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Die Rebellen von Irland

Die Rebellen von Irland

Titel: Die Rebellen von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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Märkte schlenderte und ein kleines Geschäft tätigte. Das Haus der Smiths hatte er gemieden. Er hatte keine Lust, Walter zu begegnen, und da er jetzt an seine neue Frau zu denken hatte, gehörte die Sache mit Anne der Vergangenheit an. Den jungen Maurice hätte er natürlich gern wieder getroffen, aber es sollte nun mal nicht sein.
    Wie es um die beiden Brüder Annes stand, wusste er nicht genau. Seinen Freund Orlando hatte er seit Jahren nicht gesehen. Er hatte nur gehört, dass Orlando und seine Frau das Kind, das Anne von ihm, Brian, empfangen hatte, adoptiert hatten. Aber wie sie zu ihm selber standen, wusste er nicht, und er war sich nicht sicher, ob er es überhaupt wissen wollte. Aber dass Pater Lawrence seine Affäre entschieden missbilligt hatte, konnte er sich denken.
    Umso überraschter war er, als der Pater lächelnd auf ihn zukam und rief: »Genau der Mann, den ich sprechen wollte.«
    O’Byrne wurde sofort stutzig. Während er den Gruß des Jesuiten höflich erwiderte und in sein kluges Asketengesicht blickte, ertappte er sich bei dem Gedanken: Was er wohl herausfinden möchte?
    »Sie waren doch bestimmt bei Sir Phelim?« Eine Frage. Das wissen Sie doch ganz genau, dachte Brian bei sich und ließ sich von dem anderen unter das hölzerne Vordach eines Kaufmannshauses ziehen, das sie vor dem Regen schützte und eine feuchte Enklave bildete. »Dies sind interessante Zeiten für Katholiken, O’Byrne«, sagte der Jesuit.
    Im Mai hatte das englische Parlament seinen Willen durchgesetzt. Der Prozess gegen Wentworth war zwar eine Farce gewesen, aber die Abgeordneten hatten den König gezwungen, Wentworths Todesurteil zu unterzeichnen. Unter dem Jubel der Menge war er geköpft worden. Im Moment gab es keinen neuen Lord Deputy in Irland. Zwei Männer von niedrigerem Rang, die so genannten Lord Justices, verwalteten jetzt die Insel von Dublin aus. Schließlich hatte das englische Parlament die neuntausend Rekruten in Ulster entlassen, von denen es sich bedroht fühlte. Karl I. hatte jetzt kaum noch Truppen in Irland.
    Daher war es keine Überraschung, dass man sich nun auch im irischen Parlament fragte, wie man die Schwäche des Königs ausnutzen konnte. »Irland soll ein separates Königreich werden«, forderten einige Altengländer. »König Karl bleibt natürlich König, aber wir wollen nicht mehr dem Londoner Parlament Rechenschaft ablegen müssen. Irland soll von den Iren regiert werden.« Womit sie natürlich sich selber meinten. Für loyale Gentlemen wie Orlando Walsh, die sich begründete Hoffnungen machten, dass eine solche Regierung letztlich katholisch sein würde, hatte dieser Gedanke seinen Reiz. Zumindest wäre der König gezwungen, ihnen als Gegenleistung für ihre Unterstützung Gnadenerweise zu gewähren und alle weiteren Siedlungspläne aufzugeben.
    O’Byrne wusste nicht recht, was er davon halten sollte. Alteingesessene irische Aristokraten wie Sir Phelim würden zweifellos der Führungsschicht angehören, und dank der verwandtschaftlichen Bande seiner Frau würde wohl auch er selbst davon profitieren. Aber er bezweifelte, dass es für die kleineren irischen Grundbesitzer dabei viel zu gewinnen gab.
    Und davon abgesehen: Würden sich die Hoffnungen der Katholiken jemals erfüllen? Ihre beiden Forderungen waren den neuenglischen Protestanten im irischen Parlament ein Gräuel, von den Puritanern in London ganz zu schweigen. Der König mochte vielleicht nachgeben, aber die Protestanten niemals.
    Die Zusammenkunft am gestrigen Abend war sehr vertraulich gewesen. Erst nach seiner Ankunft in Dublin hatte er erfahren, was der Verwandte seiner Frau von ihm wollte. »Ich möchte, dass Sie an meiner Stelle hingehen und mir hinterher berichten«, hatte er erklärt. »Noch kann ich mich in dieser Angelegenheit nicht festlegen, das wäre zu gefährlich. Gehen Sie deshalb hin, machen Sie sich kundig, und sagen Sie mir, was Sie davon halten.« In Anbetracht ihrer Beziehung hatte O’Byrne nicht ablehnen können. Wie geheißen hatte er das Haus eines katholischen Gentlemans in der Gemeinde Saint Audoen’s aufgesucht. Drei Stunden lang waren in regelmäßigen Abständen weitere Besucher erschienen. Lord Maguire, O’More. Sie hatten ausführliche Gespräche geführt. Manches, was O’Byrne dabei zu hören bekam, klang beängstigend. Bevor er das Haus wieder verließ, hatte er wie alle anderen schwören müssen, über das, was gesprochen worden war, absolutes Stillschweigen zu bewahren.
    »Interessante

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