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Die rätselhaften Worte

Die rätselhaften Worte

Titel: Die rätselhaften Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Zeitpunkt nicht mit einer psychologischen Analyse drangsalieren will. Aber ein Motiv in dem Sinne, daß wir es hier mit einer Mordserie zu tun haben, werden nicht einmal Sie leugnen.«
    »Das heißt, er ermordet nur Leute, die in irgendein wahnwitziges Muster passen? Vielen Dank für diesen Hinweis, Dr. Pottle. Er wäre allerdings wesentlich hilfreicher, wenn Sie uns dieses Muster erläutern könnten, aber vermutlich dürfen wir darauf noch nicht hoffen?«
    »Ich bedaure, daß mir noch nicht klar ist, worauf diese Serie aufbaut, ich arbeite aber noch dran«, erklärte Pottle und zündete sich die fünfte Zigarette seit seiner Ankunft an. »Offensichtlich erwartet der Wordman, daß sein Führer ihn auf das oder die nächsten Opfer hinweist, ihn dann in die Mordsituation bringt und schließlich die Tatwaffe liefert.«
    »Ripley hat er mit einem selbst mitgebrachten Messer getötet«, warf Wield ein.
    »Stimmt, aber er läßt keinen Zweifel daran, daß ihm die Waffe in einer Weise zugespielt wurde, die sich in seinen großen Plan einfügen ließ. Ähnlich verhielt es sich mit dem Medikament, mit dem er Sam Johnson vergiftet hat.«
    »Was wollen Sie damit sagen, Doktor?« fragte Trimble.
    »Nur folgendes: Wenn die Darstellung des Wartungstechnikers stimmt, gestaltet der Wordman die Tatsachen so um, daß sie seiner Phantasie nicht widersprechen – und es gelingt ihm sogar, den Leser von seiner Version zu überzeugen. Was äußerst interessant wäre.«
    »Interessant!« stöhnte Dalziel. »Interessant ist es auch, wenn man auf den Bus wartet und eine Giraffe daherkommt, nur daß einen das nicht weiterbringt!«
    Pascoe verbarg sein Lächeln und fuhr fort: »Wie es sich auch verhalten mag, die beiden Männer wurden zweifellos in der Römischen Erlebniswelt Opfer eines Stromschlags …«
    »Klingt eher nach griechischer Erlebniswelt, soviel ich gehört habe«, brummte Urquhart, der noch kaputter aussah, als Pascoe sich fühlte, und sich seit seiner Ankunft mühte, auf seinem harten Plastikstuhl eine Schlafposition zu finden.
    »Wie immer beuge ich mich der Meinung des Experten«, sagte Pascoe. »Jedenfalls befanden sie sich im Untergeschoß des Zentrums …«
    »Sir«, unterbrach ihn Hat Bowler, »hatten sie sich dort eigens getroffen, um es, na ja, zu machen? War es eine Verabredung, meine ich? Oder ist es einfach passiert? Oder war es ein sexueller Übergriff?«
    »Wenn man die Verkleidung berücksichtigt und wenn wir den Dialog nicht ganz außer acht lassen, war alles geplant und freiwillig«, antwortete Pascoe. »Der diensthabende Wachmann meint, Bird habe ihn informiert, er wolle die Effekte der Ausstellung abends eine Stunde lang testen, um sicherzugehen, daß alles einwandfrei funktioniert. Die Videoaufzeichnungen waren wieder einmal zu nichts zu gebrauchen. Eine durch einen Keil offengehaltene Notausgangstür am oberen Ende der Haupttreppe zur Erlebniswelt hat praktisch die Sicht auf den Korridor blockiert, durch den Follows von der Bibliothek gekommen sein muß. Daher ist auch der Wordman, der ihm folgte, nicht zu sehen. In der Ausstellung selbst sind noch keine Kameras angebracht. Vermutlich haben Bird und Follows das gewußt, sonst hätten sie dort wohl kaum ihr Rendezvous abgehalten. Sie haben Zweifel, Hat?«
    »Es ist nur, weil die beiden nicht danach ausgesehen …«
    Pascoe zog die Brauen hoch, Wield kratzte sich an der Nase, und Hat kam ins Stottern: »… tut mir leid, ich meine nicht, sie hätten nicht wie Schwule ausgesehen, weil ich keine Ahnung habe, ob man das jemandem an der Nasenspitze ansieht. Aber sie haben sich ja anscheinend nicht gemocht, jedenfalls sind sie sich immer, wenn ich sie gesehen habe, an die Gurgel gegangen.«
    »Manchmal haben sie halt etwas tiefer gegriffen«, brummte Dalziel.
    »Dieser scheinbare Antagonismus«, erklärte Pottle, »diente höchstwahrscheinlich dazu, ihre Beziehung zu verschleiern, obwohl dabei natürlich ein echter Antagonismus auch eine wichtige Rolle gespielt haben könnte. Streit unter Liebenden kann einer heterosexuellen Beziehung durchaus Würze verleihen. Die lebhaften Verbalschlachten, die sich Männer und Frauen bei Shakespeare liefern, sind fast immer das Vorspiel, das sie als Paar zusammenführt.«
    »Ich sollte hinzufügen«, sagte Pascoe, »daß der Wachmann sich an andere Anlässe erinnert, bei denen Bird das Theater zu sogenannten Beleuchtungsproben nutzte, nur er und der angebliche Beleuchter, aber der Wachmann erinnert sich, einmal eine

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