Mittagsschläfchen.« Lächelnd stand er auf und führte sie in den Nebenraum. Aber sie nahm an, dass er gar nicht schlafen, sondern sich vielmehr überzeugen wollte, ob außer seinem lädierten Arm alles andere noch funktionierte.
Es war ein aufregender Tag, der letzte vor Tanyas Abreise. Sie blieben den ganzen Nachmittag im Bett, während die anderen ausritten, und schließlich schlief Gordon in Tanyas Armen ein, die ihn liebevoll fest hielt. Vor zwei Tagen hätte sie ihn beinahe verloren. Ein unvorstellbarer Gedanke …
Als Hartley an diesem Nachmittag mit Mary Stuart ausritt, gestand er ihr, dass er vor ihrer Reise nach London Angst habe. »Wenn du nicht zu mir zurückkommst, was soll ich dann tun? Eben erst habe ich dich gefunden, und nun wird mir dieses Glück womöglich schon wieder genommen.« Seinen Entschluss, das Erlebnis in einem Buch zu verwerten, verschwieg er ihr. Damit würde er zwar nichts ändern, aber es würde ihm wenigstens helfen, seine Gefühle zu verarbeiten. »Du kannst mir nicht versprechen, bei mir zu bleiben.«
»Da hast du Recht. Aber wir beide mussten schon viele Verluste hinnehmen, warum sollen wir uns also mit einem Problem belasten, das noch gar nicht existiert?«
»Weil es noch schmerzlicher ist, wenn man sich nicht darauf vorbereitet. Ich würde dich schrecklich vermissen.«
»Natürlich komme ich zurück.«
Seine Antwort überraschte sie. »Aber nicht, wenn du deine Ehe retten kannst. Einmal hätten Margaret und ich uns fast scheiden lassen, denn ich hatte nach etwa zehn Ehejahren eine Affäre. Das war sehr dumm von mir, und es geschah nie wieder. Damals mussten wir uns mit der traurigen Tatsache abfinden, dass sie keine Kinder bekommen konnte, und sie hat sehr darunter gelitten. Eine Zeit lang distanzierte sie sich von mir, und nur deshalb ließ ich mich mit einer anderen Frau ein. Margaret fand es heraus, wir lebten sechs Monate getrennt, und ich setzte jene Liaison fort. Schließlich bildete ich mir sogar ein, die Frau zu lieben. Sie war Französin, und ich zog zu ihr nach Paris. Einige Zeit später flog ich nach New York zurück, weil ich Margaret um die Scheidung bitten wollte. Und da merkte ich, dass alles noch da war, was ich an ihr geliebt hatte. Sie bedeutete mir so viel trotz all ihren Fehlern und Neurosen und ihrer Unvernunft – ihre Ehrlichkeit, Loyalität und Kreativität, ihr wunderbarer Humor, ihre Intelligenz und Fairness. Und obwohl ich mich von ihr verabschieden wollte, erwachte eine neue Liebe.«
Nachdenklich schaute er zu den Bergen hinüber und holte tief Atem. »Ich kehrte nicht nach Paris zurück, doch damit hatte die andere Frau schon bei meiner Abreise gerechnet. Sie betonte, sie könnte keine langen Erklärungen ertragen -zwei Wörter würden genügen. Wenn ich mich scheiden lassen wollte, sollte ich ihr telegrafieren:
Arielle.> Damals gab's noch keine Faxgeräte«, fügte er lächelnd hinzu. »Wenn ich mich mit Margaret versöhnen würde, sollte das Telegramm lauten:
Arielle.> Bevor ich Paris verließ, versicherte ich ihr, es bestehe kein Grund zur Sorge, und ich würde sie immer lieben, doch ich telegrafierte ihr:
Arielle.> Ich sah sie nie wieder. Darum hatte sie mich gebeten. Aber ich konnte sie nie vergessen.«
Es war eine traurige Geschichte, die Mary Stuart zu Tränen rührte.
»Falls uns ein ähnliches Schicksal erwartet«, fuhr er fort, »sollst du eines wissen – was hier geschehen ist, werde ich niemals bereuen und dich immer lieben. Mein Leben wird weitergehen, und eines Tages werde ich die Enttäuschung verwinden. Übrigens, Arielle hat einen Minister geheiratet und ist eine bedeutende Schriftstellerin geworden. Aber ich glaube, sie denkt immer noch an unser einstiges Glück. Margaret konnte sie auch nicht vergessen. Trotzdem nehme ich an, dass sie mir verziehen hat.« Nach einer kurzen Pause sagte er eindringlich: »Was uns beide betrifft – mit dir habe ich zwei wundervolle Wochen verbracht, und ich war sehr glücklich.« Mit Mary Stuarts Hilfe hatte er Margarets Tod endlich überwunden und fühlte sich viel besser.
»Für mich war es genauso schön, und ich werde mich stets daran erinnern – falls es vorbei wäre. Doch das bezweifle ich, Hartley. Ich will wirklich nicht bei Bill bleiben.«
»Was zwischen zwei Menschen geschieht, lässt sich nie voraussehen. Wart erst mal das Gespräch mit deinem Mann ab. Hätte ich Margaret damals verlassen, wären mir sechzehn glückliche Jahre mit ihr entgangen. Sei