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Die Raeuber

Die Raeuber

Titel: Die Raeuber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Schiller
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wieder, ich lebe, und opferte mir die Krone einer Heiligen auf. Sie weiß mich in Wüsten irren, und im Elend herumschwärmen, und ihre Liebe fliegt durch Wüsten und Elend mir nach. Auch heißt sie Amalia wie Sie, gnädiges Fräulein.
    AMALIA
    Wie beneid ich Ihre Amalia.
    MOOR
    Oh sie ist ein unglückliches Mädchen! ihre Liebe ist für einen, der verloren ist, und wird – ewig niemals belohnt.
    AMALIA
    Nein, sie wird im Himmel belohnt. Sagt man nicht, es gebe eine bessere Welt, wo die Traurigen sich freuen, und die Liebenden sich wiedererkennen?
    MOOR
    Ja, eine Welt, wo die Schleier hinwegfallen und die Liebe sich schröcklich wiederfindet – Ewigkeit heißt ihr Name – Meine Amalia ist ein unglückliches Mädchen.
    AMALIA
    Unglücklich, und Sie lieben?
    MOOR
    Unglücklich, weil sie mich liebt! wie, wenn ich ein Totschläger wäre? Wie, mein Fräulein? wenn Ihr Geliebter Ihnen für jeden Kuss einen Mord aufzählen könnte? Wehe meiner Amalia! Sie ist ein unglückliches Mädchen.
    AMALIA
    (froh aufhüpfend) Ha, wie bin ich ein glückliches Mädchen! Mein Einziger ist Nachstrahl der Gottheit, und die Gottheit ist Huld und Erbarmen! Nicht eine Fliege konnt er leiden sehen – Seine Seele ist so fern von einem blutigen Gedanken, als fern der Mittag von der Mitternacht ist.
    MOOR
    (kehrt sich schnell ab in ein Gebüsch, blickt starr in die Gegend).
    AMALIA
    (singt und spielt auf der Laute).
    Willst dich, Hektor, ewig mir entreißen,
    Wo des Äaciden mordend Eisen
    Dem Patroklus schröcklich Opfer bringt?
    Wer wird künftig deinen Kleinen lehren,
    Speere werfen und die Götter ehren,
    Wenn hinunter dich der Xanthus schlingt?
    MOOR
    (nimmt die Laute stillschweigend und spielt).
    Teures Weib, geh, hol die Todeslanze! –
    Lass – mich fort – zum wilden Kriegestanze –
    (Er wirft die Laute weg und flieht davon.)

Fünfte Szene
    Nah gelegener Wald. Nacht.
    Ein altes verfallenes Schloss in der Mitte.
    Die Räuberbande gelagert auf der Erde.
    DIE RÄUBER
    (singen).
    Stehlen, morden, huren, balgen
    Heißt bei uns nur die Zeit zerstreun.
    Morgen hangen wir am Galgen,
    Drum lasst uns heute lustig sein.
    Ein freies Leben führen wir,
    Ein Leben voller Wonne.
    Der Wald ist unser Nachtquartier,
    Bei Sturm und Wind hantieren wir,
    Der Mond ist unsre Sonne,
    Mercurius ist unser Mann,
    Der ’s Praktizieren trefflich kann.
    Heut laden wir bei Pfaffen uns ein,
    Bei masten Pächtern morgen,
    Was drüber ist, das lassen wir fein
    Den lieben Herrgott sorgen.
    Und haben wir im Traubensaft
    Die Gurgel ausgebadet,
    So machen wir uns Mut und Kraft,
    Und mit dem Schwarzen Brüderschaft,
    Der in der Hölle bratet.
    Das Wehgeheul geschlagner Väter,
    Der bangen Mütter Klaggezeter,
    Das Winseln der verlassnen Braut
    Ist Schmaus für unsre Trommelhaut!
    Ha! wenn sie euch unter dem Beile so zucken,
    Ausbrüllen wie Kälber, umfallen wie Mucken,
    Das kitzelt unsern Augenstern,
    Das schmeichelt unsern Ohren gern.
    Und wenn mein Stündlein kommen nun,
    Der Henker soll es holen,
    So haben wir halt unsern Lohn,
    Und schmieren unsre Sohlen.
    Ein Schlückchen auf den Weg vom heißen Traubensohn,
    Und hurra rax dax! geht’s, als flögen wir davon.
    SCHWEIZER
    Es wird Nacht, und der Hauptmann noch nicht da!
    RAZMANN
    Und versprach doch, Schlag acht Uhr wieder bei uns einzutreffen.
    SCHWEIZER
    Wenn ihm Leides geschehen wäre – Kameraden! wir zünden an und morden den Säugling.
    SPIEGELBERG
    (nimmt Razmann beiseite) Auf ein Wort Razmann.
    SCHWARZ
    (zu Grimm) Wollen wir nicht Spionen ausstellen?
    GRIMM
    Lass du ihn! Er wird einen Fang tun, dass wir uns schämen müssen.
    SCHWEIZER
    Da brennst du dich, beim Henker! Er ging nicht von uns wie einer, der einen Schelmenstreich im Schild führt. Hast du vergessen was er gesagt hat, als er uns über die Heide führte? – »Wer nur eine Rube vom Acker stiehlt, dass ich’s erfahre, lässt seinen Kopf hier, so wahr ich Moor heiße«. – Wir dörfen nicht rauben.
    RAZMANN
    (leise zu Spiegelberg) Wo will das hinaus – rede deutscher!
    SPIEGELBERG
    Pst! Pst! – Ich weiß nicht, was du oder ich für Begriffe von Freiheit haben, dass wir an einem Karrn ziehen wie Stiere, und dabei wunderviel von Independenz deklamieren – Es gefällt mir nicht.
    SCHWEIZER
    (zu Grimm) Was wohl dieser Windkopf hier an der Kunkel hat?
    RAZMANN
    (leise zu Spiegelberg) Du sprichst vom Hauptmann? –
    SPIEGELBERG
    Pst doch! Pst! – Er hat so seine Ohren unter uns herumlaufen. – Hauptmann sagst du? Wer hat ihn

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