Die Ranch
»Tut mir Leid.«
»Mir auch.« Er war zu spät ins Leben zurückgekehrt. Wahrscheinlich auch nur für einen kurzen Besuch, und wenn sie bei ihm bliebe, würde er sie nach wenigen Wochen wieder genauso grausam behandeln wie zuvor. Das wollte sie nicht riskieren. »Was für ein gottverdammter Narr ich war«, flüsterte er. »Ich wusste einfach nicht, wie ich die Situation bewältigen sollte.«
Gegen Mary Stuarts Willen stiegen auch ihr Tränen in die Augen. »Ich auch nicht. Und ich hätte dich so dringend gebraucht. Sonst gab es niemanden …«
»Ich hatte nicht einmal mich selber, als wäre ich mit Todd gestorben. Und ich zerstörte unsere Ehe.«
»Ja!«, warf sie ihm unverblümt vor.
»Wie gern würde ich das alles ungeschehen machen, Stu … Ich weiß, dass das nicht geht, also kann ich dir nur versichern, wie tief ich mein Verhalten bedaure. Du hast was Besseres verdient, und ich war ein kompletter Idiot.«
»Und was soll ich mit diesem Geständnis anfangen?« Plötzlich stand sie auf und begann umherzuwandern. »Warum erzählst du mir, wie grässlich du warst? Wieso hast du nichts dagegen getan?«
»Weil ich nicht wusste, wie ich's ändern sollte. Erst in London wurde mir klar, was ich falsch gemacht hatte. Ich fühlte mich einsam und wollte dich bitten, hierher zu kommen. Aber das brachte ich nicht über mich. Und du hast dich auf dieser verdammten Touristenranch amüsiert. Wahrscheinlich bist du jetzt in irgendeinen Cowboy verliebt …«
Am liebsten hätte sie ihn geschüttelt. Fassungslos starrte sie ihn an. »Was für ein Narr du bist!« Das hätte sie schon vor Monaten sagen sollen.
»Tut mir Leid, ich wollte dich nicht kränken. Ich meine nur – ich hätte es verdient.«
»Weißt du, was du verdienst, William Walker? Einen Tritt in den Hintern! Also warst du einsam in London? Wie konntest du so dumm sein, dich hier für zwei oder drei Monate zu vergraben und mich in New York hängen zu lassen? Warum sollte ich mit so einem Mann verheiratet bleiben?«
»Du hast Recht, das solltest du nicht …«
»Okay. Freut mich, dass wir in diesem Punkt einer Meinung sind. Lassen wir uns scheiden.« Endlich hatte sie's ausgesprochen. Es war vorbei.
Aber zu ihrer Verwirrung schüttelte er den Kopf und erinnerte sie an einen kleinen Jungen, der sich weigerte, den Zahnarzt aufzusuchen. »Das will ich nicht.«
»Und warum nicht?«, fauchte sie ärgerlich.
»Weil ich dich liebe.«
Bei diesen Worten schaute er ihr direkt in die Augen. Traurig wich sie seinem Blick aus und trat ans Fenster. »Ich fürchte, dafür ist es zu spät.« Nie wieder würde sie an seine Liebe glauben.
»Es ist nie zu spät«, entgegnete er. »Oder bist du unfähig, mir zu verzeihen? Das würde nicht zu dir passen. Du warst immer so gut.«
»Vielleicht zu gut. Wie auch immer, für mich ist es zu spät. Tut mir wirklich Leid.« Den Rücken Bill zugewandt, betrachtete sie die Dächer von London.
Sie wollte die Diskussion beenden. Sie hatte ihn über ihre Scheidungsabsichten informiert, und mehr gab es nicht zu sagen. Sie wollte ein Fax abschicken:
»Bonjour,
Arielle.« Sobald Hartley am Freitag seine Wohnung betrat, sollte er die Nachricht finden.
Sie hörte Bills Schritte nicht, und als er sie umarmte, zuckte sie zusammen. »Bitte, tu das nicht …«
»Aber ich will es.« Seine Stimme klang so verzweifelt. »Nur ein letztes Mal… Lass dich noch einmal fest halten …«
»Das kann ich nicht.« Bedrückt drehte sie sich zu ihm um. Sein Gesicht war ihrem nahe, und er ließ sie nicht los. Obwohl sie ihm sagen wollte, sie würde ihn nicht mehr lieben, fehlte ihr der Mut dazu. Doch eines Tages würde sie so weit sein. Sie brauchte noch etwas Zeit. Da sie ihn sehr lange geliebt hatte, würde die Liebe nicht über Nacht erlöschen, aber nachdem er ihr so wehgetan hatte, wollte sie ihn nicht mehr lieben. Bedauerlicherweise empfand sie immer noch viel zu viel für ihn.
»Ich liebe dich«, beteuerte er, und sie schloss die Augen, um ihn nicht mehr ansehen zu müssen.
»Davon will ich nichts hören.« Trotzdem befreite sie sich nicht aus seinen Armen.
»Es ist die reine Wahrheit. O Gott, immer werde ich dich lieben, selbst wenn du mich verlässt, so wie ich Todd geliebt habe …« In seinen Augen glänzten neue Tränen. Gegen ihren Willen legte sie den Kopf an seine Schulter und dachte an jene schmerzliche Tragödie. Doch Bill war nicht für sie da gewesen – zu gequält und versteinert, um ihr zu helfen. Jetzt weinten sie beide um ihren
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