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Die rätselhaften Worte

Die rätselhaften Worte

Titel: Die rätselhaften Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Nacht, dann schreib’ ich’s auf und lass’ es dir zukommen.«
    »Nein, lauf nicht weg«, sagte Dalziel. »Bleib da, Mr. Bowler besorgt dir noch was zu trinken. Eigentlich könnte ich eine Kleinigkeit essen. Die machen hier einen richtig schön feisten Karamelpudding. Ich lade dich ein.«
    »Igitt. Ich weiß nicht, wie man das Gegenteil von einem Süßmäulchen nennt, aber ich wäre es. Mich hat man als Kind mit Süßkram zwangsernährt. Da fällt mir ein, Andy, ich würde ja gerne bleiben, aber sonntags besucht man seine Familie, wenn man eine hat.«
    Klingt wie ein Seitenhieb, dachte Hat.
    »Ach. Ist deine Mutter wohlauf?« fragte Dalziel. »Kümmert sie sich immer noch um die drei K’s in ihrem Kuhkaff?«
    Und das, auch wenn Hat es nicht verstand, schien der Gegenschlag zu sein.
    Penn sah einen Augenblick so aus, als wolle er dem Dicken den Rest seines Biers über den Schädel schütten, doch er beherrschte sich und antwortete mit einem schiefen Lächeln: »Ja, Andy, meine alte Mutter ist noch putzmunter, und sie wird mir die Leviten lesen, wenn ich sie am Sonntag nicht besuche. Ich komme gerne bei anderer Gelegenheit auf Ihre freundliche, wenn auch unfreiwillige Einladung zurück, Constable. Schönen Tag. Wir sehen uns morgen, nehme ich an.«
    »Morgen?« fragte Dalziel.
    »Was ist los? Hast du Alzheimer oder bloß so viele Leichen, daß du den Überblick verlierst? Bitte, ich erinnere dich gerne. Da die Obduktion abgeschlossen ist, die Leichenfledderer sie also genügend zerschnippelt haben, darf die arme Jax endlich unter die Erde. Liest man nicht in Büchern, daß Mörder gerne zur Beerdigung ihrer Opfer kommen? Man sieht sich.«
    Er leerte sein Glas, strich das Wechselgeld ein, das Bowler auf den Tisch gelegt hatte, stand auf und ging Richtung Ausgang.
    »Sir?« fragte Hat, der ihm hinterhersah. »Wir lassen ihn einfach so gehen?«
    »Was schlägst du vor?« sagte Dalziel. »Ihn in den Schwitzkasten nehmen und ihm Handschellen anlegen?«
    »Nein, Sie haben recht. Sir, was hat das mit den drei K zu bedeuten?«
    »Was Deutsches:
Kinder, Küche, Kirche.
Womit sich der landläufigen Meinung nach deutsche Frauen beschäftigen. Lernt ihr heutzutage eigentlich gar nichts mehr in der Schule?«
    Hat schluckte das.
    »Aber Mr. Penn ist doch von hier, aus Yorkshire, oder? Er hört sich jedenfalls so an.«
    »Hört sich so an, ja. Hier aufgewachsen, aber nicht hier geboren. Seine Eltern sind aus Ostberlin. Haben’s grade noch geschafft, der Stasi zu entkommen, als sie die Mauer gebaut haben. Du erinnerst dich doch noch an die Mauer, oder?«
    »Ich erinnere mich, wie sie gefallen ist. War ein ziemlicher Wirbel damals.«
    »Ja, und der hat noch nicht aufgehört«, sagte der Dicke. »In meinem Leben hab’ ich schon ein paarmal ›Happy Days Are Here Again‹ mitgesungen … aber die schönen Tage kehren nie wieder, vielleicht, weil es sie nie gegeben hat …«
    Er starrte in sein Glas. Man hätte seinen Blick für melancholisch halten können, aber vielleicht wollte er auch nur darauf hinweisen, daß es zur Neige ging.
    »Also haben sich seine Eltern hier in Yorkshire niedergelassen?«
    »Auf Einladung. Lord Partridge, damals ein wichtiger Mann bei den Torys, hat sie unterstützt. Wollte wohl demonstrieren, daß er seinen Teil dazu beiträgt, die rote Gefahr zu bekämpfen. Der Fairneß halber muß man sagen, er hat sich wirklich um sie gekümmert. Sie hat im Haus gearbeitet, er in den Pferdeställen. Und Charley hat eine gute Ausbildung bekommen. Unthank College. Besser als ich. Flüchtling hätte man sein sollen.«
    »Unthank College? Aber ist das nicht eine Privatschule? Mit Internat und so weiter?«
    »Na und? Du hast nicht etwa linke Flausen im Kopf, oder?«
    »Nein. Ich meine nur, man hört es ihm nicht an, daß er auf so eine Schule gegangen ist. Er spricht mehr wie …«
    Hat stockte, aus Angst, Dalziel könnte sauer werden, aber der meinte nur gleichmütig: »Mehr wie ich, willst du sagen? Ja, da hast du recht. Was immer sie Charley dort angetan haben, sie haben es nicht geschafft, daß er so redet wie die, die mit dem Silberlöffel im Arsch zur Welt gekommen sind. Bemerkenswert das.«
    Hat faßte wieder Mut und fragte: »Leben seine Eltern beide noch?«
    »Ich weiß nicht viel über sie, außer dem, was ich dir gesagt habe. Wenn ich’s mir recht überlege, hat er sie noch nie erwähnt – außer eben, als ihn ganz plötzlich das Bedürfnis überkam, seine Mutter zu besuchen.«
    »Sie muß schon

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