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Die rätselhaften Worte

Die rätselhaften Worte

Titel: Die rätselhaften Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Menschenfressers lösten sich auf, und an ihre Stelle traten die willkommenen, weil vertrauten Dissonanzen von Edgar Wields Gesicht. Zugleich verwandelten sich die Fesseln, die ihn niederhielten, in die gestärkten und fest eingesteckten Laken eines Krankenhausbettes.
    »Es geht ihr gut«, wiederholte Wield.
    Wenn Wield das sagte, dann mußte es stimmen. Hat würde dem Sergeant für alle Zeiten dankbar sein, daß er die eine Frage erraten hatte, die seine widerspenstige Zunge zu formulieren versuchte.
    Wieder schloß er die Augen.
    Als er sie das nächste Mal öffnete, stand Pascoe vor ihm.
    Der Chief Inspector rief eine Krankenschwester, die ihm half, den Kopf zu heben – erst jetzt merkte er, daß er bandagiert war –, und ihm dann Wasser einflößte.
    »Danke«, ächzte er. »Ich hatte einen Geschmack im Mund wie Laternenpfahl ganz oben.«
    Ganz unten
meinte er eigentlich. Aber die Sprache kam wieder.
    »Überanstrengen Sie ihn nicht«, sagte die Krankenschwester zu Pascoe. »Er darf sich nicht so viel bewegen. Ich werde dem Arzt Bescheid sagen, daß er wach ist.«
    He, ich bin nicht nur wach, ich bin auch da! dachte Hat. Aber sein Körper und sein Wille waren zu schwach für Protest.
    »Wo …? Wie lange …?« krächzte er.
    »Sie sind im städtischen Krankenhaus. Seit elf Tagen.«
    »Elf …? Ich war elf Tage lang bewußtlos?«
    Elf Tage hörte sich nicht gut an. Elf Tage ging schon deutlich in Richtung Hirntod.
    Pascoe lächelte.
    »Ist schon in Ordnung. Mr. Dalziel genehmigt vierzehn Tage, bevor er die Apparate abstellen läßt. Keine Angst, Sie waren nicht im Koma. Sie hatten einen Schädelbruch und eine Hirnquetschung. Ist aber wieder okay. Man hat Sie zusammengeflickt. Bald können Sie wieder das Kreuzworträtsel in der
Times
lösen.«
    »Das hab’ ich noch nie gekonnt«, sagte Hat. Dann dachte er: Scheiße! Spiel hier nicht den Helden, in Wahrheit hast du doch die Hosen voll!
    »Sie erzählen mir da auch keinen Blödsinn, Sir? Ich meine, elf Tage …«
    »Immer mit der Ruhe«, antwortete Pascoe. »Das war hauptsächlich deshalb so lange, weil man Sie ruhiggestellt hat. Das Problem war, wenn Sie mal aufgewacht sind, dann waren Sie so durcheinander, daß die Ärzte Angst hatten, Sie könnten sich noch mehr verletzen.«
    »Durcheinander?«
    »Sie haben deliriert, wenn Ihnen das besser gefällt. Sie haben um sich geschlagen, als wären Sie mit Sharon Stone im Schlammbad.«
    Sharon Stone?
dachte Hat. Nein, danke, da sind mir meine eigenen Phantasien lieber.
    Dieser Gedanke baute ihn mehr auf als die Ermunterungen des Chief Inspectors. Es wurde Zeit, nicht mehr nur an sich selbst zu denken, sondern auch nach Rye zu fragen und mehr in Erfahrung zu bringen als Wields Versicherung, daß es ihr gut gehe. Ihre Schreie hallten in seinen Ohren nach, und wieder sah er, wie ihr nackter Körper von Dee, diesem Schwein, mißhandelt wurde, und er fragte sich, ob er überhaupt Näheres erfahren wollte. Aber er mußte es wissen.
    Später. Im Moment sprach immer noch Pascoe.
    »Und was Sie alles gerufen haben …« Der Chief Inspector schüttelte den Kopf, als könne er es nicht fassen.
    »Zum Beispiel?«
    »Keine Angst, wir haben alles auf Band, damit wir es gegen Sie verwenden können, wenn Sie wieder zum Dienst erscheinen.«
    Tröstliche Worte. Pascoe war eine prima Unterstützung am Krankenbett. Hätte Arzt werden sollen.
    »Sergeant Wield hat heute morgen gesagt, Sie wären wieder zu sich gekommen. Er meinte, Sie hätten nach Miss Pomona gefragt.«
    Wield. Der wußte, was man dachte, bevor man selbst drauf kam.
    »Der Sarge meinte, es wäre alles in Ordnung mit ihr. Stimmt das?«
    »Es geht ihr gut. Ein paar Quetschungen und Kratzer. Sonst nichts.«
    »Nichts?«
    »Nichts« sagte Pascoe mit Nachdruck. »Sie sind im rechten Moment gekommen, Hat. Er hatte keine Zeit, ihr etwas anzutun, glauben Sie mir.«
    Er will mir sagen, das Schwein hat sie nicht vergewaltigt, dachte Hat. Warum rückt er nicht gleich damit heraus?
    Vielleicht, weil ich nicht danach frage.
    Und was, wenn Dee sie vergewaltigt hatte? Welchen Unterschied würde das machen?
    Für mich? Oder für sie? fragte er sich mit wütendem Abscheu. Für sie einen sehr großen. Und wen interessiert es einen Dreck, ob es für mich einen Unterschied macht?
    Das ist nur, weil ich so kaputt bin. Das Selbstmitleid der Leidenden.
    »Ist sie auch im Krankenhaus?« fragte er.
    »Kein Gedanke. Eine Nacht zur Beobachtung. Dann ist sie auf eigenen Wunsch nach Hause

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