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Die Rebellen von Irland

Die Rebellen von Irland

Titel: Die Rebellen von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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Leute verhaftet. Und wissen Sie was? Einer von ihnen ist Lord Maguire.«
    Ein führendes Parlamentsmitglied. Die Verschwörung mochte gescheitert sein, aber wenn ein so bedeutender Mann darin verwickelt war, musste sie einen ernsten Hintergrund haben. Maurice hatte gerade begonnen, den Kaufmann auszufragen, als er seine Mutter in Begleitung einer Hausangestellten auf sich zueilen sah.
    »Maurice«, drängte sie ihn, »du musst sofort nach Hause kommen.«
    Er hatte seine Mutter noch nie so aufgelöst gesehen. Obwohl ihnen unterwegs wenig Zeit blieb, teilte sie ihm mit, wessen er beschuldigt wurde. »Sag mir, dass es nicht wahr ist«, flehte sie. Wie sollte er es ihr erklären?
    »Es ist wahr«, sagte er. Doch seltsamerweise hörte sie nur mit halbem Ohr zu.
    »Dein Vater wird mir die Schuld geben«, rief sie und schüttelte traurig den Kopf, was er überhaupt nicht verstand.
    »Ja, ich weiß«, sagte er mit einer gewissen Bitterkeit. »Sie hätten so etwas nie getan, Sie und Vater.«
    »Gar nichts weißt du«, erwiderte seine Mutter und sprach kein Wort mehr, bis sie zu Hause waren.
     
    Sein Vater war bleich vor Zorn. Seine Augen funkelten. Aber die Augen des alten Niederländers waren noch Furcht erregender. Sie musterten ihn stumm, aber in der schrecklichen, blassblauen Gewissheit, dass er als Angeklagter und Schuldiger vor seiner Familie und dem Allmächtigen stand. Maurice schlug die Augen nieder.
    »Du hast der Enkelin dieses Gentlemans den Hof gemacht.« Das Gesicht seines Vaters war angespannt vor verhaltener Wut. »Hinter unserem Rücken. Ohne ein Wort zu mir. Oder zu Ihnen, Sir.« Er wandte sich dem alten Cornelius van Leyden zu.
    »Das ist richtig, Vater.«
    »Mehr hast du nicht dazu zu sagen?«
    »Ich hätte mit Ihnen sprechen sollen.«
    »Aber du hast mich hintergangen, weil du dir denken konntest, was ich dazu gesagt hätte. Bist du dir nicht darüber im Klaren, welche Schande du über dich und über uns alle gebracht hast? Und, was noch viel schlimmer ist, wie verwerflich du gegen diesen Gentleman und seine Familie gehandelt hast, von seiner Enkelin gar nicht zu reden? Siehst du nicht die Schändlichkeit deines Tuns, Maurice?« Der Niederländer mochte Protestant sein, aber es war offensichtlich, dass Walter den alten Cornelius van Leyden bereits ins Herz geschlossen hatte und schätzte und daher gleichermaßen beschämt wie empört war. »Wie lange geht das schon so?«, fragte sein Vater.
    Tatsächlich noch nicht lange. Maurice war Elena im letzten Herbst mehrmals in Dublin begegnet, aber erst im Frühling hatten sie begonnen, gemeinsame Spaziergänge zu unternehmen. Sie hatten sich geküsst, leidenschaftlich. Und ein wenig mehr. Aber er hatte sich gescheut, noch weiterzugehen. Ehen zwischen Katholiken und Protestanten mochten in seiner Schicht nicht ungewöhnlich sein, aber das hing ganz von der Familie ab. Wäre Elena die Tochter Doyles gewesen, dessen Protestantismus ausschließlich praktische Gründe hatte, wäre es vielleicht etwas anderes gewesen. Aber die Familie van Leyden nahm ihren Glauben ernst, so wie Walter Smith und die Walshs den ihren ernst nahmen. Elena war die weniger schüchterne und die experimentierfreudigere von ihnen beiden gewesen. Allerdings hatte sie einen Großteil des Sommers in Fingal verbracht, sodass sich erst ein paar Mal die Gelegenheit zu einem Stelldichein geboten hatte.
    »Wir haben uns im Frühling angefreundet, aber wir haben uns den Sommer über kaum gesehen.« In diesem Punkt sagte er die Wahrheit.
    »Wie weit ist die Sache gegangen?« Cornelius van Leyden sprach leise, aber eindringlich.
    Maurice blickte zu Boden. Wie viel wusste der Alte? Wie viel hatte Elena ihm erzählt?
    »Nicht zu weit.« Vorsichtig wagte er, den Blick wieder zu heben und die beiden Männer anzuschauen. Er sah, dass sein Vater ihn fragen wollte, was er damit meinte, sich dann aber anders besann.
    »Warte draußen, Maurice«, sagte sein Vater. »Wir sprechen uns später.«
    Kaum hatte sich die Tür hinter seinem Sohn geschlossen, wandte sich Walter Smith an Cornelius.
    »Sir, ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie sehr ich mich für die Beleidigung schäme, die mein Sohn Ihrer Familie zugefügt hat.«
    »Das Mädchen war daran auch nicht ganz unschuldig«, erwiderte der alte Mann.
    »Wie großmütig von Ihnen.«
    »Wenn es ein Kind gegeben hätte …«
    »Ich weiß, ich weiß«, stöhnte Walter. »Ich gebe Ihnen mein Wort, dass er nie wieder in die Nähe Ihrer Enkelin kommt. Im Übrigen«,

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