Die rätselhaften Worte
an der Gesellschaft des anderen, ohne dabei im geringsten ihre gerade erst entdeckte gegenseitige körperliche Anziehung zu verringern.
Warum nicht? dachte sie. Ich bin frei, bin an niemanden gebunden und habe auch nicht vor, mich an Dick zu binden. Warum soll ich also nicht mitnehmen, was sich am Wegesrand bietet?
Aber gleichzeitig kam ihr der Gedanke, was das für ihre Arbeit mit Dee bedeuten konnte. Würde sich dadurch etwas ändern? Sie hatte das Gefühl, sie konnte sich darauf verlassen, daß alles so blieb wie bisher, falls sie das wünschte. Ja, sie war sich auch seiner Diskretion sicher, aber welche Diskretion konnte schon dem forschenden Blick Charley Penns standhalten? Der Gedanke an diese wissenden Augen, sein anzügliches Flätscheln und die zweideutigen Bemerkungen, mit denen er versuchen würde, an ihrer Intimität teilzuhaben, war nicht gerade angenehm.
Und obwohl sie voll und ganz davon überzeugt war, frei und niemandem verpflichtet zu sein, kam ihr das Bild von Hat Bowler in den Sinn.
Der hatte nun freie Bahn auf ruhigen Landstraßen und raste so hemmungslos, daß die grasenden Schafe kaum Zeit fanden, den Kopf zu heben, bevor er wieder außer Sichtweite war. Nur die Abgasfahne bewies, daß sie nicht geträumt hatten. Immer noch mit Abstand, aber jetzt, außerhalb der Stadt, im gleichen Tempo, folgte Pascoe. Und noch ein Stück dahinter kam mit Blaulicht und Sirenen der Streifenwagen, der Andy Dalziel vor dem Black Bull aufgelesen hatte.
Da rief der Dicke über das Handy an.
»Was ist los, Pete?«
Pascoe erklärte es ihm.
»Und Bowler?«
»Noch nicht in Sicht.«
»Dann schleich mal nicht wie eine Großmutter durch die Gegend! Hol ihn ein. Wenn dem Jungen auch nur ein Haar gekrümmt wird, kriegst du’s mit mir zu tun.«
»Ich mache mir mehr Sorgen, was aus Dee wird, wenn Hat ihn in die Finger bekommt.«
»Der? Wen interessiert das, wenn er der Wordman ist?« sagte Dalziel gleichgültig. »Nein, um den kleinen Bowler geht es hier. Wenn wir ihn noch ein, zwei Jahre kräftig schütteln, bis er diese Uniflausen aus der Birne hat, könnte er einen brauchbaren Polizisten abgeben. Was gurken Sie da eigentlich zusammen? Hat die Karre Pedalantrieb?«
Die letzteren beiden Sätze, vermutete Pascoe, waren an den Fahrer des Streifenwagens gerichtet, aber auch ihm fuhren sie ins Blut, und er trat das Gaspedal durch. Die Schafe, die schon kurz zuvor von dem vorbeibrausenden MG aufgestört worden waren, legten ein zweites Mal die Ohren an, aber da sie entgegen den über sie verbreiteten Vorurteilen schnell lernen, machten sie sich diesmal nicht die Mühe, den Kopf zu heben.
Also, dachte Rye, will ich oder will ich nicht?
Sie war sich durchaus bewußt, daß es ihr Kopf war, der noch zögerte, während ihr Körper weitaus positivere Signale aussandte.
Sie räkelte sich im Stuhl und wartete. Dee war am Zug, in jedem Sinn. Der linke Träger ihres Büstenhalters war herabgeglitten, und ihre linke Brust wurde kaum noch von dem seidenen BH bedeckt, aber sie machte keine Anstalten, sie zu verhüllen. Im Gegenteil, sie fand Dees Zögern beinahe kränkend, und so ließ sie die Schultern sinken, so daß ihre Brust ganz zu sehen war.
Nun hatte sie seine volle Aufmerksamkeit. Aber nicht auf ihren schwellenden Busen waren seine Augen gerichtet.
Er blickte auf ihren Kopf.
»Was ist?« fragte sie.
Über das Brett hinweg berührte er die silberne Strähne in ihrem Haar.
»Das habe ich schon immer tun wollen«, sagte er.
»Nachprüfen, ob es nicht an deinen Fingern kleben bleibt?« spöttelte sie. »Das ist echt, Sir. Wind- und wetterfest.«
»Das habe ich nie bezweifelt«, antwortete er. Und nun senkte er den Blick auf ihren Busen.
»Rye …«, sagte er.
»Ja?« sagte sie.
»Rye?« sagte er.
»Ja«, sagte sie.
So einfach war das.
Er erhob sich unvermittelt und stieß mit einem Fuß gegen das Paronomania-Brett. Die Steine verschoben sich und ergaben keinen Sinn mehr.
»Ich hole nur …«, sagte er, »ich wollte noch … entschuldige bitte …«
Er wandte sich ab und verließ den Raum.
Lächelnd stand sie auf und öffnete ihren BH , ließ ihn auf den Fußboden fallen, glitt aus ihrer Jeans und ihrem Slip.
Sie trat ans Fenster. Es bedurfte einiger Anstrengung, um jenseits der Patina aus Regenspritzern und Moos, die das Glas trübten, etwas zu erkennen, aber schließlich konnte sie die geheimnisvolle graue Oberfläche des Sees ausmachen.
Bewegungslos lag er da. Kein Windhauch kräuselte das
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