Die Ranch
die Scheiße nicht!«, fauchte Zoe wütend. Trotzdem konnte sie sich eine wichtige Frage nicht verkneifen. »Hast du ihm wirklich eine Ranch gekauft? Wahrscheinlich ist das blanker Unsinn …«
»Ich habe
mir
eine Ranch gekauft. Aber er wird sie für mich verwalten, denn ich will ihn nicht in meine widerwärtige Welt hineinzerren. Hier ist er glücklich, und ich möchte zeitweise bei ihm leben.«
»Eine gute Idee. Tut mir Leid, dass alles an die Öffentlichkeit gedrungen ist.«
»Mir auch. Ich möchte bloß wissen, wer's ausgeplaudert hat – vermutlich alle: die Polizisten, die Krankenschwestern, die Sanitäter, die Touristen, der Immobilienmakler. Daran bin ich gewöhnt. Manchmal werde ich sogar von Freunden verraten. Es ist hoffnungslos, denn aus vielen kleinen Informationen werden Schauergeschichten gesponnen und wie ein engmaschiges Netz über meinen Kopf gezerrt.« Wie mochte Gordon sich jetzt fühlen? Sicher grauenhaft. Was so wundervoll gewesen war, wurde gnadenlos in den Schmutz gezogen. Am vergangenen Abend hatte sie ihn wieder besucht, für ihn gekocht und sein Cottage erst bei Tagesanbruch verlassen, denn ihre Liebe war ohnehin kein Geheimnis mehr. Bei der Rückkehr in ihren Bungalow hatte sie die Zeitungen gefunden. Ihre Freundinnen hatten überlegt, ob sie die Revolverblätter verstecken sollten, doch das wäre sinnlos gewesen. Irgendwann würde Tanya so oder so von der neuen Verleumdungskampagne erfahren, und es erschien ihnen besser, wenn sie sich den Tatsachen stellte.
»O Hartley, diese verdammten Bastarde!«, klagte Mary Stuart. Auch er war gelegentlich in der Presse verunglimpft worden, aber nicht so übel wie Tanya. Die meisten Schriftsteller genossen eine gewisse Immunität – ein Rockstar war Freiwild.
Am späteren Vormittag ging Tanya wieder in Gordons Cottage und nahm die Zeitungen mit. Ihre Freundinnen ritten ein letztes Mal aus, von John Kroner begleitet. Tanya wollte diese Stunden lieber bei Gordon verbringen und die peinlichen Reportagen mit ihm besprechen. Sobald sie das Haus betrat, merkte sie ihm an, dass er schon Bescheid wusste. In seinen Augen las sie tiefen Schmerz und Scham. Bedeutete dies das Ende ihres Glücks? Er saß auf der Couch, sah fern und trank Kaffee. Sogar in den Nachrichtensendungen hatte man die neueste Sensation breitgetreten und Fotos von Gordon gezeigt, was sie noch nicht wusste. Wie konnte man die Wahrheit dermaßen verzerren? Das verstand er nicht. Bedrückt schaute er zu Tanya auf.
»Wie geht's deinem Arm?«, fragte sie, und er bewegte ihn ein bisschen. Aber es war nicht der Arm, der ihr in diesem Moment Kummer bereitete.
»Du hast zu viel für die Ranch bezahlt«, meinte er beiläufig, als sie sich zu ihm setzte.
»Macht's dir Spaß, für Schlagzeilen zu sorgen?« Aufmerksam beobachtete sie sein Gesicht. Er berührte sie nicht, und er sagte nicht, dass er sie liebte, er musste das alles erst einmal verdauen.
»Diesen zweifelhaften Ruhm würde ich gern auf andere Weise einheimsen. Zum Beispiel, indem ich einen Reporter erschieße.«
»An diesen ganzen Mist musst du dich gewöhnen«, erklärte sie tonlos. »So was tun sie mir immer wieder an. Schon seit Jahren. Ganz egal, was ich mache, die Klatschkolumnisten verwandeln es in Scheiße. Und was ich auch sage, es wird missverstanden oder falsch zitiert. Die Medien schrecken vor nichts zurück. Wieder und immer wieder. Kannst du damit leben?«
»Nein.« Endlich schaute er in Tanyas Augen, und ihr Herz schlug schneller. »Und du sollst auch nicht damit leben. Du darfst nicht nach L.A. zurückkehren. Bleib hier, für immer. «
»In Wyoming würde man mich genauso behandeln. Was glaubst du, wer die Story ausposaunt hat? Der Immobilienmakler, die Krankenschwestern, die Sanitäter, die Polizisten, die Veranstalter des Rodeos … Jeder will mit mir angeben, und deshalb verkaufen sie meinen Arsch.«
»Das können sie gar nicht, der gehört mir«, erwiderte er und grinste schwach.
»Zweifellos. Aber du musst unsere Situation begreifen. Was wir auch tun – man wird's in den Dreck zerren. Wenn ich ein Baby bekomme, wird man behaupten, es sei adoptiert, weil ich zu alt für eine Schwangerschaft bin. Oder man wird lauthals verkünden, ich hätte es mit dem Postboten getrieben. Wenn wir eine Putzfrau einstellen, wirst du am nächsten Tag in der Zeitung lesen, du würdest mit ihr bumsen, weil ich gerade in L.A. bin. Und wenn ich ein Geschenk für dich kaufe, werden alle Titelseiten verkünden, wie viel es
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