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Die rätselhaften Worte

Die rätselhaften Worte

Titel: Die rätselhaften Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Agnew aus der Zeit, als sie für sie gearbeitet hatte.
    Eine gute Story erkennst du daran, was du dafür zu tun bereit bist. Merk dir eines … dich selbst kannst du ruhig auf den Tisch legen, Schätzchen, aber nie deine Karten. Mehr zu wissen als andere ist die einzige Jungfräulichkeit in unserem Metier, die sich zu wahren lohnt.
    Es konnte aber auch nichts schaden, zwischendurch ein bißchen Spaß zu haben.
    »Das entscheiden Sie«, sagte sie. »Geht auf meine Rechnung. Aber mit dem richtigen Belag gebe ich ein nettes Sandwich ab.«
     
    »Hübsches Lokal«, meinte Bowler. »Warum heißt es eigentlich Hal’s?«
    Sie saßen einander gegenüber an einem Tisch auf dem Balkon des Cafés mit Blick auf die Haupteinkaufsstraße. An klaren Tagen konnte man bis zum Drogeriemarkt Boots sehen. Einen Nachteil hatte die Lage: Die lüsterne Stadtjugend hatte entdeckt, daß man vom Brunnenrand im Atrium unterhalb mit etwas Glück einen exzellenten Blick unter die Miniröcke der oben sitzenden Damen hatte. Aber als sie das Café betrat, hatte sie Bowler an einem Tisch neben Charley Penn entdeckt. Mußte ein Zufall sein, aber da ihr die geilen Blicke der Jungen lieber waren als die gespitzten Ohren des Alten, hatte sie vorgeschlagen, sich nach draußen zu setzen.
    »Überleg mal«, sagte Rye. »Wir sind hier im Heritage, Arts and Library Centre. H. A. L.«
    »Das enttäuscht mich. Ich dachte, es ist vielleicht nach einem Roboter benannt, der durchgedreht ist und versucht, das Leben der Menschen zu kontrollieren.«
    Sie lachte. »Da könnten Sie recht haben.«
    Ermutigt sagte er: »Wissen Sie, woran ich gedacht habe, als ich Sie zum ersten Mal gesehen habe?«
    »Nein, und ich bin mir nicht sicher, ob ich’s wissen will«, erwiderte Rye.
    »Ich dachte an die Rotdrossel.«
    »An die Rotdrossel?«
    »Ja,
turdus iliacus
, die kleinste der gemeinen Drosseln.«
    »Ich hoffe für Sie, daß es sich um einen äußerst attraktiven, hochintelligenten Vogel handelt.«
    »Selbstverständlich. Sie ist auch als Zippe oder Bäuerling bekannt und ein fleißiger Sänger.«
    »Und heißt
iliacus
, weil sie aus Troja stammt? Die Übereinstimmungen mit der Vorstellung, die ich von mir habe, sind nicht gerade überwältigend.«
    »Helena kam aus Troja.«
    »Keineswegs. Sie wurde entführt und ist bloß dort gelandet. Also laß das Süßholzraspeln und sag mir, wie du darauf kommst, Constable?«
    »Ganz einfach und ganz ohne Süßholz«, murmelte er. »Die Rotdrossel ist ein Vogel mit einer hübschen kastanienbraunen Färbung und einem auffallenden hellen Streifen über dem Auge. Und als ich das gesehen habe, dachte ich
Rotdrossel

    Er streckte die Hand aus und ließ den Zeigefinger über die silbergraue Strähne gleiten, die sich durch ihr Haar zog.
    Jetzt reicht’s, Kleiner, dachte Rye. Verbales Lanzenstechen ist ja in Ordnung, aber meine Haare anzufassen, ist eindeutig zu vertraulich.
    »Dann bist du also tatsächlich ein Vogelnarr«, sagte sie. »Und ich hatte gedacht, das wäre nur eine Masche. Na ja, es gibt langweiligere Hobbys.«
    Sie sah, daß sie einen Treffer gelandet hatte, aber die Schadenfreude wollte sich nicht einstellen.
    »Jedenfalls ist es ein besserer Ansatz als bei dem Typ, der meinte, es erinnere ihn an Silver Blaze«, fuhr sie fort.
    »Wie bitte?«
    »Silver Blaze. Das Rennpferd in der Sherlock-Holmes-Geschichte. Bekommt ihr die auf der Polizeiakademie in Hendon nicht zu lesen, oder ist das mit dem Detective auch eine Masche?«
    »Nein, das stimmt auch, fürchte ich.«
    »Ach ja? Beweisen Sie’s.«
    »Gut«, sagte er. »Erstens, die Wordman-Geschichte ist vertraulich, okay?«
    »Vertraulich? Schließlich hast du diese Dialoge von mir bekommen, weißt du noch? Und jetzt willst du mir verklikkern, die Sache sei vertraulich, nur weil du einen Spitznamen für ihn erfunden hast?«
    »Was ich im Lauf meiner Ermittlungen rausgefunden habe, ist Polizeisache, und ich kann es dir nicht erzählen, wenn es nicht unter uns bleibt«, erklärte er feierlich.
    Sie überlegte und nickte. »Okay. Dann lassen Sie mal hören.«
    »Erstens, das ganze Zeug über Ainstable – die Tropenfische und der Urlaub in Griechenland – ist wahr. Dasselbe gilt für die Geschichte über die Herkunft der Bouzouki. Außerdem gibt es einen Zeugen, der möglicherweise kurz vor dem Motorradunfall Autoscheinwerfer gesehen hat. Und es ist nicht auszuschließen, daß auf der Brücke, vor der der AA -Wagen abgestellt war, ein anderes Auto gestanden

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