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Die rätselhaften Worte

Die rätselhaften Worte

Titel: Die rätselhaften Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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kleinere Studiotheater des Zentrums, wo er sich austoben kann – also, das war eindeutig ein Gähnen!«
    »Nein, es war der Versuch, auch mal zu Wort zu kommen. Ich wollte die Vermutung äußern, daß dieser Bird beschlossen hat, sich ebenfalls für den Direktorposten des Zentrums zu interessieren.«
    »Hast du schon mal dran gedacht, zur Kripo zu gehen?« fragte Rye. »Spot an. Also sind Bird und Follows in einen Kampf auf Leben und Tod verwickelt. Eigentlich ist es ganz schön komisch, sie zu beobachten. Sie bemühen sich überhaupt nicht, ihre Empfindungen füreinander zu verbergen. Wenn sich im Zentrum irgendein Betätigungsfeld auftut, stürzen sie sich beide darauf wie zwei Hunde, denen man einen Knochen hinwirft. Die Römische Erlebniswelt ist ein Schauspiel, sagt Ambrose, also übernimmt er die Verantwortung für Klangeffekte und probt mit den Leuten, die die Händler an den Marktständen spielen. Der arme alte Percy muß sich mit der Sprache und den Gerüchen begnügen.«
    »Gerüche?«
    »O ja. Die Originalgerüche des römischen Britannien. Eine Kreuzung aus Rugby-Umkleideraum und Schlachthof, soweit ich sie identifizieren kann. Jetzt fange ich schon selber an zu gähnen. Die Folge ist, daß Percy sich im Gegenzug den Löwenanteil der Vorbereitungen für die Vernissage gesichert hat und mit typischer sexistischer Taktlosigkeit die ganze weibliche Belegschaft zwangsverpflichtet hat, mit Chardonnay und Cocktailhappen herumzulaufen. Und damit endet meine Erzählung. Du hast dich ganz gut gehalten, es sei denn, du beherrschst wie die Pferde die Kunst, mit offenen Augen zu schlafen.«
    »Und warum läßt sich eine intelligente, lebhafte, unabhängige moderne Frau wie du so einen Quatsch gefallen?« fragte Hat mit, wie er hoffte, glaubhafter Empörung.
    »Ist ja nicht so tragisch«, meinte sie abwehrend. »Ich wäre sowieso hingegangen. Dick wird auch ein paar Gemälde ausstellen. Er hat eine künstlerische Ader.«
    Sie sah, daß er drauf und dran war, einen Witz zu reißen, und freute sich, daß ihn die Klugheit daran hinderte.
    »Wenn das so ist«, sagte er, »nun, schließlich bin ich auch Staatsdiener, warum also nicht? Zwanglose Kleidung, oder?«
    »Künstler-Outfit«, murmelte sie. »Das bringt mich auf eine sehr wichtige Frage. Was trägt der gutgekleidete Zwitscherich in Stangdale, Hat?«
    Er betrachtete sie mit ernster Miene, um seine Freude darüber zu verbergen, daß sie ihm anscheinend einen Handel anbot. Dann sagte er: »Fangen wir bei der untersten Schicht an. Hast du Thermounterwäsche?«

[home]
    Acht
    J ax Ripleys Kollegen war aufgefallen, daß sie den ganzen Freitag nachmittag geistesabwesend und nachdenklich wirkte. Gewöhnlich arbeitete sie konzentriert, wenn sie ihre Themen für die Vorabendsendung zusammenstellte, und wurde rasch ungeduldig, wenn jemand nicht mit ihrem Tempo mithalten konnte. Heute aber schien sie kaum in der Lage, Entscheidungen zu treffen.
Out and About
bestand normalerweise aus mehreren zuvor aufgezeichneten Beiträgen, wobei Jax von einem zum anderen überleitete. Am Schluß folgte ein Live-Interview im Studio zu einem Thema von lokalem Interesse. Und alles, was sie sich heute dafür notiert hatte, betraf den
Short-Story-Wettbewerb.
    »Wer sind die Gäste?« fragte John Wingate, der Direktor des Senders. Er war ein rundlicher Mann in mittleren Jahren mit einem schmalen, ausgehungerten Gesicht, was den Eindruck erweckte, daß seine chronische Sorge um alles und jedes den Körper bis zu einer Demarkationslinie rund um den Hals verschont hatte. Unterhalb davon strotzten weiche Falten rosigen Fleisches vor Gesundheit und verströmten, durch Sonne oder Sex aufgewärmt, einen Duft, der Jax an das Bett ihrer Kindheit erinnerte, unter dem ihre umsichtige Mutter Äpfel ausgelegt hatte, die dort den Yorkshire-Winter wohlbehalten überstanden. Mit Wingate zu vögeln, hatte nicht nur ihrer Karriere gedient, sondern auch ihrer Lust.
    »Keine Gäste … Nur ich.«
    »Es sind immerhin ein paar Minuten«, meinte er zweifelnd, »da wird uns der Stoff knapp, Jax.«
    »Nein, ich brauche die Zeit.«
    »Warum? Ein so langweiliges Thema wie einen Short-Story-Wettbewerb kannst du doch wohl locker in neunzig Sekunden abhandeln?«
    »Vertrau mir.«
    »Du führst etwas im Schilde, Jax?« fragte er argwöhnisch. »Ich hasse es, wenn du ›vertrau mir‹ sagst.«
    Schließlich traf sie eine Entscheidung, legte die Hand auf seinen Schenkel und lächelte.
    »Es geht schon klar, John«, sagte

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