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Die rätselhaften Worte

Die rätselhaften Worte

Titel: Die rätselhaften Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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fuhr er jetzt weiter, bevor er noch einschlief.
    Während der Fahrt wanderten seine Gedanken wie von selbst zu Rye Pomona. Da er nun seinen Bericht an den Inspektor abgeliefert hatte, fühlte er sich verpflichtet, auch sie auf dem laufenden zu halten. Er hatte sich eingeredet, daß sie seine Nachricht gestern abend nicht erhalten hatte. Wahrscheinlich hatte Dee sich aus Bequemlichkeit, Gleichgültigkeit oder einfach Lustlosigkeit nicht mit ihr in Verbindung gesetzt. Er fuhr an den Straßenrand, wählte die Nummer der Bibliothek und verlangte den Lesesaal.
    Er erkannte ihre Stimme sofort. Sie hingegen erkannte die seine nicht und schien sich auch nur mit Mühe auf seinen Namen zu besinnen.
    »Ah, ja, Constable Bowler. Gestern abend? Ja, ich glaube, es ist mir ausgerichtet worden, aber ich hatte schon was vor. Und was kann ich jetzt für Sie tun?«
    »Ich hatte mir gedacht, Sie würden gern hören, wie ich vorankomme.«
    »Vorankommen? Womit?«
    »Mit den Nachforschungen wegen der Dialoge, die Sie mir gegeben haben.«
    »Ah, ja. Der Wordman von Alcatraz.«
    Sein Witz schien offenbar in der Erinnerung an Unterhaltungswert gewonnen zu haben.
    Er deutete dies als positives Zeichen.
    »Stimmt. Der Wordman.«
    »Gut. Schießen Sie los. Wie sind Sie vorangekommen?«
    »Eigentlich ist es ziemlich kompliziert«, sagte er. »Und jetzt bin ich ein bißchen in Eile. Aber vielleicht haben Sie ja mittags ein paar Minuten Zeit?«
    Es folgte eine Pause.
    »Ich kann nicht lange weg. Einer von uns muß immer dasein. Normalerweise esse ich ein Sandwich im Personalzimmer.«
    Ein Personalzimmer entsprach nicht ganz seinen Vorstellungen.
    »Ich dachte eher an einen Pub …«
    »Ein Pub?« wiederholte sie, als hätte er ein Stundenhotel vorgeschlagen. »So lang ist meine Pause nicht, daß ich Zeit für einen Pub hätte. Aber wir könnten uns im Hal’s treffen.«
    »Hal’s?«
    »Das Café im Zwischengeschoß des Kulturzentrums. Werden Polizisten heutzutage nicht mehr nach dem Weg gefragt?«
    »O ja, das finde ich schon.«
    »Da bin ich aber gespannt. Viertel nach zwölf.«
    »Ja, Viertel nach zwölf paßt mir gut. Wir könnten ja …«
    Aber sie hatte bereits aufgelegt.
     
    Um halb eins hockte Dick Dee hinter dem Schalter der Auskunft des Lesesaals und schaute nachdenklich auf einen Computerbildschirm, als er ein erotisches Hüsteln hörte.
    Nicht jeder verstand sich darauf, erotisch zu hüsteln, und als er neugierig aufblickte, sah er eine junge Frau mit blonden Haaren und funkelnden blauen Augen, die ihn anlächelte. Sie war klein und zierlich, strahlte aber jene Energie aus, an der sich Männerphantasien entzündeten.
    »Guten Tag«, sagte er. »Kann ich Ihnen helfen?«
    »Das hoffe ich«, antwortete sie. »Ich bin Jax Ripley.«
    »Und ich bin Dick Dee, Miss … Ripley, nicht wahr?«
    Der Hund tut so, als würde er sich nicht an mich erinnern, dachte Jax.
    Oder, schlimmer noch, korrigierte sie sich, als sie in seine arglosen Augen blickte, er erinnert sich wirklich nicht an mich!
    »Wir haben uns kürzlich kennengelernt. Als der Stadtrat hier war … als das Regal zusammengebrochen ist … ich wollte eigentlich ein Interview mit Ihnen machen, aber egal, wohin wir die Kamera gerichtet haben, wir hatten den guten alten Percy vor der Linse, der sich darüber ausließ, wie sich das Zentrum künftig entwickeln sollte …«
    Sie zog die Augenbrauen hoch und warf ihm einen amüsierten Blick zu. Offensichtlich spielte sie auf Percy Follows’ notorische Publicity-Sucht an, die sich noch gesteigert hatte, seit der Stadtrat erwog, einen Direktor für die Gesamtleitung des Zentrums einzusetzen.
    Dee ließ seinen Blick anerkennend, aber nicht wollüstig über ihren Körper wandern und sagte: »Natürlich. Miss Ripley. Nett, daß wir uns wiedersehen. Wie kann ich Ihnen weiterhelfen?«
    »Es geht um den Short-Story-Wettbewerb. Soviel ich weiß, leiten Sie die Jury.«
    »Weit gefehlt«, stellte er richtig. »Ich gehöre nur zu den Vorsortierern.«
    »Ich bin mir sicher, daß Sie mehr tun als nur das«, sagte sie und ließ ihren Charme auf Hochtouren spielen. Sie kannte die Männer und glaubte, unter seinem forschenden, aber höflich-neutralen Blick tieferes Interesse aufwallen zu sehen. »Wann ist denn Einsendeschluß?«
    »Heute abend«, erklärte er. »Sie müssen sich also beeilen.«
    »Ich habe nicht vor, teilzunehmen«, erwiderte sie scharf, sah aber dann an seinem leisen Lächeln, daß er sie verschaukelte.
    Eigentlich sah er gar nicht

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