Die Rebellen von Irland
Zeiten? Vermutlich«, erwiderte O’Byrne daher jetzt.
»Sir Phelims Meinung wäre von Interesse«, begann der Jesuit wieder leise.
»Er ist ein sehr guter Mann, daran besteht überhaupt kein Zweifel«, erwiderte O’Byrne höflich. »Obwohl er mit meiner Frau nur weitläufig verwandt ist, hat er mir viele Gefälligkeiten erwiesen.« Und dann langweilte er Pater Lawrence ein oder zwei Minuten lang mit einer Anekdote über O’Neills Gutherzigkeit.
»Ganz Europa blickt auf uns«, sagte der Jesuit und sah Brian O’Byrne forschend an.
Über dieses Thema wusste Pater Lawrence zweifellos mehr als O’Byrne. Und der Jesuit hatte Grund zur Zufriedenheit.
In den vergangenen zwei Jahrzehnten hatten die Kräfte der katholischen Gegenreformation überall in Europa beachtliche Erfolge erzielt. In Frankreich waren die Calvinisten eine bedrohte Minderheit, die wohl toleriert wurde, aber auf dem Rückzug war. Die mächtigen Lutheraner in Deutschland waren trotz Unterstützung durch gleich gesinnte Engländer, Dänen und Niederländer aus vielen Gebieten verdrängt worden und nur durch das protestantische Heer Schwedens vor dem völligen Scheitern bewahrt worden. Im Osten war die Hälfte der protestantischen Kirchen Polens bereits verschwunden. In Mitteleuropa waren die Protestanten aus Österreich vertrieben worden, und eine mächtige Koalition spanischer, deutscher und päpstlicher Kräfte hatte die großen protestantischen Gemeinden Böhmens und Mährens zerschlagen und diese Länder wieder zum katholischen Glauben zurückgeführt.
»Es gibt wackere Iren auf dem Kontinent, die bereit sind, der heiligen Sache zu dienen«, fuhr Pater Lawrence leise fort. Seit zwei Generationen dienten Iren, die ihre Heimat verlassen hatten, in den Heeren des katholischen Europa. Irische Stammesführer und Fürsten waren auf dem Kontinent zu erfahrenen Heerführern aufgestiegen und bekleideten hohe Posten. »Und vielleicht«, sagte der Jesuit und behielt O’Byrne dabei scharf im Auge, »werden sie die Gelegenheit bekommen, der Sache in ihrer Heimat zu dienen.«
Brian brauchte einen Augenblick, ehe er antwortete. Er wusste nicht, welche Hoffnungen die katholischen Mächte in Europa an Irland knüpften oder wovon im Exil lebende Iren träumten. Pater Lawrence wusste es ohne Zweifel, und er wollte den Jesuiten keinesfalls vor den Kopf stoßen. Aber es kam ihm nicht zu, über die Ansichten Dritter Auskunft zu geben, zumal er einen Eid geschworen hatte, das, was er am Vorabend gehört hatte, für sich zu behalten. Wenn diese Leute Pater Lawrence einzuweihen wünschten, würden sie es noch früh genug tun. Also hielt er es für das Klügste, sich in Unwissenheit zu flüchten.
»Glauben Sie?«, fragte er und erntete dafür einen zornigen Blick. Es wurde Zeit, das Thema zu wechseln. »Gibt es etwas Neues von Orlando?«, erkundigte er sich.
Und dann erfuhr er zu seinem großen Erstaunen, dass Mary Walsh schwanger war.
»Es muss kurz nach Ostern passiert sein«, erklärte der Jesuit. »Sie haben es lange verheimlicht. Selbst ich weiß es erst seit kurzem. Wenn alles gut geht, wird sie das Kind, glaube ich, im November bekommen.« Er lächelte. »Nach so vielen Jahren ist es in der Tat ein Geschenk Gottes.« Darin konnte ihm O’Byrne nur beipflichten.
Er fragte sich, ob er seinen früheren Freund besuchen sollte. Als Faithful Tidy sah, wie sich die beiden Augenblicke später trennten, notierte er die Uhrzeit und folgte dem Jesuiten bis zu dessen Wohnung. Sobald dieser die Tür hinter sich geschlossen hatte, durfte auch Faithful nach Hause gehen. Er wusste zwar nicht, was an einer zufälligen Begegnung zwischen dem Jesuiten und O’Byrne aus Rathconan von besonderem Interesse sein könnte. Gleichwohl machte er sich für den alten Pincher eine Notiz.
***
Walter Smith war ein ehrlicher Mann, aber er hielt sich auch für klug. Seine Geschäfte hatten ihn im Lauf der Jahre reich gemacht. Als Anne sich in O’Byrne verliebte, hatte er es viel früher bemerkt als sie selbst. Und was die öffentlichen Angelegenheiten betraf, so verfolgte er sie genau. Im Großen und Ganzen war er im Herbst 1641 verhalten zuversichtlich.
Ob Anne noch in O’Byrne verliebt war? Wahrscheinlich. Aber der Mann aus den Bergen hatte sie verletzt und enttäuscht. Sie hatte sich nach der ungezügelten Freiheit der Wicklow-Berge gesehnt, aber die hatten sich als rauer Landstrich entpuppt. Nun, da O’Byrnes Kind glücklich in Fingal und aus den Augen war, hatten die Wärme und
Weitere Kostenlose Bücher