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Die rätselhaften Worte

Die rätselhaften Worte

Titel: Die rätselhaften Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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schaute er den Chief Constable respektvoll an. Der hinterhältige Hund nimmt Andy auf den Arm! dachte Pascoe. Trimble nickte mit einem verlegenen Seitenblick zum Chef des CID .
    »Der erste Absatz hat die Form einer Frage und leitet einen Dialog zwischen ihm und uns ein. Der zweite beginnt mit einer Bibelstelle: ›wie kleingläubig war ich‹, Matthäus 14.31. Dann beachten Sie bitte die Formulierung ›ein Viertel meines Weges‹. Bislang gab es acht Tote, das wären also noch einmal vierundzwanzig. Allerdings nicht unbedingt, wie ich Ihnen später noch erklären werde.«
    »So lang halt’ ich nicht durch«, sagte Dalziel.
    »Schlag die Beine übereinander und denk an Jesus, hat meine Großmutter mir immer geraten«, meinte Urquhart. »Noch was im gleichen Absatz – das müßten Sie eigentlich gemerkt haben mit Ihrer schottischen Ahnentafel, Mr. Dalziel. ›Mit prahlerischem Schritt‹.
Braggart step.
Wie geht das noch?«
    Er begann eine Melodie zu summen, in die er den fraglichen Ausdruck einfließen ließ, als könne er sich nicht richtig erinnern. Dabei sah er Dalziel hilfesuchend an, der zur Verblüffung aller laut mit einem gar nicht so üblen Bariton einfiel:
»If you’re thinking in your inner hairt the braggart’s in my step, ye’ve never smelt the tangle o’the Isles!«
    »Bravo!« rief Urquhart. »Freut mich, daß Sie Ihre Heimat noch nicht völlig vergessen haben.«
    »Der Wordman kennt also dieses Lied. Und weiter?«
    »By heather path wi’ heaven in their wiles«,
murmelte Urquhart. »Nächster Absatz: ›folgte ich – glücklich gewähltes Wort! – ihm ohne nachzudenken‹.
Folgte
vermutlich, weil er Follows folgte. Na gut, wir wissen ja, daß wir es mit einem Wortfreak zu tun haben. Jetzt wird’s ein wenig interessanter, hier, wo er sagt, daß Follows auch Teil des Plans ist, auch wenn seine Zeit noch irgendwie entrückt schien. Die Frage ist, wie das? Wahrscheinlich soll das heißen, daß Follows gar nicht der nächste in der Reihe war. Der übernächste vielleicht? Warum dann aber
irgendwie entrückt?
Schauen Sie sich einige Absätze weiter auch die Stelle an, wo es heißt: ›da noch nicht einmal der Zwischenschritt klar war‹. Damit will er wohl sagen, selbst wenn das eigentliche nächste Opfer, mit dem nur Bird gemeint sein kann, verfügbar wäre, würde immer noch eine Verbindung zwischen den beiden fehlen.«
    »Wie beim letzten Mal«, bemerkte Pascoe, der mit großem Interesse zugehört hatte. »Er hat von drei Schritten gesprochen, oder? Obwohl es nur eine Leiche gab.«
    Urquhart nickte anerkennend, als habe sein Lieblingsschüler gesprochen, und fuhr fort: »Würde mich wundern, wenn die Münze und das Dollarzeichen nicht etwas mit diesem Zwischenschritt zu tun hätten. Weiß der Geier. Weiter. Nichts im nächsten Absatz. Dann fangen sie an, sich zu unterhalten. Hört sich nach Zitat an. Hab’s meinem Literaturhäschen gezeigt. ›Welch grause Nacht! Ein paar von uns sahn seltsame Gesichte‹, stammt aus
Julius Cäsar,
erster Akt, dritte Szene. Aber Diomed und Glaucus scheint’s bei Shakespeare nicht zu geben.«
    »Bulwer Lytton,
Die letzten Tage von Pompeji
, Kapitel Eins«, sagte Dalziel. »Das kennt doch jeder.«
    Alle sahen verblüfft auf, bis auf Pascoe, der wußte, daß dieses Buch seinen festen Platz auf Dalziels Nachttisch hatte. Dieses Wissen verdankte er allerdings nicht persönlicher Vertrautheit mit den Einschlafgewohnheiten des Dicken, sondern Ellie. Bei einem ihrer seltenen gemeinsamen Besuche bei Dalziel war sie »versehentlich« auf der Suche nach der Toilette in sein Schlafzimmer eingedrungen, ein »Irrtum«, der ihr auch bei den beiden folgenden Gelegenheiten unterlief. Das Buch lag an der gleichen Stelle, aber das Lesezeichen war weitergewandert, was auf eine sehr langsame oder auch eine zyklische Lektüre schließen ließ.
    Außerdem war ihr der Stempel aufgefallen, der das Buch als
Eigentum des Longboat Hotel, Scarborough,
auswies. Das Lesezeichen bestand aus einer zusammengefalteten Rechnung für einen einwöchigen Aufenthalt dortselbst, die auf Mr. und Mrs. A. H. Dalziel ausgestellt war. Viel wußte man nicht über Dalziels Exfrau, möglicherweise hinderte manchen auch der Selbsterhaltungstrieb daran, überhaupt nach ihr zu fragen. Aber Ellie, die das Datum auf der Rechnung gesehen hatte, erklärte: »Das muß ihre Hochzeitsreise gewesen sein! Und all die Jahre hat er das geklaute Buch auf dem Nachttischchen liegen. Wie romantisch!« Sogleich zog

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