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Die rätselhaften Worte

Die rätselhaften Worte

Titel: Die rätselhaften Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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einen Anfall, wenn ich ihr erkläre, daß die Ermittlungen Fortschritte machen und bald mit einer Verhaftung zu rechnen ist.«
    »Ich dachte, sie würden den Wettbewerb vielleicht abblasen«, meinte Wield.
    »Weil einer der Preisrichter ermordet wurde? So funktioniert das nicht, Wieldy. All diese Möchtegern-Scott-Fitzgeralds scheren sich keinen Deut um Sam Johnson, von dem sie sowieso noch nie gehört haben. Wenn es Charley Penn gewesen wäre, lägen die Dinge vielleicht anders. Mary Agnew ist jedenfalls weit davon entfernt, den Wettbewerb abzusagen. Sie schlachtet die Morde sogar aus, um mehr Publicity zu gewinnen. Hast du die
Gazette
von gestern abend noch nicht gelesen? Sie hat die Titel der ziemlich umfangreichen Auswahlliste veröffentlicht – das sind etwa fünfzig Geschichten. Und sie hat einen Deal mit John Wingate, dem Fernsehmenschen, gemacht. Alle Autoren der Auswahlliste erhalten eine Einladung ins Studiotheater im Kulturzentrum, und das Ergebnis wird am Samstag abend zu Jax Ripleys gewohnter Sendezeit übertragen.«
    »Ripleys Sendezeit? Mein Gott, diese Geier machen aber auch mit allem ihren Reibach. Wahrscheinlich verlangen sie noch Eintritt für das Scheißhaus, in dem Steel umgebracht wurde!« rief Dalziel. »Vielleicht erlebe ich ja noch, daß sie wieder öffentliche Hinrichtungen einführen. Wenn ich’s recht bedenke, bei einigen Leuten würd’ ich sogar was zahlen, um sie am Galgen baumeln zu sehen.«
    Pascoe und Wield tauschten einen jener unauffälligen Blikke, mit denen sie seit Jahren ihre heimliche Belustigung über die oft haarsträubenden Ungereimtheiten des Dicken teilten.
    Anscheinend entging ihm das. »Hat Ellie dir vielleicht was über den Gewinner verraten?« fuhr er fort. »Wahrscheinlich ist es irgendeine reißerische Geschichte über Perverse und abartigen Sex.«
    Pascoe überging die Frage, ob dies ein Kommentar über den Geschmack der Leserschaft oder die Vorlieben seiner Frau sei. »Ja, sie hat gesagt, ich würde mich vermutlich freuen, zu hören, daß die preisgekrönte Geschichte eine amüsante kleine Erzählung ist, beinahe ein Märchen, das Kindern wie Erwachsenen gleichermaßen Mut machen könnte.«
    »Und dafür hat sich Charley Penn stark gemacht? Der ist wohl auf Softdrinks umgestiegen. Wer ist der geniale Verfasser?«
    »Das werden wir erst Samstag abend erfahren, wenn der versiegelte Umschlag mit dem Namen des Gewinners geöffnet wird. Kommst du auch, Chef?«
    »Soll das ein Witz sein?«
    »Eigentlich nicht. Ich dachte nur, daß möglicherweise der Wordman auftaucht.«
    »Das hast du bei der Vernissage auch gesagt.«
    »Nein, die Vermutung stammte von Bowler.«
    »Dann hoffe ich mal, daß er sich nichts drauf einbildet«, brummte Dalziel. »Und wenn sich unser Freund tatsächlich die Ehre gibt, dann glaubst du wohl, daß er sein
Ich-bin-der-Wordman
-T-Shirt trägt?«
    »Wer weiß? Pottle meint, er fühlt sich zunehmend unverwundbar, und damit würde er auch immer größere Risiken eingehen. Ich werde auf jeden Fall hingehen, weil Ellie ja in der Jury sitzt.«
    »Ach ja? Machst du dir etwa Sorgen, daß die Verlierer sauer reagieren könnten? Aber wenn der Wordman so leicht zu erkennen ist, dürfte ja ein Paar Polizistenaugen ausreichen.«
    »Zwei Paar«, sagte Wield. »Gehst du auch hin?«
    »Edwin findet, daß man lokale Kulturereignisse unterstützen muß.«
    Diesmal tauschten Pascoe und Dalziel einen Blick.
    »Was lokale Kulturereignisse betrifft«, meinte Dalziel, »habe ich mein Soll für diesen Monat schon erfüllt. Jedenfalls gehe ich Samstag abend tanzen.«
    »Tanzen«, wiederholte Pascoe in bemüht sachlichem Ton.
    »Genau. Mann. Frau. Musik. Rhytmische Bewegungen. Wenn man dabei Kleider anhat, nennt man es Tanzen.«
    »Ja, Chef. Und was genau? Salsa? Volkstanz? Rave? Ein Jägerball? Oder ein Tanztee?«
    »Da dürft ihr beide eure Phantasie spielen lassen«, meinte Dalziel und stand auf. »Gebt Laut, wenn die zwei Intelligenzbolzen auftauchen, ja? Aber wenn ich bis dahin tot bin, braucht ihr euch nicht die Mühe zu machen, das Ouija-Brett rauszuholen.«
    Er ging hinaus.
    »Schlechte Laune«, meinte Wield.
    »Wahrscheinlich hat er heute morgen den Artikel über sich in der
Sun
gelesen. Die Überschrift lautete: › ALS DINOSAURIER DIE ERDE BEHERRSCHTEN ‹. Er braucht einen Erfolg, und zwar bald.«
    »Brauchen wir den nicht alle? Hast du irgendeine zündende Idee?«
    »Höchstens, daß wir alle, die irgend etwas mit dem Fall zu tun haben, auf einen Acker

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