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Die rätselhaften Worte

Die rätselhaften Worte

Titel: Die rätselhaften Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Ambrose Bird und Percy Follows. Sie liegen tot im Badehaus der Römischen Erlebniswelt.«
    »Oh, Scheiße«, sagte Andy Dalziel. »Scheiße und noch mal Scheiße. Wie sind sie gestorben? Ertrunken?«
    »Nein. Stromschlag.«

[home]
    Zweiundvierzig
    Der Siebte Dialog
    E
rinnerst du dich, wie ich am Anfang fast den Mut verlor angesichts der Entfernung, die den Aufbruch vom Bestimmungsort trennte?
     
    Ja, genau das habe ich empfunden. Oh, wie kleingläubig war ich, weshalb zweifelte ich? Wie weit bin ich gekommen und wie schnell, habe ein Viertel meines Weges im Handumdrehen zurückgelegt, schreite mit prahlerischem Schritt aus und eile wie mit Siebenmeilenstiefeln dahin!
     
    Kein Plan ist nötig, wenn du Teil eines Planes bist, und als ich ihn erblickte, der gleichfalls Teil des Planes war, auch wenn seine Zeit noch irgendwie entrückt schien, während er herabstieg wie jemand, der einer ersehnten Aufgabe entgegeneilt, folgte ich ihm – glücklich gewähltes Wort! – ohne nachzudenken.
    In der Dunkelheit verlor ich ihn für eine Weile, dann glommen auf einmal Lichter auf, Geräusche wurden laut, Düfte drangen in meine geblähten Nasenflügel, und ich sah mich in die längst versunkenen Tage eines römischen Marktes versetzt Zwei Gestalten bewegten sich zwischen den Ständen aufeinander zu, die eine ein Höfling in der purpur- und goldfarbenen Tunika mit juwelenbesetzten Schnallen, in der Hand einen Lederbeutel, aus dem sie Münzen zog, als wolle sie etwas kaufen, die andere in der schlichten würdevollen Toga eines Senators.
    »Ha, Diomed, wohl getroffen – speisest du heute bei Glaukus zu Nacht?« – »Ich weiß noch nicht«, sagte der Senator. »Welch eine grause Nacht! Ein paar von uns sahn seltsame Gesichte.«
    »Und werden seltsamere noch sehen. Sollen wir ins Badehaus gehen? Bei dem lauten Geschnatter hier versteht man nicht einmal sein eigenes Wort.«
    »Gerne, der Gestank hier treibt mir die Tränen in die Augen.«
    Seite an Seite begaben sie sich in das calidarium.
    Durch die Schaupforte beobachtete ich sie, ohne zu wissen, welche Pflicht mir oblag oder (da noch nicht einmal der Zwischenschritt klar war) ob ich überhaupt handeln sollte.
    Als sich die Schnallen der Tunika öffneten und die Toga zu Boden glitt, spürte ich, wie die Zeit, durch allerlei Kunstgriffe bereits aus den Angeln gehoben, sich verlangsamte wie träge Lava auf den Flanken des Vesuvs, die in einer letzten Umarmung vergängliches Fleisch umfaßt und ihm ewiges Leben schenkt.
    Sie steigen ins Wasser. Der Höfling zuerst, in seinem langen goldenen Haar fängt sich das Licht von den an die Wand projizierten Bildern der nackten Badenden, seine zitternden Glieder sind schlank und weiß. Hinter ihm der Senator, dessen schwarzer Pferdeschwanz munter tanzt, die Muskeln seines untersetzten braungebrannten Körpers straff vor Verlangen. Für ein Vorspiel bleibt keine Muße. Die kräftigen braunen Arme umschlingen den schlanken weißen Leib, und wie ein gemästeter Eber, ein deutscher, schreit der Senator »Oh!« und besteigt den Höfling.
    Unbemerkt, weil selbst Lava, die durch die Mauern bricht, in diesem Zustand unbemerkt bleiben würde, öffne ich die Tür und trete ein.
    Wie ein Chirurg, der nicht nach dem Skalpell suchen muß, weil es stets zur Hand ist, oder in diesem Fall bei Fuß, bin ich nicht überrascht, als ich über ein Kabel stolpere und ein Lötkolben über den Boden schlängelt und ins Wasser plumpst wie eine pirschende Wühlmaus. Auch ist es kein Gedanke, der meine Finger veranlaßt, am Kabel entlangzugleiten, bis sie einen Schalter finden und drücken.
    Die beiden winden und straffen sich in einem letzten orgiastischen Krampf, dann erschlaffen sie. Aus der abgelegten Tunika des Höflings ziehe ich den Dolch und ritze das erforderliche Zeichen in sein weißes Fleisch. Dann nehme ich aus seinem Beutel die erforderliche Münze und lege sie dem Senator in den offenen Mund.
    Jetzt ist es vollbracht. Ich kehre in die römische Zeit zurück und steige dann ohne Hast die Treppe hinauf in meine eigene.
    Ich bin von tiefem Frieden erfüllt. Jetzt weiß ich, daß ich mich von Bergesgipfeln aus zu meinen Taten bekennen könnte, und keiner könnte es hören und begreifen und mir Fallen stellen, um mich zu hindern. Niemals ist mir der vor mir liegende Weg so klar erschienen.
    Wie stets den weg Im blick Irr ich mich kaVm.
    Mit LI st und lust Die Dunkle hochzeIt wIe eIn traum.
    Denk nur an mIch: Versprochen sInd wIr uns Im hellen

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