Die Ranch
er zu ihr kommen würde.
»O Gordon, ich freue mich so auf deinen Besuch.«
»Und ich zähle die Minuten.« Die Augen geschlossen, stellte er sich vor, wie sie morgens in seinem Bett erwacht war, und sehnte die gemeinsame Zukunft auf der Parker Ranch herbei. Um Tanya anzurufen, war er zu einer Telefonzelle gefahren. Immer wieder warf er Vierteldollarmünzen ein und weigerte sich, ihr die Nummer des Anschlusses zu verraten oder nächstes Mal ein R-Gespräch zu führen. Manchmal war er sehr eigensinnig. Am nächsten Tag würde er sich wieder melden, versprach er und bat sie, ihrer Freundin herzliche Grüße auszurichten.
Mary Stuart hörte nichts von Hartley, was sie auch gar nicht erwartete. Sie hatten vereinbart, erst wieder Verbindung aufzunehmen, wenn die Angelegenheit in London geklärt war.
»Adieu,
Arielle« oder
»Bonjour,
Arielle«… Am Donnerstag würde er, nach seinen Terminen in Seattle und Boston, zu Hause eintreffen.
Abends lud Tanya ihre Freundin ins Spago ein und machte sie mit Wolfgang Puck bekannt, dem Besitzer des Lokals, und zählte die Namen einiger Gäste auf. Victoria Principal dinierte in großer Gesellschaft. Auch George Hamilton war da … Harry Hamlin … Jaclyn Smith … Warren Beatty … An einem Ecktisch saß George Christy vom
Hollywood Reporter.
Und alle kannten Tanya. Aber das Spago zählte zu den wenigen Lokalen in dieser Stadt, wo sogar die größten Stars unbehelligt blieben.
Während Tanya am nächsten Tag im Aufnahmestudio probte, erledigte Mary Stuart ein paar Einkäufe. Abends gingen sie früh ins Bett. Gordon hatte wieder angerufen, und von Bill war ein Fax angekommen. Inzwischen hatte Mary Stuart ihm mitgeteilt, wann sie in London landen würde, und er bestätigte den Termin. Kein persönliches Wort. Seufzend legte sie das Blatt beiseite.
Beim Abschied am nächsten Morgen lagen sich die Freundinnen weinend in den Armen. Am liebsten hätten sie die Zeit zurückgedreht, um nach Wyoming zu fahren.
»Sicher wird alles gut«, meinte Tanya aufmunternd. »Denk an Hartley.«
An etwas anderes konnte Mary Stuart ohnehin nicht denken, und im Flugzeug schrieb sie ihm sogar einen Brief. Vielleicht würde Hartley ihn aufbewahren – er war so wunderbar sentimental. Sie versicherte, wie viel er ihr bedeutete, schwärmte von den himmlischen Tagen auf der Ranch und erklärte, ihr Leben sei öde und leer gewesen, bevor sie ihn kennen gelernt habe. Sobald sie in ihrem Londoner Hotel eintreffen würde, wollte sie den Brief aufgeben.
Die Hoteldirektion schickte ein Auto zum Flughafen. Mary Stuart hatte beschlossen, im Claridge abzusteigen, wo auch Bill wohnte, weil ihr das einfacher erschien. Ob er das erfahren hatte, wusste sie nicht. Aber er war von der Rezeption informiert worden.
Im Claridge angekommen, wurde sie wie eine ausländische Würdenträgerin in ihr Zimmer geleitet. Man erklärte ihr, Mr. Walker würde gerade mit seiner Sekretärin in seiner Suite arbeiten. Da Mary Stuart etwas Zeit brauchte, rief sie ihn nicht sofort an. Sie wusch ihr Gesicht und frisierte sich. Wie üblich sah sie untadelig aus, in einem schwarzen Leinenkostüm, das trotz der langen Flugreise keine einzige Knitterfalte aufwies.
Nachdem sie eine Tasse Tee bestellt und getrunken hatte, wählte sie Bills Nummer. Nun war es zehn Uhr morgens, und sie ahnte nichts von seiner wachsenden Ungeduld. Er wusste, dass ihre Maschine um sieben gelandet war. Um acht musste sie durch den Zoll gegangen und um neun im Hotel eingetroffen sein. Das hatte er sich von der Rezeption bestätigen lassen. Nun saß sie in ihrem Zimmer, und er wartete nervös auf ihren Anruf. Aber sie hatte es nicht eilig. An diesem Donnerstag würde sie noch genug Zeit für das klärende Gespräch finden. Da sie Alyssa nicht erreicht hatte, wollte sie bereits am Freitag nach New York zurückfliegen.
Schon nach dem ersten Läuten meldete er sich. Es fiel ihr schwer, am Telefon mit ihm zu reden. Als sie ihre Zimmernummer nannte, versprach er, sie sofort aufzusuchen, und erklärte der Sekretärin, in den nächsten Stunden dürfe er nicht gestört werden. Er habe eine wichtige Besprechung.
Unbehaglich öffnete Mary Stuart die Tür. Er sah so schmerzlich vertraut aus, wie der Mann, den sie so lange geliebt hatte. Aber er war ein anderer geworden. Beide hatten sich verändert.
»Hallo, Bill«, begrüßte sie ihn mit belegter Stimme. Er wollte sie umarmen. Dann schaute er in ihre Augen und besann sich eines Besseren. »Wie geht es dir?«
»Nicht
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