ich wußte doch, daß wir viel gemeinsam haben.«
    »Bitte. Spiel hier nicht den Helden. Meinst du, daß du heimfahren kannst?«
    Wenn ich meine Karten richtig ausspielte, könnte ich hier mein Krankenlager aufschlagen, dachte Hat. Dann aber fiel ihm ein, daß sich Rye gerade selbst von der Grippe erholte. In Liebesromanen gelingt es dem Patienten oft, die Pflegerin ins Bett zu ziehen. Zwei Patienten würden einander aber nur auf die Nerven gehen, fürchtete er.
    »Ja, kein Problem. Und wie sieht die Prognose aus?«
    »Bevor es wieder bergauf geht, geht’s erst mal bergab. Aber die gute Nachricht ist, daß es zwar ekelhaft ist, aber nicht lange dauert.«
    »Dann müßte ich also am Wochenende wieder auf dem Damm sein?«
    Sie lächelte ihn an. »Das ist deine Entscheidung, Hat. Aber wenn wir die Verabredung wieder abblasen müssen, frage ich mich langsam, ob uns das Schicksal einen Wink geben will.«
    »Überlaß das Schicksal mir«, meinte er, während er, ein Husten unterdrückend, zur Tür ging. »Ich schlafe mich jetzt erst mal richtig aus. Morgen früh stehe ich dann wieder bereit, um die Bürger von Mid-Yorkshire vor Unbill zu bewahren.«
    »Das glaube ich dir.« Sie küßte ihren Zeigefinger und legte ihn sanft auf seine glühende Stirn. »Ich fühle mich jetzt schon gut aufgehoben. Gute Nacht, Hat. Fahr vorsichtig.«
    Und solch magische Kräfte besitzt die Hand der Liebsten, daß er es selbst glaubte, als er zu seinem Wagen ging. Die Liebe triumphiert über alles. Er wußte, daß er wirklich wahnsinnig verliebt war.

[home]
    Siebenundzwanzig
    M anchmal bewirken auch magische Kräfte nicht viel. Am nächsten Tag fühlte sich Hat wirklich wahnsinnig mies. Sein erster Impuls war, zur Arbeit zu gehen, damit die anderen sahen, wie schlecht es ihm ging. Als er jedoch beim Versuch, seine Unterhose anzuziehen, das Gleichgewicht verlor und hinfiel, beschloß er, doch lieber anzurufen.
    Er erreichte Wield, der zwar nicht gerade in Mitleid zerfloß, aber immerhin sachlich war. Dann hörte er im Hintergrund die Stimme Dalziels, der wissen wollte, mit wem er sprach, und Wield erklärte, es sei Bowler, der wegen Krankheit nicht kommen könne.
    »Er kommt nicht, weil er
krank
ist?« Dalziel hörte sich so verblüfft an, als habe Hat sich wegen Entführung durch Außerirdische vom Dienst abgemeldet. »Laß mich mal mit ihm reden.«
    Er griff nach dem Hörer und fragte: »Was ist los, mein Junge?«
    »Tut mir leid, Sir«, krächzte Hat. »Sie hatten recht, ich hab’ mir eine Grippe eingefangen.«
    »Ach, dann bin wohl ich schuld? Was höre ich da für Musik? Du sitzt doch nicht mit irgendeiner Tussi in einem Nachtklub, oder?«
    »Nein!« rief Hat empört. »Das ist das Radio. Ich liege im Bett. Und zwar allein.«
    »Nicht frech werden. Denk an Abisag und David. Oder vielleicht doch nicht. Er ist gestorben, wenn ich mich recht entsinne.«
    »So fühl’ ich mich auch«, sagte Hat mitleidheischend. Dann verstärkte sich die dunkle Ahnung, die ihn bei Rye erfaßt hatte. »Sir, da ist noch etwas …«
    »Keine letzte Bitte, mein Junge. Das wär’ ein bißchen dick aufgetragen.«
    »Nein, Sir. Es ist nur – in dem letzten Dialog, stand da nicht am Schluß etwas über den Tod? So in dem Sinne, es sei am besten, nie geboren zu sein?«
    »Ja, das ist richtig, ich hab’s hier. Und?«
    »Also, wahrscheinlich hat es ja nichts zu bedeuten. Aber ich glaube, daß dieser Heine, den Penn übersetzt, etwas in dem Sinne geschrieben hat.«
    Es war erstaunlich, wieviel Mut

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